Krebsvorsorge sollte auch für Frauen eine Selbstverständlichkeit sein. Eine Untersuchung, die oft nicht mehr als ein paar Minuten dauert, kann einem Jahre an Lebenszeit schenken. Zeit, in der man nicht in einem Krankenhaus bleiben muss, Zeit, die man ohne Chemo, Operation oder Bestrahlung bei seiner Familie verbringen kann. Wer regelmäßig zur Krebsvorsorge geht, der erhöht die Chance, dass der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt wird dramatisch. Und je eher der Krebs entdeckt wird, desto besser stehen die Heilungschancen.
Vor kurzem haben wir erfahren, dass meine Schwiegermutter Gebärmutterhalskrebs hat. Der Krebs ist sehr weit fortgeschritten. Ich möchte hier nicht darauf eingehen, wie die Prognose bei Gebärmutterhalskrebs in solch einem Stadium ist, ich möchte positiv denken und glaube daran, dass meine Schwiegermama die Behandlung gut übersteht und bald wieder so gesund ist, dass sie ihren Enkel aufwachsen sieht.
Aber ich möchte hier an alle appellieren, die schon länger nicht mehr beim Frauenarzt waren und nur sporadisch oder gar nicht zur Krebsvorsorge gehen, oder die Frauen kennen, bei denen dies der Fall ist. Bitte, nimm dir diese Zeit! Mache einen Termin beim Frauenarzt. Wenn du dich bei deinem Frauenarzt nicht wohl fühlst, suche einen anderen. Auch wenn Verhütung und Kinderkriegen keine Themen mehr sind, diese Arztbesuche sind wichtig! Denn je eher der Krebs entdeckt wird, desto einfacher ist die Behandlung. Meine Schwiegermutter war seit Jahren nicht mehr beim Frauenarzt und nur so konnte der Krebs unbemerkt so groß werden.
Krebsvorsorge für Frauen: Krebs an den weiblichen Geschlechtsorganen
Krebs kann eigentlich überall an den weiblichen Geschlechtsorganen vorkommen. Tückisch ist, dass Krebs an den meisten inneren Organen, wie zum Beispiel der Gebärmutter, sehr lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Erst in einem späten Stadium kann es zu irregulären Blutungen, Kontaktblutungen bei Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Gehen, einem Urinstau oder Thrombose kommen. Wenn solche Symptome auftreten, ist der Krebs jedoch oftmals schon so weit fortgeschritten, dass eine Behandlung schwierig wird.
Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs war vor 1971 die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 1971 wurden dann die gesetzlichen Früherkennungsprogramme eingeführt und dies führte zu einem Abfall von Platz 1 auf Platz 12. Dieser Rückgang ist dadurch begründet, dass in die Statistik keine Krebs-Vorstufen aufgenommen werden, bedeutet: Seit der Einführung der Früherkennung wurde bei sehr vielen Frauen der Krebs schon in einem frühen Vor-Stadium entdeckt. Dadurch sank auch das Risiko an Gebärmutterhalskrebs zu sterben drastisch: Waren es vor 30 Jahren noch etwa 3.200 Frauen, so hat sich diese Zahl seitdem um die Hälfte reduziert.
Da es so entscheidend ist, wann der Krebs entdeckt wird, haben jüngere Patientinnen oftmals bessere Heilungschance. Sie gehen meist regelmäßiger zum Frauenarzt und nehmen dadurch regelmäßiger an den Programmen zur Krebsvorsorge teil. So kommt es, dass das mittlere Erkrankungsalter bei invasiven Tumoren (Tumore, die sich schon stark verbreitet haben) bei 53 Jahren liegt und das mittlere Erkrankungsalter für Tumore, die sich noch nicht so stark verbreitet haben (In-situ-Karzinom) bei etwa 34 Jahren liegt.
Der Pap-Abstrich
Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird der sogenannte Pap-Abstrich durchgeführt: Dabei wird mit einem Teststäbchen etwas Sekret am Gebärmutterhals entnommen und dieses wird dann auf Auffälligkeiten untersucht. Besonders ist an diesem Test, dass so nicht nur Krebs erkannt werden kann, sondern auch die Vorstufen. Dieser Abstrich wird in Deutschland bei Frauen ab 20 Jahren einmal im Jahr kostenlos durchgeführt.
Der Test ist zwar nicht perfekt und es werden nicht alle Frauen erkannt, die tatsächlich unter Gebärmutterhalskrebs oder einer Vorstufe leiden, wenn man den Test aber jährlich durchführt, erhöht sich die Sensitivität drastisch. So werden bei einer einmaligen Untersuchung nur etwa die Hälfte der Frauen mit Krebs erkannt, wenn man aber vier Jahre hintereinander den Test durchführt, werden schon 90 % von ihnen richtig erkannt.
Natürlich kann es auch sein, dass man ein auffälliges Testergebnis erhält, obwohl man vollkommen gesund ist. Da ein auffälliger Befund aber zunächst nur weitere Untersuchungen nach sich zieht, wird man schnell Gewissheit haben.
Brust
Brustkrebs ist eine weitere Krebserkrankung, die sehr viele Frauen betrifft. Hier ist die Früherkennung allerdings nur bedingt hilfreich: Während die Abtastung lediglich Tumore aufdecken kann, die bereits eine bestimmte Größe erreicht haben, scheint zumindest die Mammographie, die Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre durchführen lassen können, die Sterblichkeit bei dieser Gruppe zu senken. Eine abschließende Bewertung dieser Ergebnisse steht jedoch noch aus. Ebenso zur Früherkennung gehören jedoch Gespräche mit dem behandelndem Arzt, in welchen Risiken und Vorbelastungen abgeklärt werden können. Auch hier gilt: je eher der Krebs entdeckt wird, desto besser die Prognose.
Krebs an den Eierstöcken oder der Scheide
Auch diese Organe können von Krebs betroffen sein, bisher gibt es hier aber noch keine sinnvollen Früherkennungsmaßnahmen. Da diese Krebsarten vergleichsweise wenig verbreitet sind, ist hier vor allem auf familiäre Vorbelastungen zu achten und solche dem behandelnden Arzt mitzuteilen. Auch bei Beschwerden sollte natürlich immer frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.
Kostet die Krebsfrüherkennung etwas?
Nein. Wenn man die Untersuchungen in den empfohlenen Intervallen durchführt, entstehen für den Patienten keinerlei Kosten. Die Krankenkassen übernehmen diese komplett und bezahlen auch die weiterführenden Untersuchungen, sollte einer der Befunde auffällig sein. Frauen, die die Krebsfrüherkennung in Anspruch nehmen, müssen lediglich ein paar Minuten ihrer Zeit opfern, erhalten dafür aber eventuell Jahre an Lebenszeit. Darum bitte ich dich: Leg deiner Mama, Oma, Tante, Freundin, dir selbst nahe zur Krebsfrüherkennung für Frauen zu gehen. Nutze diese Möglichkeit! Für dich selbst. Für deine Kinder. Für deinen Partner und alle Menschen in deinem Leben.
Literatur:
Deutsches Krebsforschungszentrum – Krebsinformationsdienst. https://www.krebsinformationsdienst.de
Goerke, K. (2011). Last minute Gynäkologie. München: Elsevier Urban & Fischer Verlag.
Gruber, S. (2009). BASICS Gynäkologie und Geburtshilfe. München: Elsevier Urban & Fischer
Waldmann-Rex, S., & Straßburger-Lüchow, I. (2007). Gynäkologie und Geburtshilfe Kurzlehrbuch für Pflegeberufe. München: Elsevier Urban & Fischer