Krampus Ärztekammer
Morgen kommt der Krampus und die Ärztekammer “will der der Politik die Rute ins Fenster stellen“.
Wie ich schon unter Ich bin nicht der Meinung Ihrer Meinungsumfrage (http://wp.me/p1kfuX-wS) ausführte, wird derzeit von allen Player versucht, die veröffentlichte Meinung im eigenen Sinn zu manipulieren.
Als regelmäßig öffentlich Verkehrender und häufig die Social Media Belauschender vermeine aber auch ich wachsendes Unverständnis für die Position der Ärztekammer zu verspüren.
Auch in der Ärzteschaft wird Stil und Argumentation der Ärztekammer kritisiert und das obwohl ich kaum irgendwen kenne, der nicht unter
wachsendem (bürokratischen) Arbeitsdruck
als unzureichend empfundener Entlohnung
ungerechter Behandlung durch Gesundheitspolitik, Patientenanwälte und Patientenkritik
sowie (in den Großstädten) massiv angestiegener Aggressivität vieler Patienten
leidet.
Vermutlich wäre es gescheiter gewesen, wenn unserer Standesvertretung die Bevölkerung für die große Anzahl an österreichischen Ärzte sensibilisiert hätte, die in Scharen ins Ausland wechseln, weil sie die hiesigen Arbeitsbedingungen als unerträglich empfanden:
Über 2.000 österreichische Ärzte arbeiten derzeit in Deutschland. Ein Großteil davon sind Jungmediziner in Ausbildung. Die jährliche Zuwachsrate liege bei zwölf Prozent, weiß der Jungärztereferent der Wiener Ärztekammer, Martin Andreas. Laut der Ärztevertretung arbeiten rund 2.500 Mediziner aus Österreich im Ausland. Und die Migration wird zunehmen, sind Experten überzeugt.
http://news.orf.at/stories/2042410/2042215/
Es ist für die meisten Krankenhäuser nur noch schwer möglich, Turnusärzte zu finden, da viele junge Kollegen wegen der wesentlich besseren Arbeitsbedingungen und der besseren Bezahlung ihre Ausbildung im Ausland beginnen.
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/1319323/Aus-dem-Aerztealltag-heute_Geringe-Bezahlung-grosser-Frust
Vor Ort wurden den über 500 interessierten jungen österreichischen Medizinern kompakte Informationen zu den Möglichkeiten und Rahmenbedingungen einer ärztlichen Laufbahn in Sachsen vermittelt. … Rund 85 österreichische Ärzte arbeiten derzeit bereits hier. Die sächsischen Patienten sind vom „Wiener Charme“ sehr angetan.
http://www.kgs-online.de/presseservice/pressemitteilungen/%E2%80%9Ejobboersen-2011-perspektiven-fuer-oesterreichische-aerzte-im-freistaat-sachsen%E2%80%9C
Deutschland ist uns hier schon wieder eine Nasenlänge voraus:
Hamburger Abendblatt: Deutsche Ärzte zieht es ins Ausland: Schon über 17 000 Mediziner praktizieren fern der Heimat.
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article110834665/Deutsche-Aerzte-zieht-es-ins-Ausland.html
Berliner Morgenpost: Fast jeder fünfte Berliner Arzt, dem die Gesundheitsverwaltung im vergangenen Jahr eine Zulassung erteilt hat, kommt aus dem Ausland. Besonders Mediziner aus anderen EU-Ländern zieht es nach Berlin, allen voran Ärzte aus Österreich …
http://www.morgenpost.de/printarchiv/titelseite/article111241783/Berlins-Aerzte-werden-internationaler.html
Spiegel: Zugewanderte Mediziner Doktor Kannitverstan
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/aerzte-aus-dem-ausland-deutschkenntnisse-als-sicherheitsproblem-a-865664.html
Natürlich können Sie nun annehmen, dass die Ärzte einfach dem Geld nachziehen und berufliche Mobilität doch was Positives wäre.
Natürlich können Sie sich nicht ganz zu Unrecht über Stil und Beweggründe des Protests der Standesvertretung mokieren.
Der Frust unter der Ärzteschaft ist aber größer als Sie denken, und
nur der Ärger über die eigene (von der Politik in den Verfassungsrang gehobene) Standesvertretung und
ein wenig ausgebildetes Solidaritätsempfinden der Ärzteschaft verhindert,
dass der angekündigte Protesttag für Sie wirklich spürbar werden wird.
Auch wenn das also vorerst eher nur das Ende des Anfangs ist,
stehen wir erst vor dem Anfang des Endes der Gesundheitsversorgung wie Sie sie kennen.