Wer nach Usedom fährt, denkt an weiße Strände, feinen Sand und vor allem an Zinnowitz, Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck. Das sind die bekanntesten, mondäneren Orte auf der Ostseeinsel Usedom. Hier findet man schöne Villen aus der Kaiserzeit, breite Strände, Kureinrichtungen und … jede Menge Tagesausflügler und Strandurlauber. Ein breites Angebot an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen etc. macht es möglich. Die Nähe zu Polen mit den schönen alten Städten wie Swinemünde und der Insel Wolin sind zusätzlicher Anreiz.
Aber es gibt auch noch die ruhigeren Flecken an der Ostsee. Mein Lieblingsplatz auf der Insel, in deren Nähe ich geboren bin, ist nach wie vor Koserow. Der Ort liegt an der engsten Stelle der Insel und in landschaftlich sehr reizvoller Umgebung.
Strand von Koserow, Foto (c) Reise Leise
Strand von Koserow, Foto (c) Reise Leise
Koserow als Fischerdorf
Zur Geschichte
Koserow wird erstmals 1347 in Urkunden erwähnt, frühere Ansiedlungen sind aber nachweisbar. Wie die gesamte Gegend war auch Koserow durch den 30jährigen Krieg arg gebeutelt und geplündert. Zudem haben auch Naturkatastrophen wie Hochwasser und Sturmfluten dazu beigetragen, dass der Ort zu den ärmsten der Insel gehörte. Hier lebten Fischer und einige ihrer niedrigen, kleinen Häuser sind noch erhalten. Leider haben die jetzigen Besitzer die schönen Reetdächer inzwischen meist durch Ziegeldächer ersetzt. Eine teure Reetdach-Versicherung kann sich hier kaum jemand leisten.
Fischerboote am Strand von Koserow, im Hintergrund die Seebrücke. Foto (c) ReiseLeise
Koserower Fischer heute
Auch heute fahren die Fischer mit ihren kleinen Kuttern noch täglich hinaus und Frühaufsteher können sie morgens beobachten. Natürlich ist später auch den frischen Fang bei ihnen zu fairen Preisen erhältlich. Leider können immer weniger Menschen von dieser körperlich schweren und gefährlichen Arbeit leben.
Ein wenig vom alten Flair kann man in Strandnähe an den “Salzhütten” erfahren, in denen früher der Fisch konserviert wurde. Ich kenne diese kleinen, reetgedeckten Hütten noch halb im Sand versunken, allein stehend, ganz versteckt. Heute sind rundherum weitere Hütten neu aufgebaut worden – mit Souvenirgeschäft und Imbiss-Angeboten, aber es gibt auch kleine Informationstafeln und 1-2 original eingerichtete Hütten:
Salzhütte in Koserow Foto (c) ReiseLeise
altes Heringsfass, Foto (c) ReiseLeise
Koserower Salzhütten, Fotot (c) ReiseLeise
Koserow als Ostseebad
Früher
Ich kenne Koserow noch als kleines DDR-Ostseebad. Meine beiden ersten Fahrten ins Ferienlager führten hierher. Das Holz-Frühstücksbrettchen in Fischform, das ich damals gekauft habe, verlor zwar inzwischen fast vollständig seinen “Gruß aus Koserow”, aber meine Eltern benutzen es bis heute.
Viele Betriebsferienlager, Privatzimmer und Ferienheime waren hier angesiedelt. Die Plätze in einem der “Heime” wurden meist vom FDGB-Feriendienst vergeben und waren heiß begehrt. Vieles davon brach nach der Wende weg. Investiert wurde vor allem in den “Kaiserbädern” Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck – mit den entsprechenden Folgen des Massentourismus im Sommer.
… und heute
Dieses ehemalige Fischerdorf hat sich bis heute einiges von seinem Charme bewahren können: kleine Hotels und Pensionen, kurze Wege zum Strand, nette kleine Lokale und eine Eisbar mit italienischem Eis – sehr zu empfehlen !!!
- Strand von Koserow, Foto (c) Reise Leise
Foto (c) ReiseLeise
Tagesausflug oder Strandurlaub?
Das hängt ganz davon ab, worauf man Lust hat. Usedom wird nicht umsonst als die “Badewanne” Berlins bezeichnet. Über das inzwischen gut ausgebaute Autobahnnetz ist die Insel bequem und schnell zu erreichen. Kleine Nadelöhre mit Staugefahr befinden bei der Anreise über die Autobahnabfahrt Gützkow in Richtung Wolgast die Wolgaster Peenebrücke bzw. bei der Anreise über die Abfahrt Prenzlau-Süd oder Anklam Richtung Usedom die Zecheriner Brücke. Beides sind Klappbrücken – und entsprechend sollte man sich vorher über die Brückenöffnungszeiten informieren.
Peenebrücke Foto (c) ReiseLeise
Auch mit dem Zug oder mit Fernbussen kann man sich entspannt auf den Weg machen. Im Sommer gibt es sogar von verschiedenen deutschen Städten aus eine Flugverbindung nach Heringsdorf.
Der breite weiße Sandstrand ist besonders bei Familien beliebt und bei bestem Sommerwetter eine wunderbare Möglichkeit für Erholung und Badespaß.
Koserow liegt recht zentral, so dass Ausflugsziele in der Umgebung gut und schnell zu erreichen sind – auch hier unbedingt auf die Wolgaster Brückenzeiten achten!
Direkt nach Wolgast kommt man auch sehr angenehm und staufrei mit der Bäderbahn. Der Spaziergang über die Brücke, das “Blaue Wunder”, wie es die Einheimischen nennen, bis in die historische Altstadt ist nicht weit. Dort sind der alte Fischereihafen, das Runge-Haus, die Petri-Kirche und das Museum “Die Kaffeemühle” (so genannt wegen der Form des alten Fachwerkbaus) zu besichtigen und einige kleine Restaurants und Cafés bieten Kulinarisches.
Koserow zu jeder Jahreszeit
Ich mag den Ort und den Strand am liebsten im Frühling und im Herbst. Dann ist es fast menschenleer dort – und abends besonders schön. Aber auch im Winter, vielleicht sogar, wenn die Ostsee zugefroren ist, bietet sich Koserow als idealer Ausgangspunkt für eine Strandwanderung an. Man kann in der Tat durchlaufen bis Swinemünde – es gibt keine Unterbrechungen der Strandabschnitte. Das wäre natürlich ein ziemlich langer Törn – aber die Zeit vergeht schnell, denn um Koserow ist der Strand abwechslungsreich. Zum einen wegen der beinahe romantischen Buhnen, die vermoost im Meer stehen, zum anderen wegen der kleinen “Steílküste”, die etwas Abwechslung von blau und weiß zu grün bietet.
Die Seebrücke selbst ist kein wesentliches Highlight, aber ich sitze dort gern und lasse die Gedanken ins Blaue fliegen. Früher stand hier eine schöne Holzbrücke mit Pavillon, aber die ist abgebrannt und nun steht hier eine etwas unpersönliche Konstruktion, an der Ausflugsschiffe anlegen können.
Hier einige Impressionen vom Koserower Strand:
Blick Richtung Osten Foto (c) ReiseLeise
Die Steilküste Foto: (c) ReiseLeise
Küstenschutz Foto: (c) ReiseLeise
Strandbesucher Foto: (c) ReiseLeise
Auf der Seebrücke (c) ReiseLeise
Strand von Koserow, Foto (c) Reise Leise
Ziele in der Umgebung
Erzwingt der Sonnenbrand eine Strandpause, regnet es oder Sie möchten einfach mal wieder etwas “Stadt” sehen – hier einige Tipps:
Wolgast
Stadt an der Peene – das “Tor zur Insel Usedom”, so sagte man. Obwohl die schönen altmodischen Geschäfte mit Holztäfelung und Bonbongläsern schon lange aus meiner Geburtsstadt verschwunden sind und die Shopping-Möglichkeiten sich in Grenzen halten, kann man hier einiges sehen und einen netten Tag verbringen.
Greifswald
Sehr schön herausgeputzte agile Studentenstadt mit einem schönen Zentrum. Auf dem Weg Zwischen Wolgast nach Greifswald liegt an der B111 die Ruine des Zisterzienserklosters Eldena – bekannt aus den Gemälden von Caspar David Friedrich. Zugegebenermaßen hat er sich dabei viele künstlerische Freiheiten genommen, so groß wie auf seinen Bildern wirkt es in der Realität nicht. Seit Jahren bemüht man sich um die behutsame Erhaltung der Substanz und erschließt das Gelände für Besucher. Für einen kleinen Zwischenstopp allemal gut!
Kloster Eldena (c) ReiseLeise
Stralsund
Perle der norddeutschen Backsteingotik! Das historische Stadtzentrum Stralsunds ist sehr schön. Mehrere alte Kirchen mit interessanter Ausstattung, der historische Markt und der Hafen sind in einem Spaziergang ganz individuell erkundbar. Besonders für Kinder interessant: das Meereskundliche Museum und Ozeaneum.
Von Stralsund aus ist es auch nicht weit zur Insel Rügen… Aber das ist wieder ein anderes Thema….