Wer nie durch blühende Schluchten, in der Mittagssonne warm nach Erde, Gras und Leben duftenden Olivenhaine, schroffe Felssteige und schattige Laubwälder gewandelt ist, und all das im Laufe einer 2-stündigen Wanderung, wer nie Bikini und Wanderschuhe gleichzeitig anhatte, wer nie in einem Gästezimmer mit Blick aufs rauschende Meer und Jasminblüten vor dem Eingang geschlafen hat, dem rate ich von ganzem Herzen:
Kauf Dir ein Ticket nach Kreta (es gibt zwei Flughäfen, Chania und Heraklion) und verliebe Dich in diese Insel!
Meine Sehnsucht ist jetzt, nicht mal zwei Wochen nach unserer Rückkehr, schon wieder recht arg und ähnlich dem Gefühl, wenn man einen lieben Menschen vermisst.
Da diesmal ja auch Zoé mit ihren fast 2 Jahren auf die Wanderung mitkam, hatten wir zuerst unsere berechtigten Zweifel, ob das Madamchen 1 einhalb Stunden hin- kurze Einkehr in eine Taverne- und wieder 1 einhalb Stunden retour ohne Murren bzw. den üblichen Aussteig-Versuchen aus der Baby-Trage (eine Art Rucksack, vorne und eben hinten zu tragen-eine fantastische Erfindung!) mitmachen würde.
Aber wie sie das mitmachte!
Mein Herz wurde ganz weich: Mein Kind scheint Kreta genauso zu lieben, wie ich, was für eine selige Vorstellung! (Zumindest bis irgendwann um den 15. Geburtstag herum, ab dem dann eh alles uncool sein wird… Aber , wie man in Italien sagt: ‘Chi vivrà, vedrà! oder salopp auf wienerisch formuliert: ‘Schau ma mal!’)
Wer also relativ kurze, aber landschaftlich umwerfend schöne Wanderungen rund um Paleohora machen will, dem empfehle ich folgende zwei Touren.
1. Anidri Schlucht: Eine der vielen kleinen Schwestern der berühmten Samaria Schlucht, es sind etwa 15 Minuten Fahrt zum kleinen, oberhalb von Paleohora liegenden Dorf Anidri.
Dort angekommen beginnt der Weg nach unten, Richtung Meer, gleich neben der Taverne rechts. (Deswegen ist das Erwandern einer Schlucht ja so schön: Man geniesst die Schönheit der Berg-Landschaft, die Schlucht führt einen direkt an den Strand, wo man seinen erhitzten Körper in die kühlenden Fluten stürzt. Dann ein Mythos-Bier oder ein Nescafé Frappé- unbedingt ausprobieren, die Griechen trinken das mit Wonne und zu jeder Uhrzeit!- an der Strandbar, kurzes Rasten und es geht wieder zurück.)
Man nimmt also den Weg neben der Taverne (exzellente Küche, witziges, junges Team, erstaunlich günstig und mit einer herrlichen Terrasse) kommt an ein paar Wohnhäusern, einer Kapelle und vielen Schafen vorbei und dann beginnt der Wanderweg.
Man folgt eigentlich immer dem kleinen Bach (und den auf den Felsen aufgesprayten weissen Punkten) und kann sich praktischerweise zwischendurch die Füsse darin kühlen, einfach paradiesisch!
Es gibt den ganzen Weg entlang genug Schatten, und ausser ein, zwei Passagen, wo man geschickt durch die Felsbrocken steigen muss, ist es eigentlich eher ein wunderschöner Spaziergang als eine Wanderung.
Besonders die Geräuschkulisse, das Summen der Natur, das Rascheln der Gräser, der Bach mit seinem stillen Plätschern, die Grillen, ab und zu das Meckern einer Ziege, das verhaltene Rauschen der Blätter (es gibt Nadel-und Laubbäume) und die unendliche Ruhe der Felsen, die rechts und links über einem aufragen, ist so unbeschreiblich entspannend, dass man gar nicht anders kann, als alle Sorgen zu vergessen. Man dankt einfach nur dem Himmel, dass man an diesem schönen Ort sein kann.
In einer Stunde ist man am Ziel, die pink blühenden Oleanderbüsche zeigen einem an , dass der Strand schon ganz nah ist.
Der Strand (Andidri Beach) ist sehr schön, mit Sand und einer kleinen Bar. Ideal auch, wenn es windig ist, denn lagebedingt wird der Wind etwas abgehalten. Perfekt mit kleinen Kindern, man kann gut ins Meer kommen und es gibt keine hohen Wellen!
Wieder aufwärts nach Anidri geht es dann recht schnell, wahrscheinlich, weil man den Weg ja schon kennt!
Wegzeit Anidri Dorf – Anidri Strand : 1 Stunde ( und eine Stunde wieder retour)
2. Der zweite Wandervorschlag ist der Weg vom ‘Bergdorf’ Azogires nach Anidri (Dorf), wo man dann zur Mittagszeit die Gelegenheit hat, in der Taverne zu speisen. Was man nicht auslassen sollte, denn es wird überdurchschnittlich gut gekocht und jeden Tag stehen andere Gerichte auf dem Menüplan.
Taverne Anidri
Man fährt, von Paleohora kommend, bis ans Ende des Ortes (ca. 150 m nach dem Café Alpha) und parkt sein Auto irgendwo im Schatten.
Ein kleiner, kaum erkennbarer Steig rechts von der Strasse ist der Beginn der Wanderung (man kann ja auch fragen, wenn man ihn nicht findet…).
Man kommt an einem Hühnergatter vorbei, dann beginnt schon der Wald und man sieht eine Brücke, unter der ein Bach mit ziemlicher Wucht durchrauscht, es ist wie in einem Film. Es geht über die Brücke weiter, links ein Kloster, Pinienwald, noch ein paar Olivenbäume, und- auf einmal wird der Blick über das Tal, die Weite, das Meer am Horizont, frei!
Dann geht es, ein bisschen ‘alpiner’ als in der Anidri Gorge, über felsiges, mit Thymian und anderen Bergsträuchern und eher wenig bewachsenes Terrain über die Berge, rote Erde und Stein unter den Füssen!
Man schaut, wo man seine Schritte setzt, und man sollte einigermassen gutes (Wanderschuhe empfohlen) Schuhwerk anhaben. Dann ist es eine traumhafte und leichte Wanderung mit umwerfender Aussicht und man kann Kreta pur geniessen!
Wegzeit: Azogires -Anidri 1 1/4 Stunden
Wenn man wieder in Azogires retour ist, das Café Alpha (sehr ‘typisch’, sehr ‘einheimisch’) lädt zur Rast ein.