Krankenkassen: Treiben tatsächlich Ärzte Leistungserbringer die Kosten?

Der Satz „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ wird im Allgemeinen dem britischen Politiker Winston Churchill zugeschrieben, er mag aber auch vom deutschen Reichspropagandaminister Joseph Goebbels herrühren, der diese Aussage Churchill andichtete.

Tatsache ist jedenfalls, dass es sich dabei nicht nur um ein geflügeltes Wort handelt, sondern um eine Lebensweisheit, die von vielen tagtäglich angewandt wird.

Jetzt war mal wieder das Gesundheitswesen ran:

Die Barmer GEK stellt ihren ihren Heil- und Hilfsmittelreport vor und nannte es beunruhigend, dass die Kosten für die Heil- und Hilfsmittel gestiegen seien, und zwar auf insgesamt 10 Milliarden Euro im Jahre 2009; dies entspreche einer Steigerung um 2,3% bei den Heil- und von 5,8% bei den Hilfsmitteln; als kleines Bonmot am Rande teilte die Kasse mit, dass in Mecklenburg-Vorpommern doppelt so viele Kinder Einlagen erhalten würden wie in Baden-Würtemberg und folgerte daraus ironisch, in Norddeutschland befände sich ein Schwerpunkt von Plattfüssen – nun ja, solche Aussagen zeigen dann schon den Tiefgang der Ausführungen.

Gleichzeitig wurden die neuen Kennziffern für die Ärztehonorare veröffentlich: um die 33 Milliarden Euro werden dafür im Jahre 2011 fällig, was einer Steigerung um 675 Milllionen bis 1 Milliarde Euro entspricht – je nach Interpretation. Die Erhöhung wird schwerpunktmässig, nämlich mit rund 500 Millionen im Südwesten der Republik sowie in Bayern und im Rheinland. Dort war in der Vergangenheit der Anstieg deutlich geringer als in den anderen Bundesländern – weil dort die Honorare sowieso schon weitaus höher waren und den anderen gebieten angeglichen werden mussten. Der nun beschlossene Anstieg gerade dort wird von einigen Kommentatoren mit politischer Motivation erklärt; man sieht einen Zusammenhang mit anstehenden Landtagswahlen und dem damit verbundenen Kalkül, weitere Proteste der Ärzteschaft zu verhindern.

Also, dann stellen wir also mal fest, dass die wir im Heil- und Hilfsmittelbereich Kosten von 10 Milliarden haben werden, im Ärztebereich 30 Milliarden, macht also 40 Milliarden.

Insgesamt betrugen die (gesicherten) Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Jahre 2008 knapp 151,5 Milliarden Euro, davon entfielen 8,5 Milliarden auf die eigenen Verwaltungskosten. 40 Milliarden kosteten die Arzneimittel (bei einer durchschnittlichen Steigerung von 4% p.a.) und über 52 Milliarden die Krankenhausbehandlung.

Damit ergibt sich eine Steigerung im Bereich der Heil- und Hilfsmittel von maximal 60 Millionen Euro, was einen Anteil an der Gesamtversorgung im Promillebereich ausmacht. Auch die Steigerung bei den Ärzten liegt nicht einmal im Prozentbereich. Der minimale Anstieg bei den Heil- und Hilfsmittel übrigens liegt mit 2,8% bzw. 5,8% sogar noch unter dem Mittel aller Anstiege, der mit 6% angegeben wird, bei den Ärzten reden wir über 3%.

Aber trotzdem sind die Krankenkassen bzgl. dieser beiden Anstiege „besorgt“ bzw. „empört“. Nur, was ist denn mit denjenigen Gruppen, die nicht nur den grössten Anteil der Ausgaben verursacht, sondern nach diesen Zahlen auch die höchsten Steigerungsraten haben? Ist man da dann „entsetzt“?


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