Kraftklub
„Keine Nacht für Niemand“
(Vertigo Berlin/Universal)
Es scheint sich was getan zu haben beim Klub der Kräftigen. Nein, nicht daß Felix Brummer plötzlich singen könnte, ganz soweit sind wir noch nicht. Folgten die beiden ersten Alben der gebürtigen Karl-Marx-Städter allerdings noch der Regel, möglichst über die komplette Spiellänge Stimmbänder, Gitarrensaiten und Trommelfelle auf’s Äußerste zu malträtieren, geht es auf dem aktuellen weit weniger dogmatisch zu. Vom Etikett, die deutschen Franz Ferdinand zu sein, haben sich die fünf Herren jedenfalls verabschiedet und das ist, gerade auch im Hinblick auf die Zukunft der ostdeutschen Kapelle, zunächst einmal eine gute Nachricht. Klar hat das wieder mal nicht jeder so gesehen, für ihre erste Single „Dein Lied“ haben sie kräftig Prügel einstecken müssen – wie erwartet hatte sich mancher mit der Mischung aus „Slut Shaming“ und Kammerorchester etwas schwergetan. Obwohl wir doch mal zaghaft nachfragen wollen, warum man um alles in der Welt dem verdammten Trennungsschmerz nicht ein paar deftige Worte mit auf den Weg geben darf, damit Enttäuschung und Wut auch als solche verstanden werden? Plüschtierworte haben in solchen Fällen jedenfalls noch selten zur Klärung beigetragen. Starker Song – Punkt.
Weiter: Schleppende Hip-Hop-Beats treffen kleingehackte Gitarrenhooks („Leben ruinieren“), Stoner-Riffs für die Luftgitarre und Mitgrölrefrains für die anstehenden Festivalparties („Am Ende“). Auf der Gästeliste diesmal die überaus großartigen Sven Regener und Farin Urlaub, eine Dirty-Ol-Bastard-Reminiszenz, die eher als Verulke rüberkommt („Chemie Chemie Ya“) und ganz am Schluß („Liebe zu dritt“) ein paar fette Technotakte, die die Jungen auf Deichkind, die Alten auf DAF zurückdatieren. Überhaupt, Zitate sind offenbar das ganz große Ding beim Dritten, das geht natürlich schon beim Scherben-Titel los, was insofern ganz gut paßt, als dass das Namensgeber stramm auf die 45 zugeht und die 68er gerade zum wiederholten Male in den Feuilletons seziert und abgefeiert werden (ganz nebenbei sind wir damit auch wieder bei einem Urthema der Band: „Wir sind zu jung to Rock’n Roll“).
Stichwort Urlaub, an der Stelle hakt die Platte ein wenig, denn nicht nur der „Sklave“ ist eine recht dreiste Doppelung des alten Ärzte-Hits, an mancher Stelle ertappt man sich bei dem Gedanken, der sächsischen Kopie doch besser das Düsseldorfer Original vorzuziehen. Und spätestens bei „Venus“ fällt einem ein, dass der eigentliche Fick-Geber doch aus Hamburg-Eppendorf kommt und in Sachen Mittelfinger den Klubmitgliedern drei Jahre voraus ist. Geschenkt, sie haben vieles probiert, von brav bis trotzig böse ist alles dabei und auch das eigene Profil hat, dank „Fenster“ an Schärfe nichts verloren. Dass die Band mit diesem Album bewusste Angriffspunkte setzt, darf ruhig honoriert werden, sie selbst scheinen ordentlich Spaß daran zu haben – und Haltung war, ganz nebenbei, ohnehin noch nie ihr Problem. Zu dem könnte, glaubt man Brummer, aber bald die Optik werden, denn nach weiß, schwarz und rot sind nun „keine coolen Farben mehr übrig“ (SZ). Es gibt wohl nicht wenige Bands, die gern solche Sorgen hätten … http://www.kraftklub.to/
„Keine Nacht für Niemand“
(Vertigo Berlin/Universal)
Es scheint sich was getan zu haben beim Klub der Kräftigen. Nein, nicht daß Felix Brummer plötzlich singen könnte, ganz soweit sind wir noch nicht. Folgten die beiden ersten Alben der gebürtigen Karl-Marx-Städter allerdings noch der Regel, möglichst über die komplette Spiellänge Stimmbänder, Gitarrensaiten und Trommelfelle auf’s Äußerste zu malträtieren, geht es auf dem aktuellen weit weniger dogmatisch zu. Vom Etikett, die deutschen Franz Ferdinand zu sein, haben sich die fünf Herren jedenfalls verabschiedet und das ist, gerade auch im Hinblick auf die Zukunft der ostdeutschen Kapelle, zunächst einmal eine gute Nachricht. Klar hat das wieder mal nicht jeder so gesehen, für ihre erste Single „Dein Lied“ haben sie kräftig Prügel einstecken müssen – wie erwartet hatte sich mancher mit der Mischung aus „Slut Shaming“ und Kammerorchester etwas schwergetan. Obwohl wir doch mal zaghaft nachfragen wollen, warum man um alles in der Welt dem verdammten Trennungsschmerz nicht ein paar deftige Worte mit auf den Weg geben darf, damit Enttäuschung und Wut auch als solche verstanden werden? Plüschtierworte haben in solchen Fällen jedenfalls noch selten zur Klärung beigetragen. Starker Song – Punkt.
Weiter: Schleppende Hip-Hop-Beats treffen kleingehackte Gitarrenhooks („Leben ruinieren“), Stoner-Riffs für die Luftgitarre und Mitgrölrefrains für die anstehenden Festivalparties („Am Ende“). Auf der Gästeliste diesmal die überaus großartigen Sven Regener und Farin Urlaub, eine Dirty-Ol-Bastard-Reminiszenz, die eher als Verulke rüberkommt („Chemie Chemie Ya“) und ganz am Schluß („Liebe zu dritt“) ein paar fette Technotakte, die die Jungen auf Deichkind, die Alten auf DAF zurückdatieren. Überhaupt, Zitate sind offenbar das ganz große Ding beim Dritten, das geht natürlich schon beim Scherben-Titel los, was insofern ganz gut paßt, als dass das Namensgeber stramm auf die 45 zugeht und die 68er gerade zum wiederholten Male in den Feuilletons seziert und abgefeiert werden (ganz nebenbei sind wir damit auch wieder bei einem Urthema der Band: „Wir sind zu jung to Rock’n Roll“).
Stichwort Urlaub, an der Stelle hakt die Platte ein wenig, denn nicht nur der „Sklave“ ist eine recht dreiste Doppelung des alten Ärzte-Hits, an mancher Stelle ertappt man sich bei dem Gedanken, der sächsischen Kopie doch besser das Düsseldorfer Original vorzuziehen. Und spätestens bei „Venus“ fällt einem ein, dass der eigentliche Fick-Geber doch aus Hamburg-Eppendorf kommt und in Sachen Mittelfinger den Klubmitgliedern drei Jahre voraus ist. Geschenkt, sie haben vieles probiert, von brav bis trotzig böse ist alles dabei und auch das eigene Profil hat, dank „Fenster“ an Schärfe nichts verloren. Dass die Band mit diesem Album bewusste Angriffspunkte setzt, darf ruhig honoriert werden, sie selbst scheinen ordentlich Spaß daran zu haben – und Haltung war, ganz nebenbei, ohnehin noch nie ihr Problem. Zu dem könnte, glaubt man Brummer, aber bald die Optik werden, denn nach weiß, schwarz und rot sind nun „keine coolen Farben mehr übrig“ (SZ). Es gibt wohl nicht wenige Bands, die gern solche Sorgen hätten … http://www.kraftklub.to/