Die sehr Triathlon-affine Gegend und die wunderbaren Menschen im Kraichgau haben schon einen der großartigsten Triathlons der Welt hervorgebracht (ursprünglich Kraichgau Triathlon Festival, dann Challenge, ab 2015 IRONMAN 70.3). Gleich nebenan, im beschaulichen Winzerdorf Östringen, sollte die diesjährige Deutsche Meisterschaft im Cross-Duathlon stattfinden. Lange voraus hatte ich mich entschieden, an diesem Rennen quasi vor der Haustüre teilzunehmen und entsprechend früh im Jahr gemeldet. Im letzten Moment gab es zwar noch ein paar Änderungen (sehr späte Nachmelder genauso wie Kollegen, die dann doch nicht antraten), aber trotz des relativ überschaubaren Starterfelds waren alle da, die sich rechtmäßig Medaillenchancen ausrechnen durften. Ein kleines, aber extrem feines Feld!
Dies war auch gleichzeitig mein erstes Rennen für das neue Team. Um es vorweg zu nehmen: Da dies eine offizielle Meisterschaft der DTU war, konnten wir natürlich nicht als Mannschaft gewertet werden – ansonsten hätte es auf Anhieb zum deutschen Meistertitel gereicht. Wir waren alle schon am Vortag angereist und nutzten die entspannte Zeit am Abend und am Renn-Morgen (Start war erst um 14:00 Uhr), um uns besser kennenzulernen und über die neusten Entwicklungen rund um das Humanspeed Enduranceteam auszutauschen. Und da gab es jede Menge zu besprechen.
Nachdem die Startunterlagen abgeholt waren, begaben wir uns in die üblichen pre-race Vorbereitungen. Da es die ganze Woche und auch am Renntag Kaiserwetter hatte (Sonnenschein bei 22-24°C) waren alle happy und entspannt. Mit Teamkollege Abbi fuhr ich mich warm und eine Laufrunde musste auch noch sein. Dann Bike einchecken und noch ein bißchen mehr warmlaufen. Ich kenne mich ja und weiß, wie in einem Duathlon losgerannt wird, als käme kein Bike und Run-Part mehr. Es standen auf dem Plan: Neun sehr wellige Kilometer verteilt auf 3 Runden durch den wunderschönen Herbstwald, gefolgt von drei superschnellen Runden á 10km (insgesamt waren es wohl zwischen 31,0 und 31,6 km – was ich so gehört habe) und zum Abschluss garniert mit zwei weiteren 3km-Runden. Wobei die 3k-Schleife wohl eher einen Tick kurz war, denn ich traue uns keinen 3:20er-Schnitt auf dieser welligen Waldrunde zu.
Pünktlich um 14:00 Uhr dann der Start und wie erwartet wird sofort ein absolut brachiales Tempo angezogen. Es sind ein paar ausgeweisene Lauf-Asse wie Andreas Theobald, Martin Schädle und Marc Dülsen am Start und so wird vom Startschuss weg voll auf die Tube gedrückt. Den jungen Schramberger Dominik Sowieja hat dagegen keiner auf dem Radar und er ist es, der vorn das Tempo bestimmt, alle leiden lässt und als Erster nach 28:52 in die Wechselzone stürmt. Auch ich hatte ihn nicht auf dem Radar, obwohl ich es besser hätte wissen sollen: Er saß mit Jochen und mir im Februar bei der Siegerehrung der Ziegler Ice Challenge (ebenfalls ein Cross-Duathlon) und lief damals schon als einziger deutlich schneller als ich. Dicht dahinter die Spitzengruppe, die fast den gesamten 1. Lauf zusammengeblieben war. Dann ein wenig zurück die Verfolgergruppe mit einem meiner ärgsten Widersacher in der M40-50 (Zehner-AKs!), Frank Horlacher, und so Jungs wie Fabian Löffler, Andy Wolpert und meiner Wenigkeit. Das war richtig hart und ich musste jetzt schon sehr kämpfen, um hier den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Und genau das war eine taktische Herausforderung dieses Kurses, denn durch den nur leicht welligen, technisch relativ einfachen MTB-Kurs waren Ausreissversuche nur schwer zu bewerkstelligen (außer man ist Ex-Radprofi wie der spätere Gesamtzweite und Sieger der M40-50, Haimo Kiefer). So blieb die Gruppe auch lange zusammen und ich orientierte mich natürlich an Frank. Der versuchte so ziemlich alles um mich loszuwerden (was in jeder der gefühlten 180 Kurven volles Antreten am Anschlag hieß), musste dann aber einsehen, dass er zwar die Anderen abschütteln kann, mich aber nicht. So bietet er dann auch irgendwann schon in der ersten Runde einen Pakt an und von da an machen wir gemeinsame Sache und versuchen den Abstand nach hinten möglichst groß zu halten.
In der dritten (und letzten) Radrunde passe ich einen Moment nicht auf und plötzlich ist da am Ende der Tongrube ein kleines Loch. Frank schaut zurück, sieht die Chance, tappt voll auf’s Pedal und ist weg. So oder so: Nach dem Wechsel brauche ich wieder – wie in Zell am See – fast eine ganze Runde (3k), um meinen Rhythmus zu finden und da wäre er mir eh’ abgehauen. So cruise ich allein durch den Wald und sehe erst, als es mir besser geht und ich wieder volles Tempo laufen kann, Marc Dülsen am Horizont auftauchen. Es wird wieder einmal sehr knapp, ich komme zwar bis auf eine Sekunde heran, aber es reicht eben nicht ganz. Glücklicherweise ist er ja aber ein Jungspund (M20) und daher nicht medaillengefährdend. Nur die letzte Top Ten-Platzierung nimmt er mir weg. Aber viel wichtiger: Er animiert mich, nochmal mein Bestes zu geben und das Allerletzte rauszuholen. Danke dafür!
Danach ein wenig erfrischen im Post-Race-Bereich, mit den Sportfreunden austauschen. Thomas hat es hinter Dominik und Haimo Kiefer (1. M40) gerade noch auf’s Gesamt-Podium geschafft (2. M20) – knapp vor Lars (1. M30) und dem jungen Malte Plappert (1. Jun). Ich schaffe es mit Gesamtplatz 11 auch wieder, eine weitere DM-Medaille abzuräumen.
Fazit: Ein saugeiles Rennen auf einem atemberaubend schnellen Kurs bei bestem Triathlonwetter…und das Ende September. Ich höre immer, wir hätten keinen Sommer gehabt. Also ich sag nur: Die gesamte Woche davor nur Sonne und warm und jetzt immer noch. Die Strecke war brot-trocken und auch ohne spezielle Bike-Kenntnisse für jeden fahrbar. Was die Sache aber nicht einfacher macht, nur anders. Dem entsprechend wurde einfach mit höherem Tempo geradelt und gelaufen. Weitestgehend perfekte Organisation von Pedro, Christian und ihrem super Helferteam. Ein wunderbarer Rahmen, Kaiserwetter, ein hochklassig besetztes Teilnehmerfeld – alles tip top! Herzlichen Dank an alle!
Race Stats:
- Wetter: Sonnig, null Wind bei ca. 22-24°C
- Strecken: 9k Run – 31k Bike – 6k Run
- Zeiten: 30:06 – 1:12:45 – 22:53 = Gesamt 2:06:40
- Platzierung: 9. Run 1 – 10. Bike – 9. Run 2 (extrem ausgeglichen) = Gesamt 11. Platz (3. M40-50)
- Material: Montrail Rogue Racer (Lauf 1+2), Canyon CF SLX 9.9 SL Hardtail MTB, Pearl Izumi Schuhe; Casco Ares Helm; Alpina Brille; Humanspeed Triathlon-Einteiler
- Ergebnisliste gibt’s hier!
- TV-Bericht vom SWR gibt’s hier!