Kreuzfahrten liegen weiter im Trend – Wirklich?

Von Claus Blohm @kreuzfahrtcheck

Erklärungsversuche gibt ständig und viele! Ist es ein natürlicher Trend oder ist der Boom eher gemacht von den Marketingexperten der Reedereien? Reedereichefs sprechen gerne von Steigerungen von 5 oder mehr Prozent. Aber Vorsicht man muss genau hinsehen. Mit Gewissheit kann man aber sagen das die Reedereien geschickt den Trend gemacht haben. Dabei gibt es Faktoren die den Reedereien natürlich in die Karten spielen. Derzeit gibt es weltweit 458 Kreuzfahrtschiffe mit ca. 500 000 Betten.

Politische Lage

Da ist zum einen, die politische Lage in Europa und in den von vielen deutschen bevorzugten Urlaubsländern wie Griechenland oder der Türkei.  Da ist ein krisenfreies und vor allem sicheres Kreuzfahrtschiff zum gleichen Preis doch die bessere Wahl. N-TV hat sicher recht,  wenn man dort Kreuzfahrtschiffe als sicherstes Verkehrsmittel bezeichnet.

Imagewandel – Reisende werden jünger

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Wandel der klassischen Kreuzfahrtschiffe zu riesigen Freizeitparks auf See. Klettergarten und Formel 1 Simulator oder riesige Wasserrutschen sind keine seltenen Freizeitangebote mehr an Bord.

Ständig neue Schiffe erweitern das Angebot und drücken damit den Preis. Selbst wenn N-TV dieser Tage von Preissteigerungen spricht, begrenzt sich dieses Phänomen auf die wenigen Ferienwochen in Deutschland.  Da gibt es sogar Anbieter die Buchungen mit Kindern nicht mehr annehmen. Das liegt aber nicht daran, dass kein Platz mehr wäre, sondern das Verhältnis Erwachsene und Kinder im richtigen Verhältnis gehalten werden muss.  Für dieses Vorgehen ist besonders Tui-Cruises mit dem All Inklusive Konzept bekannt.

Kundenkonzept – die ganze Familie – neue Zielgruppen

Das ist dann aber auch schon der wichtigste Grund – die Familienkonzepte an Bord, mit einem riesigen Programm für Kinder aller Altersklassen. Für eine Familie mit Kindern ist eine Kreuzfahrt bei einem der großen Anbieter nicht nur leicht organisiert sondern auch oft eine finanzielle Ersparnis im Vergleich zum klassischen Mallorca Urlaub. Die Kinder werden an Bord fast rund um die Uhr bespaßt und umsorgt. Dabei helfen Kinderclubs, Videospielecken, spezielle Ausflugsprogramme für Kinder oder Zonen wo Kinder Ihren Helden wie Micky Maus oder Donald Duck begegnen können. Dabei achten man insbesondere auf deutschen Schiffen auch auf erzieherische Qualität. Verträge mit Lego oder Ravensburger sind keine Seltenheit.

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Auf der brandneuen MSC Meraviglia bekommen Ihre Kinder ein Armband und Sie können jederzeit per Live Tracking Ihr Kind orten. Das möchte sicher so manche Mutter mit nach Hause nehmen! Bei COSTA Kreuzfahrten gibt es kostenlose Gruppenbabysitter , bei NCL gibt es Kinderzimmer in den Suiten oder bei Tui Cruises reisen Kinder bis 14 gar kostenlos.

Auf einer meiner Reisen habe ich mich mit einem Familienvater unterhalten, der mir freundlich erklärt wer bei Ihnen zu Hause die Urlaubsentscheidungen maßgeblich beeinflusst. Es sind die Kinder die sagen wo es hingehen soll!

Das klassische Kreuzfahrt Publikum trifft sich heute doch eher bei Phoenix Reisen, HL Cruises oder TransOcean je nach Geldbeutel. Für die rasanten Steigerungen der letzten Jahre sind eher AIDA, TUI oder Costa und MSC verantwortlich.

So konnte die Branche die Gästezahl in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppeln. 2017 spricht der Verband CLIA von 26 neuen Kreuzfahrtschiffen auf See oder Fluss. Es werden in 2017 ca. 25,8 Mio Passagiere erwartet. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Steigerung kommt auch aus Deutschland aber auch aus Asien, denn dort wird der Markt gerade erst entdeckt. Wenn man diese Faktoren alle Zusammen betrachtet sind die Steigerungszahlen der letzten 2 Jahre doch eher mit einem aber behaftet und gar nicht mehr so toll.

Die Top-Kreuzfahrtziele im Jahr 2016 (nach Kapazitäten) (Quelle-CLIA)

  1. Karibik (35 Prozent)
  2. Mittelmeer (18,3 Prozent)
  3. Europa ohne Mittelmeer (11,1 Prozent)
  4. Asien (9,2 Prozent)
  5. Australien/Neuseeland/Pazifik (6,1 Prozent)
  6. Alaska (4,2 Prozent)
  7. Südamerika (2,5 Prozent)

Die Reedereien haben das längst erkannt und erweitert weiter in Deutschland die Angebote. Wenn man sich die Zahlen aber genauer ansieht, hat der Trend einen Haken. Die Anzahl der Schiffe und Neubauten in Deutschland steigt stärker als die Anzahl der Passagiere. Es wird also mittelfristig ein massives Überangebot geben und damit dann auch Verlierer. Den Kunden wird es freuen, Denn selbst wenn in den Ferienzeiten die Preise anziehen, werden Preise im Rest des Jahres weiter fallen.

Es wird Verlierer geben

Es wird also in Zukunft wichtiger mit Konzepten zu überzeugen. Den bei der Größe der Schiffe werden bereits jetzt Grenzen erreicht. Die Angebote an Bord ähnelt sich doch sehr egal welcher Name vorne dran steht. Viele Schiffe sind baugleich und von der Stange. Beispiel dafür TUI Cruises die demnächst dann 6 völlig baugleiche Schiffe betreibt. Neue Themen werden das Buchungsverhalten der Kunden der Zukunft bestimmen. Nachhaltigkeit oder Umweltschutz werden oder sind bereits Verkaufsargumente. Individualität wird plötzlich zum Luxus.


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