Kretisches Essen und die Sache mit dem Klo

Von Jasmin Schneider

Die kretische Küche wird ohne Zweifel vom Olivenöl regiert. Es ist so ziemlich in, um und über allem zu finden, was man auf einen Teller tun kann. Ein ganz kleines bisschen kann man den Eindruck gewinnen, dass die Kretels statt Wasser einfach Olivenöl zum Kochen bringen und egal was darin garen.

Kretisches Essen

Die wachsähnlichen Blüten dieses Baums duften absolut lecker nach Zitrone! Hmmm!

Traditionell mag man hier – wie soll es auch anders sein – Lamm, Ziege und Fisch, aber auch eine Vielzahl an absolut frischen Gemüsen und Obst, nicht zu vergessen kretischen Käse und Omelettes. Willst du dich auf Kreta vegan ernähren, ist dein größtes Problem, dass die Griechen nicht einmal ein Wort für diese „sinnlose Diät“ haben, will heißen, das Konzept erst gar nicht verstehen. Wenn du sagst, du seist Vegetarier und allergisch gegen Milchprodukte wird dir gar nicht mal das Ei, sondern hocherfreut das Huhn angeboten, denn Huhn ist für Kreten kein „Meat“, es ist „Poultry“. Und wenn sie dann verstehen, dass du kein Tier isst, bieten sie dir, der dämlichen Touri-Trulla mit dem iPhone Übersetzer, auch gerne mal die Rosmarin-Schnecken an – *röchel*.

Entdeckt: Lemonokipos

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das Lemonokipos in Rethymnon, einem hübschen Städtchen auf Kreta mit einer fantastischen Altstadt.

Sträßchen in Rethymnon auf Kreta

Das Lemonokipos führt eine spezielle Speisekarte für Vegetarier und Veganer (s.o.). Beim Bestellen wird denn auch ein großes Aufhebens darum gemacht, ob du nun Vegetarier oder Veganer bist, was natürlich erst mal Vertrauen schafft. Das reicht dann bis dein Brot kommt, zu dem traditionell getrocknete Tomaten, Oliven und „Flower of the Milk“ gebracht wird. Der Hinweis, dass das aber doch Butter sei, entlockt dem Kellner ein quietschiges Lachen. Nein, das sei doch aber keine Butter, das sei Flower of the Milk, ein speziell hergestelltes Blabla aus… ZIEGENMILCH. Na ja, kann ja mal passieren, ne? Okay, lassen wir das halt stehen. Aber als dann mit den Vorspeisen die „Flava“ (gelbe Bohnenpaste) auch noch mit Eigelb serviert wird, platzt mir dann schon mal die urbane Hutschnur.

Der Rest hingegen, also der tatsächlich vegane „Rest“, wie die gefüllten Tomaten und Zucchini, das Auberginenschnitzel etc. war sau lecker!

Olivenölseifen in Rethymnon, Kreta

Not macht erfinderisch

Aber wir haben ja nicht ohne Grund eine Unterkunft mit Küche gebucht. Dank unseres mehr als großzügigen Hosts Clive stand Sojamilch bereits im Kühli, die auf Kreta ein kleines Vermögen, € 4,20 pro Liter, kostet. In den größeren Supermärkten abseits der Stadt bekommst du aber auch die typischen Alpro Produkte für durchschnittlich € 1 mehr als bei uns. Andere Anbieter, Bioläden, Tofu, Seitan oder gar Tempeh sind in Kreta böhmische Dörfer. Wir jedenfalls haben trotz größter Anstrengung niemanden gefunden, der wusste, was Tofu überhaupt sein soll. Kein Scherz, tut mir leid!

Aber Not macht bekanntlich erfinderisch. Und deshalb habe ich mein geliebtes Tofu Scramble eben nicht mit Tofu, sondern mit Kichererbsen gemacht, voll lecker!

Außerdem haben wir „Cretan Carob“, zu deutsch kretisches Johannisbrot, entdeckt und uns gleich einmal mit Nudeln, Cookies, Tee und Mehl eingedeckt. Johannisbrot wiederum ist in Kreta selbst weit günstiger als bei uns im Bioladen (oder auf deren Webseite), weil es lokal angebaut wird.

Carob-Pasta mit Sojasahne ♥

Die dunkelbraune, schokoladig anmutende Carob Pasta haben wir dann auch gleich mal probiert. Schmeckt lecker, leicht süßlich mit etwas herzhafterem Nachgeschmack. Ich habe 2 Tüten mit nach Hause gebracht und werde demnächst auch dazu ein Rezept posten.

Carob-Pasta auf unserem Schattenbalkon

Fazit

Wer sich auf Kreta, in der buchstäblichen Wiege der Zivilisation, vegan ernähren möchte, braucht eine Unterkunft mit Küche und viel, ganz viel, Geduld.

Und zum Schluss…

…noch die Sache mit dem Klo. In Kreta, wie auch ganz Griechenland (und China), darf man kein Toilettenpapier in die Toilette werfen, man muss es in einem Eimerchen entsorgen, aus dem einen nicht selten weder visuell noch olfaktorisch anregende Zeugen dieser Realität anlächeln. Diese Unart wird praktiziert, weil die Abwasserleitungen zu Verstopfung neigen. Ich führe das jetzt nicht weiter aus, aber ich habe Toiletten gesehen, wo der doppelt und dreifach angebrachte Hinweis ignoriert wurde…. Punkt.

Ich wünsche euch jetzt kein Kopfkino,
Jasmin & die Katz

P.S.  Kreta ist übrigens wirklich sehr schön, sollte sich beim Lesen meiner Artikel bei euch ein anderer Eindruck einschleichen, war das nicht meine Absicht!