Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Ulrich Peters erzählen:
„Als die Noten von Sinnen waren“
„Vor langer Zeit zerbrach einmal die große Musik des Lebens in ein unruhiges Durcheinander einzelner und vereinzelter Töne. „Ich“, drang es plötzlich durch die aufgelösten Reihen.
Ein sattes A war aufgestanden, und obwohl es gewohnt war, den Ton anzugeben, beklagte es sich: „Ich möchte endlich unabhängig sein. Wenn mein Leben von einer dieser Notenlinien, den anderen Tönen und dem Gutdünken des alten Musikers, der die Musik des Lebens komponiert hat, abhängt, dann möchte ich lieber gar nicht existieren. Ich jedenfalls möchte nicht in der Masse der Töne untergehen.
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Viele Noten wurden durch die Sehnsucht des Kammertons A angesteckt. Und so geschah es, dass bald alle Töne eifrigst damit beschäftigt waren, sich selbst zu verwirklichen. Die bisherigen Ordnungen des Zusammenlebens waren aufgelöst, die Notenlinien wurden verworfen, keiner hörte mehr auf den anderen und die vollständige Unabhängigkeit aller war bald erreicht.Aber es erklang auch keine Musik mehr. Man vernahm nur noch ein schaurig schräges Durcheinander einzelner Klänge, die sich gegenseitig zu übertönen versuchten und sich offensichtlich einbildeten, alleine eine Melodie zu sein. Das aber vergrößerte nur die Vereinzelung und eine gefährliche Krankheit breitete sich aus: Die Einsamkeit.
In ihrer Not wandten sich einige Töne an den alten Musiker, der alles mit großer Besorgnis beobachtet hatte. Ihn schmerzte, was er hörte, nicht nur in den Ohren, sondern auch im Herzen.
Quelle: Helmut Mühlbacher
„Ihr habt den Sinn füreinander verloren“, erklärte er den Tönen. „Wenn Ihr nur für Euch selbst lebt, dann ist dies das Ende Eures Lebens, und wenn Ihr nicht aufeinander hört, ist das das Ende der Musik. Jeder Ton ist in seiner Eigenart wichtig. Aber würde jeder Musiker jeden Ton nur einzeln spielen, so gäbe es keine Melodie, sondern nur eine lose Aneinanderreihung einzelner Klänge. Das Geheimnis einer Melodie liegt im rechten Zusammenspiel. Das, was Ihr von Euch gebt, ist eine arme Melodie, die nur aus einzelnen Noten und ihrem je eigenen Klang besteht. Das ist ein armseliges Leben, das nur das eigene Ich zum Inhalt hat.“ Und er fuhr fort: „Wenn eine wundervolle Melodie erklingen soll, dann ist nicht allein das Eigenleben der einzelnen Töne wesentlich, sondern auch zugleich die Hingabe und die Hinführung der einzelnen Töne auf die nächsten Noten. Nur dann, wenn einer den anderen unterstützt und seinerseits wiederum von anderen unterstützt wird, erklingt Musik. Ihr werdet vor allem durch andere Töne selbst zum Ton. Deshalb ist es so wichtig, dass Ihr aufmerksam für einander seid und nicht verlernt, aufeinander zu hören.“Quelle: Helmut Mühlbacher
Dem Rat des alten Meister folgend, versuchten die wenigen Töne, eine neue Form des Zusammenlebens zu begründen. Immer einige, die besonders schön klangen, wohnten zusammen mitten unter den anderen.Sie versuchten aber, nicht lauthals den Ton anzugeben, sondern spitzten die Ohren füreinander und begannen, ganz sacht Ihr neues Lied zu singen. Langsam, aber stetig wuchs ihre kleine Melodie , die immer vielschichtiger und farbenfroher wurde, bis schließlich eine große Symphonie erscholl.
Seit diesen Tagen wohnt der Musik eine tiefe, eine verwandelnde Kraft inne.
Und wenn man ganz still wird und genau hinhört, dann kann man diese Kraft auch spüren.“ So wie z.B. beim Gefangenenchor aus Nabucco von Verdi.
Ihr Lieben,
wie Ihr wisst, weise ich immer wieder darauf hin, dass jeder Mensch bei aller Hilfsbereitschaft und aller Zuwendung zu anderen Menschen auch auf die Befriedigung seiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse achten soll.
Aber diese wichtige Wunsch- und Bedürfnisbefriedung ist eben nur ein wichtiger Teil des Lebens und bestimmt nicht das Leben völlig, indem allein die Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt des Lebens rückt.
Wir Menschen sind nicht dazu geschaffen, allein zu sein, für uns allein zu leben. Erst das Zusammenleben mit unseren Lieben, unseren Freunden und Bekannten lässt in uns die volle Musik des Lebens erschallen.
Natürlich kann man sich auch allein freuen,aber die schönste Freude ist die, die wir mit anderen teilen, denn dann verdoppelt und verdreifacht sie sich.
Natürlich kann man mit Problemen auch allein fertig werden, aber es ist wundervoll, eine Freundin/einen Freund an unserer Seite zu haben, mit der/dem wir unsere Sorgen teilen können.
Natürlich kann man ein Leid auch allein ertragen, aber mit einer Freundin/einem Freund an unserer Seite wird die Last leichter.
Natürlich können wir das Glück in unserem Leben auch allein genießen, aber wenn wir es mit anderen teilen, machen wir auch die anderen glücklich und unser Glück verdoppelt sich.
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,Ich wünsche Euch eine wundervolle Lebensmelodie und ich grüße Euch mit einer Hymne von Barclay James Harvest ganz herzlich aus dem heißen Bremen
Euer fröhlicher Werner