Kreide fressen

Kreide fressen Titel: Kreide fressen: Mein zerfetztes Leben
Autor: Anna Silvia
Genre: Biografie/Erfahrung
Verlag: Rowhlt Verlag
Format: Taschenbuch, 256 Seiten
ISBN: 978-3499631702


Kauft doch wieder mal in der örtlichen Buchhandlung ein!

Anna Silvia erzählt ihren Lebensweg, der vom Missbrauch in der Kindheit, zur Bulimie und später zur Prostitution führt. So viel zur Kurzfassung, doch das Leben ist viel länger, hat mehr Nuancen.
Erwartet hatte ich mir, wenn man nur den Klappentext betrachtet, ein Erfahrungsbericht über Bulimie. Die Probleme, die das Essen bereitet, wie sie sich im Alltag wiederspiegeln und wie schwer es ist, gegen das Umfeld zu bestehen. Was ich erhalten habe, war eine vielschichtigere Geschichte, die sich letztlich doch irgendwie vordergründig um das Thema Prostitution gedreht hat.

Es ist irgendwie schwer zu schreiben, was der Inhalt nun ist – zu Beginn lernen wir die Autorin kennen und durchwandern mit ihr gemeinsam ihre Kindheit, die durch Missbrauch von Bekannten der Eltern geprägt ist. Auf der einen Seite beschreibt sie die Situationen ziemlich nüchtern und doch brennen sich die Details, die sie ebenfalls anführt, sofort ein und es macht das Lesen schwer. An manchen Stellen dachte ich mir: „Muss man es so schonungslos niederschreiben?“, allerdings, zu diesem Ergebnis bin ich gekommen, geht es nicht darum, was ich für richtig halte, sondern darum, was Anna Silvia dafür hält. Es ist ihre Geschichte und sie zu erzählen, bleibt ganz alleine ihr über, jedoch, so viel sei gesagt, ist eigentlich das ganze Buch ziemlich triggerlastig.

In der Jugend beginnt sich die Bulimie einzuschleichen und was wirklich gut war, dass es der Autorin tatsächlich nicht vordergründig darum geht, schlank zu sein – nein, sie möchte die Macht über ihren Körper haben, möchte ihn beherrschen, weil sie viel zu lange machtlos war. Im Hinterkopf hat man oft, dass eine Essstörung immer damit verbunden ist, dass der Betroffene um jeden Preis dünn sein möchte, meist spielt Macht immer mit, aber hier ist sie im Vordergrund statt Begleiterscheinung.

Sich selbst als wertlos erachtend kommt Silvia Anna an den „falschen“ Mann, der sie auf den Weg der Prostitution bringt. Der Großteil des Buches befasst sich mit diesem Thema, es kam mir sogar ein wenig so vor, dass die Bulimie gar nicht das Hauptthema (des Buches) war.
Die Autorin beschreibt, weshalb sie sich Männern unterwirft, aus welchen Gründen sie ihren Körper „benutzen“ lässt. Die Erzählung gehen bis in die SM-Szene, in welcher Silvias Devotheit mit offenen Armen aufgenommen wird.
Ist die Szene auch, was man den Worten glauben kann, eine sehr zuvorkommende, ist dort auch nicht alles gut und es kommt zu Momenten, die schwer zu ertragen sind. Oft habe ich mich gefragt, warum sie sich das antut und im nächsten Satz habe ich die Erklärung geliefert bekommen: sie sieht ihren eigenen Wert nicht.

Sich als minderwertig zu erachten, dieses Thema durchzieht dieses Buch und irgendwann kommt es zu einem Klinikaufenthalt, Menschen, die ihr sagen, wie wertvoll sie ist, doch auch  am Ende merkt man, dass die Autorin noch längst nicht angekommen ist, bei sich selbst, aber dass sie kämpft, wenn nicht für sich selbst, dann doch zumindest für die Menschen, die ihr Halt bieten, wenn sie haltlos durch die Zeit schwankt.



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