Krampus

Erstellt am 5. Dezember 2015 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Krampus

5Horrorkomödie

Den schrecklichsten Weihnachts-Horror zeigt Regisseur Michael Dougherty in den ersten Minuten seiner Horrorkomödie. Käuferscharen ringen im überfüllten Kaufhaus um Geschenke, während die Kinder heulen und Schnulzmusik läuft. Für den kleinen Max (Emjay Anthony) geht der weltliche Feiertagsgraus so richtig los, als die ätzende Verwandtschaft bei seinen Eltern über Weihnachten einzieht. Doch bald steht noch ein schlimmerer Gast vor der Tür als die alkoholselige Tante und die Zankereien der Familienmitglieder sind nichts gegen den Kampf mit ihm: Krampus.

Die Titelfigur des gerade so kindertauglichen Fantasy-Grusels sieht aus wie eine Kreuzung zwischen Beelzebub und Knecht Ruprecht und ist im Brauchtum des Alpenraums auch heute noch lebendig. Krampus kommt der Sage nach in der Nacht zu Nikolaus, doch statt Süßigkeiten zu bringen schnappt er ungezogene Kinder. Mit rasselnden Ketten und Eisenglocken ist der Dämon heidnischen Ursprungs das Kontrastbild zu christlichen Weihnachtskitsch, wie er in den USA besonders ausgeprägt ist. An der Zerstörung des Deko-Overkills hat die Inszenierung wohl daher am meisten Spaß. Ursprünglich waren die dunklen Winterwochen ja die Zeit für Geistergeschichten.

Daran erinnert Krampus, wenn das Familienfest von Max, seiner Schwester Beth (Stefania LaVie Owen), Vater David (Adam Scott), Mutter Sarah (Toni Collette) sowie Max‘ liebevoller Großmutter (Krista Stadler) mit einem Ausschnitt aus einer alten Charles-Dickens-Verfilmung beginnt. An die filmischen Vorbilder aus dem Weihnachts-Horror-Genre wie Gremlins oder A Nightmare before Christmas reicht die amerikanisierte Version des Alpenmythos jedoch nie heran.

Das Dinner mit Sarahs Schwester (Allison Tolman), ihrem Gatten Howard (David Koechner), der nervigen Kinderschar und obendrein der Tante (Conchata Ferrell) wirkt selbst nur wie das bemühte Abspulen der üblichen Gags bei solchen Kino-Familienfesten. Am Festmenü wird herumgemäkelt, Howard hält David für ein Weichei und Max fiese Cousine ließt hämisch seinen Brief an den Weihnachtsmann vor. Dabei wünscht sich Max nur mehr Liebe und Zusammenhalt in der Familie. Der Wunsch erfüllt sich auf schaurige Weise, als über Nacht der Strom ausfällt und ein arktischer oder besser: alpiner Schneesturm hereinbricht.

Im Schneetreiben tönt unheimliches Glockengeläut, vorm Haus versammeln sich teuflisch dreinblickende Schneemänner und Omi erinnert sich an ein unseliges Weihnachten in ihrer Kindheit. Als Beth von einem Besuch bei ihrem Freund nicht zurückkehrt, gilt es der unheimlichen Bedrohung zu trotzen. Eine Extremsituation und ein gemeinsamer Gegner schweißen die Familienbande neu zusammen. Bei dieser vorhersehbaren Entwicklung bleibt Krampus selbst lange im Hintergrund. Scheinbar traut der Plot dem originellen Schurken keine ausreichend erschreckende Wirkung zu. Statt seiner malträtiert eine Sackladung dämonischer Spielzeuge die sich mit vereinten Kräften (und Howards Waffenarsenal) wehrende Familie.

Das blutfreie Gerangel im deutlich als Studiokulisse erkennbaren Setting erinnert an eine holprige Geisterbahnfahrt. Richtig gruselig wird es dabei nie, obwohl der Stoff dafür durchaus das Potential hat. In einigen gelungeneren Szenen setzen Dougherty und seine Co-Drehbuchautoren Todd Casey und Zach Shields statt auf CGI-Effekte auf diabolische Masken und Mummenschanz und rührt an kindliche Urängste vor Hoffnungslosigkeit und Verlassenheit. Zweites geschieht in einer animierten Rückblende, in der sich die Großmutter an ihre erste Begegnung mit Krampus erinnert. Der atmosphärische Kurzfilm zeigt, was für eine tolle Schauerstory der Stoff hergegeben hätte, wäre nur auf christlich-besinnlich Tünche („Ein Hirte muss seine Herde beschützen!“) und Mainstream-Monsteraction verzichtet worden. So ist Krampus am Ende leider genau wie der Weihnachtsmann machtlos gegen das Allerwichtigste am Weihnachtsfest: den Kommerz.

Regie: Michael Dougherty, Drehbuch: Todd Casey, Michael Dougherty, Zach Shields, Darsteller: Adam Scott, Toni Collette, David Koechner, Allison Tolman, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 04.12.2015, www.krampusthefilm.com


Autor

Lida Bach


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