Kostenpflichtige Branchenbucheinträge: Abzocke oder Notwendigkeit?

Ist ein Branchenbucheintrag wirklich sinnvoll?

Bildquelle: pixabay.com by OpenClibs und OpenIcons

Bei mittelständischen Unternehmen ist es wie bei Großkonzernen: Je bekannter die Marke ist, desto besser ist die Chance, neue Kunden zu gewinnen. Neben den gängigen Werbekanälen wie Internet, Radio und Printmedien bietet sich dazu ein Eintrag ins Branchenbuch an.

Branchenbücher sind sowohl in gedruckter Form als auch als Online-Ausgabe verfügbar. Das wohl bekannteste Firmenverzeichnis in Buchform sind die Gelben Seiten. Ein Standardeintrag mit Adresse, Telefonnummer und Internet-URL ist in der Regel kostenlos. Teuer wird es, wenn sich das Unternehmen für eine Sondereintragsform entscheidet. Manche Agenturen bieten Anzeigen an, die neben den Kontaktdaten ein Farbfoto und einen QR-Code enthalten, der mit dem Smartphone eingescannt werden kann. Die Kosten für ein solches Inserat liegen häufig im vierstelligen Bereich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, halb- oder ganzseitige Anzeigen zu schalten. Bei den Gelben Seiten Hamburg kostet eine halbseitige Anzeige weit über 10.000 Euro, für ein ganzseitiges Inserat werden mehr als 30.000 Euro fällig.

Angesichts solcher Preise fragen sich viele Unternehmer zu Recht, ob die Kosten eines solchen Eintrags gerechtfertigt sind. Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten – jeder Einzelfall muss genau analysiert werden. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Werbewirksamkeit eines Inserats stark herabgesetzt wird, wenn es mehr als fünf Anbieter in derselben Branche gibt. In Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern ist dies so gut wie immer der Fall. In einer Metropole wie Hamburg gibt es in nahezu jeder Branche eine Vielzahl von Unternehmen, aber auch mehr potenzielle Kunden als in einer Kleinstadt. Schafft man es, sich mithilfe eines Branchenbucheintrags einen Marktanteil von drei bis fünf Prozent zu sichern, kann dies durchaus eine einträgliche Investition sein.

Online-Branchenbüchern gehört die Zukunft

Tendenziell erreichen gedruckte Branchenbücher immer weniger Menschen, da sich das Leben zunehmend in die virtuelle Welt verlagert. Wer heute jünger als 40 Jahre ist, nutzt bei der Suche nach Unternehmen vorzugsweise das Internet. Auch hier gilt die Faustregel: Sind in der eigenen Branche mehr als fünf Einträge vorhanden, ist die Wahrscheinlichkeit, von Suchenden gefunden zu werden, sehr gering. Internetnutzer neigen zur Ungeduld und entscheiden sich oft für ihnen bekannte Firmen aus der näheren Umgebung. Wenn der potenzielle Kunde Preise und Konditionen vergleicht, zieht er maximal drei Betriebe in die engere Wahl, was die Chancen für die inserierenden Unternehmen weiter verringert.

Wenn das eigene Unternehmen in einer ländlichen Region beheimatet ist, kann ein Eintrag in Online-Branchenbücher durchaus Sinn machen. Hier findet man bisweilen die Situation vor, dass die Mitbewerber noch nicht im Zeitalter des Internets angekommen sind. In einem solchen Fall kann man sich mit einem professionell gestalteten Eintrag ein großes Stück des Kuchens sichern. Ideal ist es, wenn das Inserat Platz für eine ausführliche Firmenbeschreibung und ein aussagekräftiges Foto bietet.

Auf das Suchvolumen kommt es an

Wirtschaftsexperten empfehlen, sich auf maximal zwei Einträge in großen Branchenverzeichnissen wie My-Hammer, Klicktel oder Blauarbeit zu beschränken. Wenn die Kosten für die Inserate zusammengerechnet 100 Euro im Monat übersteigen, erscheint der Nutzen der Aktion eher fragwürdig. Um festzustellen, ob sich die Einträge lohnen, sollte man anhand eigener Statistiken feststellen, wie die Kunden an die Kontaktdaten des Unternehmens gekommen sind. Vor dem Inserieren sollte geprüft werden, wie hoch das monatliche Suchvolumen für die verwendeten Schlüsselwörter ist. Dazu bieten sich kostenlose Keywordtools wie Word Tracker oder Wordstream an. In dünn besiedelten Regionen wie Ostfriesland oder der Eifel ist die Zahl der Suchanfragen meist so niedrig, dass die Kosten in keinem Verhältnis zu den generierten Umsätzen stehen. Innerhalb von Stadtgebieten sieht die Sache anders aus: Für Wortgruppen wie “Notebooks Berlin” oder “Friseur Stuttgart” gibt es mehrere Tausend Anfragen pro Monat.


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