Schon beinahe vergessen hatte ich, wie es sich anfühlt, wenn einen eine richtig schöne Erkältung K.O. ins Bett befördert. Und noch weniger schien ich mich daran zu erinnern, was eine Sinusitis doch für eine fiese Sache ist. Meine Erinnerungen werden gerade ganz aktuell aufgefrischt.
Die linke Gesichtshälfte steht unter Druck, der Kof schmerzt und die Backenzähne im Oberkiefer wollen sich auch nicht beruhigen. Ja, richtig, das kenne ich doch von früher. Eine klassische Kiefernhöhlenvereiterung links.
Was tun? Eine Krankenversicherung habe ich schon lange nicht mehr, jeder „normale Arzt“ würde mir irgendein Breitband-Antibiotikum verschreiben oder gleich injizieren. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Lust darauf, die Nebenwirkungen eines antibiotischen Sperrfeuers zu meinen akuten Beschwerden zu addieren, sie sind mir nur allzu bekannt, und meistens (ich habe da gewisse Erfahrungswerte) gibt es dann einen netten Rückfall nach einigen Tagen oder Wochen. Und nach mehrmaligen Ballwechseln zwischen Arzt und Mikroben bleiben die Mikroben siegreich, eine chronische Sinusitis. Spiel, Satz und Sieg. Kenn ich.
Ich greife also auf Mutter Natur zurück. Hier ein Bild der notwendigen Zutaten, die Gebrauchsanweisung folgt am Fuβe dieses.
Die grosse Zwiebel wird in Achtel geteilt und kommt mit dem Knoblauch (mindestens 5 Zehen) und der Stange Zimt in einen Topf mit 4 Tassen Wasser. Das Ganze lasse ich nun etwa 25 min. köcheln, bis das Kochwasser eine gelbliche Farbe angenommen und es in der ganzen Küche erbämlich nach Zwiebel und Knoblauch stinkt.
Erst ganz zum Schluβ, wenn der Topf vom Feuer kommt, gebe ich 2 Esslöffel gemahlener Bougainvilleablüten dazu und lasse sie rund 5 min. ziehen. In eine Thermoskanne kommt der Saft von 5 Limones und Honig je nach Geschmack.
Dann gieβe ich den Topfinhalt durch ein Sieb hinein und trinke das Ganze Gebräu möglichst heiss, wickle mich in eine warme Decke und schon bald danach fängt der Körper an, so richtig schön zu schwitzen. Wenn jetzt das Telefon klingelt oder der Milchmann vor der Tür steht müssen sie leider warten. Einmal zu Schwitzen begonnnen, darf sich der Körper auf keinen Fall wieder abkühlen, sonst ist die Wirkung dahin und und das ganze Prozedere war für die Katz. Besonders wirksam scheint mir diese Roβkur am Abend.
Nun kommt Teil 2 der Übung. Nasenspülung mit Emser Salz. Ich hatte da noch eine Grosspackung von den kleinen Briefchen, die, obwohl längst abgelaufen, (kann Salz den überhaupt schlecht werden?) sich in dieser Situation als wahrer Schatz erweisen. In einem Glas mit warmen Wasser( 250 ml) aufgelöst ziehe ich mit einem kräftigen Zug durch die Nase ein. Der ganze Rotz läuft dann über den Rachen irgendwie in den Mund. Ausspucken nicht vergessen!
Wer will, kann auch nocht Räucherstäbchen entzünden, Mantras dazu singen oder ganheitlich korrekte Farbkombinationen für den Pyjama auswählen. Bei mir reduziere ich das Ganze auf eine oder zwei deftige Flüche ob des jammervollen Zustandes.
Doch einer der groβen süddeutschen Philosophen hat auch hier den passenden Sinnspruch parat:
Gar nicht krank ist auch nicht gesund!
Karl Valentin (1882-1948)
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