Kostenairbag nach Schweizer Art


o2 Germany und Sunrise hingen mehrere Jahre lang eng zusammen. Beide Firmen waren Gründungsmitglieder der Starmap Mobile Alliance. An die Allianz erinnere ich mich noch gut, gab es doch plötzlich eine “Starmap Option” bei Viag, mit der es möglich war, auch in der Schweiz zumindest günstiger zu telefonieren – wenn auch wieder mit Ausnahmen. Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber jetzt gibt es bei Sunrise wieder eine Idee, die es zuvor bei o2 schon gab. Den Kostenairbag. Aber ist das wirklich neu?

Der Sunrise-Airbag (sunrise.ch)

Der Sunrise-Airbag (sunrise.ch)

In der Schweiz gibt es seit Jahren ein Hobby: wie bringen wir ein neues Abo heraus, das dazu führt, dass in der Presse von Preissenkung gesprochen wird, es aber eigentlich gar nicht günstiger wird. Die Ideen hierfür sind immer wieder die gleichen: drehe an der Schraube dort nach unten und drehe an der Schraube hier nach oben.

Die Idee des Airbags hört sich nun stark nach o2o an – doch davon ist es ein Stückchen entfernt.

In Deutschland verkaufte o2 seinerzeit mit dem o2o Tarif eine verkappte Landesflatrate. Für innerdeutsche Verbindungen fällt ein immer gleicher Minutenpreis an und ab einer bestimmten Höhe wird daraus dann ein Kostendach. Der Tarif war ein voller Erfolg. Vermutlich für o2 zu erfolgreich. Denn die Sache hat einen Haken: eine Flatrate lebt davon, dass Wenigtelefonierer die Vieltelefonierer subventionieren. Diese Subvention ist bei solchen Konstrukten geringer.

In der Schweiz wird anders verfahren. Entweder gibt es klassische Flatrates mit Fussangeln, wo ein Gespräch in fremde Festnetze (!) mal eben 8 Rappen kostet, oder Flatrates mit weniger Fussangeln, die dafür dann im Vergleich zu anderen Ländern erschreckend teuer sind. Unter der Voraussetzung mag der kundige Mobilfunkfan keinen echten Airbag erwarten. Den bekommt er auch nicht.

Denn der Airbag bezieht sich nur auf ein Gespräch. Für 30 Rappen/min darf der Sunrise Kunde in die Schweizer Netze telefonieren, was nicht das preiswerteste Angebot ist. Ab der dritten Minute wird pro Gespräch nichts mehr berechnet. Das hört sich gut an, aber wie lange dauert ein durchschnittliches Handygespräch? Nun, meist ist es eben unter drei Minuten – und damit nützt dieser Kostenairbag nichts.

Der Witz an der ganzen Sache ist aber, dass wir genau diese Konstruktion in der Schweiz schon oft gesehen haben – nur unter anderen Namen. So gab es bei Tele2 den legendären Big Deal. Der Tarif mit Grundgebühr bot 39 Rappen pro Gespräch in die Schweiz an. Die Swisscom hat den Stundentarif erfunden, wo es die Stunde ins Festnetz für 70 Rappen gab – oder eben auch die halbe Minute, wenn der Anrufbeantworter ran ging. Die Idee ist also alt, nur der Name ist neu. Und mal wieder haben wir eine Innovation, die keine ist.

Eher hilfreich ist der Internetairbag. Denn hier kostet es 1 Franken pro Tag – doch die ersten 20 Kilobyte sind gratis. So kostet der versehentliche Klick auf einen Button, wenn der Kunde Glück hat, eben keinen ganzen Franken.

Mir persönlich gehen diese Tarifspielchen langsam etwas auf die Nerven. Ich bin es leid, dauernd vermeintliche Innovationen zu erleben, die nur im Spezialfall günstiger sind und allzu oft eben darauf abzielen, dass dem Kunden eine extrem hohe Grundgebühr verrechnet wird oder eine Flatrate verkauft wird, die für viele Verbraucher keine ist.

Schlagwörter: Abo, Kostenairbag, o2, Prepaid, Schweiz, Sunrise, Swisscom, Vertrag


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