Kräuterwochen auf Lucies Hundefutterblog

Von Update

Eines der ältesten Heilverfahren ist die Pflanzenheilkunde. Die sogenannte Phytotherapie (Phyton=Pflanzen, Therapeia=Pflege) bezeichnet Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten durch Pflanzen, Pflanzenteile und Zubereitungen aus diesen.

Natur-Trend

In der heutigen Zeit ist die Gabe von Kräutern und Pflanzen sehr modern geworden, es gibt einen „zurück zur Natur“ – Trend, der sich auch in der Hundeernährung niederschlägt. So ist es eine weitverbreitete Vorgehensweise, Hundefertigfutter alle möglichen Kräuter beizumischen. In den allermeisten Fällen sind diese Beimischungen jedoch relativ sinnfrei. Nicht jeder Hund muss z. B. durch die Beigabe von Fenchelsamen permanent gegen Blähungen behandelt werden.

Die Basis der Pflanzenheilkunde bildet die Heilpflanzenkunde. Diese Wortumdrehung zeigt noch einmal deutlich, was die Grundlage ist, nämlich das Heilen. Es sollte klar sein, dass es nicht zweckdienlich ist, mit Kräutern um sich zu werfen, nach dem Motto „viel hilft viel“ und irgendwas werde ich schon erwischen, was therapiert werden kann. Die Pflanzenheilkunde sollte gezielt eingesetzt werden als das was sie ist, eine Heilkunde.

Häufig wird die Homöopathie mit der Pflanzenheilkunde gleichgesetzt. Der Satz “das ist ja rein pflanzlich” fällt oft im Zusammenhang mit der Homöopathie, jedoch haben beide nicht viel gemein. Die Homöopathie ist eine völlig andere Heilweise und basiert nicht auf den Wirkstoffen der Pflanzen. Außerdem bilden in der Homöopathie nicht nur Pflanzen die Basis, es kann sich um  konzentrierte Zubereitungen pflanzlichen, tierischen oder menschlichen Ursprungs handeln, oder auch um chemische oder mineralische Substanzen.

Hintergründe

Erste schriftliche Aufzeichnungen zur Verwendung von Kräutern findet man in einem chinesischen Heilpflanzenbuch aus dem Jahr 3700 v. Chr. Die Pflanzenheilkunde ist fester und wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin und auch in Indien reicht die traditionelle Anwendung von Heilpflanzen mehr als 3000 Jahre zurück. In allen so genannten Hochkulturen (Inka, Maya, Ägypter) waren Heilpflanzen wichtige Heilmittel.

Schon Hippokrates, der als „Urvater der Medizin“ gilt, gab in seinen Schriften Anleitungen zum Umgang mit Heilkräutern. Und wenn man sich näher mit der Pflanzenheilkunde beschäftigt, kommt man an Namen wie Hildegard von Bingen, Paracelsus oder auch Pfarrer Sebastian Kneipp nicht vorbei. Sie alle haben für die Erhaltung und Weitergabe der Pflanzenheilkunde wichtige Beiträge geleistet.

Wissenschaftlich betrachtet

Eine wichtige Tatsache für den Erfolg der Pflanzenheilkunde ist ihre wissenschaftliche Belegbarkeit. Quasi ein Ableger der Pflanzenheilkunde ist die Pharmakotherapie. Pharmakotherapie ist die Anwendung von Arzneimitteln zu Heilzwecken.

Phytopharmaka sind zugelassene Arzneimittel, die auf der Anwendung von Heilpflanzen basieren. Diese haben ihren festen Platz in der schulmedizinischen Therapie von Erkrankungen. In der Humanmedizin gibt es klinische Studien zu Wirkungen von Heilpflanzen, auf die Veterinärmedizin trifft dies jedoch nicht zu.

Die Anwendung bei Tieren ist nicht gleichzusetzen mit der bei Menschen und beruht vor allem auf überliefertem Erfahrungswissen. Die Therapieergebnisse können nicht 1:1 von Mensch auf Tier übertragen werden, da die Wirkungen teils sehr unterschiedlich sein können. Das trifft auch auf unterschiedliche Tierarten zu. Was für eine Katze hilfreich ist, muss bei einem Hund noch lange nicht helfen.

Hundegras

Manch ein Hundehalter stellt sich die Frage, warum Hunde immer mal wieder zur Kuh mutieren und mit Hingabe Grashalme kauen. Die Antwort ist in der Pflanzenheilkunde zu finden. Die Quecke, umgangssprachlich auch Hundegras genannt, hat therapeutische Wirkung auf den Darmtrakt. Dies erklärt auch das häufig danach auftretende Erbrechen, die Quecke hilft dem Darmtrakt etwas loszuwerden, was raus muss. Häufiges Grassfressen kann also auch ein Hinweis darauf sein, dass mit dem Magen-Darm-Trakt etwas nicht stimmt.

Anwendung

Die Anwendung und Verabreichung von Heilpflanzen ist auf verschieden Arten möglich. Es wird unterschieden zwischen der äußerlichen und der innerlichen Anwendung. Heilpflanzen werden in Form von Frischpflanzen, Drogen oder Extrakten eingesetzt. Weiter können diese zu Tees, Tropfen, Salben, Abkochungen, Aufgüssen, Sirup, Kaltauszügen oder auch Pillen verarbeitet werden. Auch ätherische Öle sind beliebt und verbreitet in der Anwendung.

Drogen

Dies sind Pflanzen und Pflanzenteile, die getrocknet und zerkleinert und so lagerfähig gemacht sind. Getrocknete Heilpflanzen entfalten ihre Wirkung etwa ein Jahr lang, daher sollten nie mehr Pflanzen gesammelt/eingekauft werden, als für einen gewissen Zeitraum benötigt werden.

Extrakte

Diese enthalten die Wirkstoffe der Pflanze quasi in konzentrierter Form und können sowohl aus den Frischpflanzen, als auch aus den Drogen gewonnen werden. Durch verschiedene Lösungsmittel können verschiedene Wirkstoffe von der Pflanze gelöst werden. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die ätherischen Öle. Es gibt Fluidextrakte, Dickextrakte und Trockenextrakte. Der Unterscheid besteht in der Konsistenz. Weitere Extrakte sind Tinkturen, Ölmazerate oder auch Presssäfte.

Die Wirkstoffe der Heilpflanzen

Die spezifischen Inhaltsstoffe der Pflanzen sind die Grundlage ihrer verschiedenen Wirkweisen. Auch ein wichtiger Faktor ist die Kombination vieler Wirkstoffe, da immer mehrere Wirkstoffe zusammen die heilende Wirkung ausmachen. Die Substanzen entstammen dem sekundären Stoffwechsel der Pflanzen. Pflanzen benötigen die sekundären Pflanzenstoffe zum Überleben (Schutz vor Sonneneinstrahlung, Fressfeinden, etc.). Der primäre Stoffwechsel ist die Photosynthese. Die Wirkstoffe können in verschiedene Gruppen unterteilt werden:

Ätherische Öle

Ätherische Öle sind in vielen Pflanzen enthalten, verarbeitet werden meist jedoch die Pflanzen, welche sich durch einen hohen Gehalt auszeichnen, der zwischen 0,1 und 10 Prozent liegt. Ihre Zusammensetzung besteht aus Stoffgemischen, die teilweise aus über 100 verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt sind. Ihre Heilwirkung basiert meist aber auf einem Hauptbestandteil. Typisch ist natürlich ihr starker Geruch, sie wirken entzündungshemmend, harntreibend, antibakteriell, antirheumatisch, krampflösend, verdauungsregulierend, durchblutungsfördernd, Auswurf fördernd, antiparasitär und ausgleichend.

Alkaloide

Diese Stoffe haben eine starke Wirkung und sind meist giftig. Viele Alkaloide haben ihren festen Platz in der Schulmedizin, wie z.B. Codein oder auch Morphin. Aufgrund der starken Wirkungen ist von einer Selbstmedikation dringend abzuraten.

Bitterstoffe

Diese haben einen bitteren Geschmack und regen die Sekretion von Magensaft, Speichel und Galle an. Sie werden bei Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit eingesetzt. Aufgrund ihrer kräftigenden Wirkung auf den gesamten Organismus finden sie auch bei Erschöpfungszuständen Anwendung.

 Scharfstoffe

Diese sind hauptsächlich in Pflanzen enthalten, die wegen ihrem scharfen Geschmack gerne zum Würzen verwendet werden. Ihre Wirkung liegt im Bereich von haut und Schleimhäuten und wird durch heftige Reaktionen der Schmerz- und Thermorezeptoren in diesen Bereichen versursacht. Sie werden als Salben und Tinkturen angewendet und können eine Schmerzreduktion bewirken, die örtliche Durchblutung wird angeregt. Innerlich haben sie eine kreislauf- und verdauungsregulierende Wirkung.

Saponine

Diese heißen so wegen ihrer seifenähnlichen Wirkung (Sapo=Seife), sie können wegen ihrer starken Oberflächenaktivität hartnäckigen, zähen Schleim verflüssigen. Früher wurden Pflanzen, die Saponine enthalten, oft als Waschmittel eingesetzt. Saponine wirken sekretionsanregend, Auswurf fördernd und entzündungshemmend. Eingesetzt werden sie zur Blutreinigung, Entzündungshemmung und natürlich, um die Bronchien von zähem Schleim zu befreien. Saponine dürfen nicht bei Blutungen und Geschwüren im Verdauungstrakt angewendet werden, da sie so in die Blutbahn gelangen könnten. Bei Überdosierung kann es zu Brechreiz kommen!

 Glykoside

Glykoside sind Substanzen mit Molekülen, die einen zuckerhaltigen Teil (Glykon) und einen zuckerfreien Teil (Genin) haben. Je nach der Beschaffenheit des Genins werden sie in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt. So können sie herzstärkende Wirkung haben, abführende Wirkung oder auch eine hormonähnliche Wirkung.

Gerbstoffe

Durch ihre Eiweiß verhärtende Wirkung können Gerbstoffe eine Schutzschicht auf entzündeter haut oder Schleimhäuten bilden. So können sie Krankheitserregen die Lebensgrundlage nehmen. Meist werden Gerbstoffe zur äußerlichen Behandlung eingesetzt. Bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt kommen sie auch innerliche zur Anwendung. Bei Alkaloid- oder Schwermetallvergiftung können sie als Gegengift eingesetzt werden.

Pflanzenschleime

Dies sind Kohlenhydrate, die in Verbindung mit Wasser quellen und so dickflüssige Lösungen bilden. Sie können auf wunder, gereizter Haut oder auch auf Schleimhäuten einen Schutzfilm bilden. Anwendung finden sie schwerwiegenden Magen-Darm- oder Stoffwechselerkrankungen, vor allem aber bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder im Magen.

Mineralien, Spurenelemente und Vitamine

Auch solche essentiellen Nährstoffe finden sich in den Pflanzen. Diese sind wichtig für Stoffwechselvorgänge, Körperaufbau und Immunsystem. Beim Einsatz von Pflanzen zur Nährstoffversorgung sollten aber nie die therapeutischen Wirkungen außer Acht gelassen werden, die diese Pflanze durch ihre anderen Wirkstoffe haben kann.