Kreativer Umgang mit Wut und Frust

Von Perfektwir

Der perfekte Sohn und ich hatten keinen guten Tag gestern. Er fand jedes Nein von mir eins zuviel, und ich fand jede Widerrede von ihm eine zuviel. Daraus ergab sich unter anderem folgende Situation:

Wir spielten “Verrücktes Labyrinth”, ein Spiel das wir erst vor kurzem in unser Repertoire aufgenommen haben, weshalb wir noch nicht ganz sattelfest sind mit den Regeln, respektive die Regeln noch nicht für uns beide stimmig angepasst haben. Jedenfalls sagte ich Nein, als er in meinen Augen zum wiederholten Mal etwas Regelwidriges tat, worauf er schrie, er mache es aber trotzdem so, worauf ich wiederum aufstand und erklärte, ich spielte nicht mit, wenn ich angeschrien werde.

Ich verzog mich in mein Büro, er schrie noch eine Weile weiter, schimpfte dann vor sich hin, und erstaunlich bald war Ruhe im unteren Stock. Später, als ich mich wieder bereit fühlte, mich unter meine Familie zu mischen, erfuhr ich, was zu dieser erstaunlich kurzen Dauer des Frustanfalls geführt hatte, und ja, ich freute mich über beides.

  1. Die perfekte Tochter hatte ihrem Bruder erklärt, sie müsse nur noch die Hausaufgaben fertig machen, dann würde sie mit ihm spielen (allerdings nicht das Verrückte Labyrinth, sondern ein Spiel mit etablierten Familienregeln). Was sie dann friedlich und ohne Streit taten, während ich im Büro noch etwas meinem Frust fröhnte. (Ja, ich habe die perfekte Tochter ganz fest umarmt!)
  2. Der perfekte Sohn hatte das Regelwerk des Verrückten Labyrinths angepasst. Die mit grünem Farbstift in der Spielanleitung festgehaltene neue Regel lautet: “Ales won L. sagt schtimt.”

Beim Gutenachtsagen wünschten wir uns beide, dass der nächste Tag weniger konfliktreich werde, und er meinte: “Weisst du, du hast schon blöd getan heute. Und du findest wahrscheinlich, ich habe blöd getan. Man findet immer, der andere tue blöder, sonst wäre es ja unlogisch.” Er kicherte, und ich fand, dass gerade jetzt die neue grüne Spielregel zum Zug gekommen war.