Aus: Spektrum der Wissenschaft, März 2012
Schon vor über hundert Jahren experimentierten einige Krebsmediziner mit provozierten Fieberschüben, um ihre Patienten zu heilen. Manchmal zeitigten sie damit tatsächlich Erfolge. Anscheinend stachelte das hohe Fieber das Immunsystem der Kranken an, bösartige Tumoren effektiv anzugreifen.
Doch später, als die Strahlen- und Chemotherapie aufkamen, verfolgten Forscher den Weg des therapeutischen Impfens gegen einen bestehenden Krebs kaum noch. Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es dazu neue Studien. Allerdings zu verstehen, welche molekularen Vorgänge beim Immunsystem in Gang gebracht werden müssen, um eine Krebsgeschwulst tatsächlich zu vernichten, erwies sich zunächst als schwierig. In letzter Zeit macht die Forschung auf dem Feld aber Fortschritte. So wurde in den USA im letzten Jahr eine Vakzine gegen Prostatakrebs zugelassen, die das Leben betroffener schwerkranker Männer immerhin mindestens um einige Monate verlängern kann.
Wie diese und andere neue Immuntherapien gegen Krebs funktionieren, beschreibt der amerikanische Mediziner Eric von Hofe in der Märzausgabe von "Spektrum der Wissenschaft". Er ist Präsident der Firma Antigen Express in Worcester (Massachusetts). Bei früheren Immunexperimenten, etwa gegen schwarzen Hautkrebs, entnahmen die Mediziner den Kranken spezielle Immunzellen, die sie manipulierten, dann vermehrten, und den Patienten wieder injizierten.
Bei einigen der neueren Methoden versuchen die Forscher, ohne Entnahme von Immunzellen auszukommen. Sie verabreichen den Patienten beispielsweise gentechnisch manipulierte Zellen des Tumors. Oder, noch einfacher, sie impfen mit charakteristischen Molekülen der Krebsgeschwulst. Manche Forschergruppen, auch von Hofes Unternehmen, experimentieren mit Peptiden, also kleinen Proteinstücken, die sich leicht gezielt umbauen lassen, so dass das Immunsystem besonders stark darauf anspricht.
Von Hofes Fazit derzeit: Monate, selbst ein Jahr, können verstreichen, bis die Abwehrkräfte genügend darauf getrimmt sind, den Krebs wirksam zu bekämpfen. Die besten Gesundungschancen mit solchen Methoden bestehen deswegen wohl im Frühstadium der Krankheit. Ist sie schon fortgeschritten, muss man auch weiterhin zunächst auf konventionelle Eingriffe setzen. Die Immuntherapie könnte dann vielleicht ergänzend Rückschläge abfangen.
Wie von Hofe schreibt, haben die Mediziner zwar noch keine Wunderwaffe gegen Krebs in der Hand. Aber die Phase blinden Vortastens und vergeblichen Probierens der therapeutischen Krebsimpfung könnte bald überwunden sein.
Schon vor über hundert Jahren experimentierten einige Krebsmediziner mit provozierten Fieberschüben, um ihre Patienten zu heilen. Manchmal zeitigten sie damit tatsächlich Erfolge. Anscheinend stachelte das hohe Fieber das Immunsystem der Kranken an, bösartige Tumoren effektiv anzugreifen.
Doch später, als die Strahlen- und Chemotherapie aufkamen, verfolgten Forscher den Weg des therapeutischen Impfens gegen einen bestehenden Krebs kaum noch. Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es dazu neue Studien. Allerdings zu verstehen, welche molekularen Vorgänge beim Immunsystem in Gang gebracht werden müssen, um eine Krebsgeschwulst tatsächlich zu vernichten, erwies sich zunächst als schwierig. In letzter Zeit macht die Forschung auf dem Feld aber Fortschritte. So wurde in den USA im letzten Jahr eine Vakzine gegen Prostatakrebs zugelassen, die das Leben betroffener schwerkranker Männer immerhin mindestens um einige Monate verlängern kann.
Wie diese und andere neue Immuntherapien gegen Krebs funktionieren, beschreibt der amerikanische Mediziner Eric von Hofe in der Märzausgabe von "Spektrum der Wissenschaft". Er ist Präsident der Firma Antigen Express in Worcester (Massachusetts). Bei früheren Immunexperimenten, etwa gegen schwarzen Hautkrebs, entnahmen die Mediziner den Kranken spezielle Immunzellen, die sie manipulierten, dann vermehrten, und den Patienten wieder injizierten.
Bei einigen der neueren Methoden versuchen die Forscher, ohne Entnahme von Immunzellen auszukommen. Sie verabreichen den Patienten beispielsweise gentechnisch manipulierte Zellen des Tumors. Oder, noch einfacher, sie impfen mit charakteristischen Molekülen der Krebsgeschwulst. Manche Forschergruppen, auch von Hofes Unternehmen, experimentieren mit Peptiden, also kleinen Proteinstücken, die sich leicht gezielt umbauen lassen, so dass das Immunsystem besonders stark darauf anspricht.
Von Hofes Fazit derzeit: Monate, selbst ein Jahr, können verstreichen, bis die Abwehrkräfte genügend darauf getrimmt sind, den Krebs wirksam zu bekämpfen. Die besten Gesundungschancen mit solchen Methoden bestehen deswegen wohl im Frühstadium der Krankheit. Ist sie schon fortgeschritten, muss man auch weiterhin zunächst auf konventionelle Eingriffe setzen. Die Immuntherapie könnte dann vielleicht ergänzend Rückschläge abfangen.
Wie von Hofe schreibt, haben die Mediziner zwar noch keine Wunderwaffe gegen Krebs in der Hand. Aber die Phase blinden Vortastens und vergeblichen Probierens der therapeutischen Krebsimpfung könnte bald überwunden sein.