Korsika – ganzjährig eine sportliche Herausforderung
Angesichts ihrer geografischen Lage zwischen Italien und Spanien und ihres mediterranen Klimas wird die Insel Korsika vorwiegend als Eldorado für Wassersportler, Badehungrige und Anhänger der Freikörperkultur angesehen. Das zu Frankreich gehörende Eiland mit seiner Ausdehnung von circa 170 mal 75 Kilometern hat jedoch noch viel mehr zu bieten. Immerhin trägt es neben seiner unter Insidern bekannten Bezeichnung Ile de Beauté (Insel der Schönheit) auch den Beinamen „Gebirge im Meer“. Welche andere Insel bietet schon eine solche Fülle alpiner Höhenzüge auf derart engstem Raum. Auf Korsika gibt es allein siebzig Gipfel, die sich auf einer Höhe von mehr als 2000 Metern befinden. Wandern und Klettern sind nirgendwo anders so überraschend vielseitig möglich wie auf Korsika. Die Wege sind sehr oft eine Herausforderung für Sportwanderer und Alpintouristen. Jeder von ihnen findet jedoch seine Belohnung in einer berauschenden Bergwelt mit glasklaren Seen, Badegumpen, klettergeeigneten Tafonimassiven und urigen Bergdörfern. Hier konkurrieren neuzeitliche Lebensgewohnheiten und stehen gebliebenes, urbanes Dorfleben miteinander. Die Korsen sind ein eigenständiges Volk mit langen Traditionen und dies spiegelt sich in ihrem Dasein wider. Gästen stehen sie aufgeschlossen gegenüber und der abendliche Aufenthalt nach einer anstrengenden Bergtour in einem kleinen Restaurant, mit etwas Glück bei den landestypisch polyphonen Gesängen der Alteingesessenen, wird zum unvergesslichen Erlebnis.
Wandern auf Korsika fast zu jeder Jahreszeit
Im Sommer wird es auf Korsika sehr heiß und oftmals befinden sich die Temperaturen selbst in den Gebirgstälern tagsüber bei circa 40 Grad. Andererseits tragen Gipfel wie der des Paglia Orba bis in den Hochsommer hinein eine Schneeschicht. Die warmen Temperaturen im Frühjahr hingegen setzen bereits im März/April ein und dauern bis in den Oktober an. Speziell im September können Wanderungen jedoch mit einem Risiko verbunden sein, denn bei entsprechender Wetterlage toben manche Gewitter tagelang.
Auf Korsika gibt es keine sehr leichten Wanderwege. Selbst die in manchen Wanderführern angepriesenen Routen durch den Wald von Aitone führen vielfach über Geröll und erfordern gute Kondition. Dementsprechend sind selbst einfache Anstiege immer mit einem erhöhten Kraftaufwand verbunden. Das Gewicht des mitgeführten Gepäcks wird dabei häufig unterschätzt.
An erster Stelle der Wanderwege rangiert der europäische Fernwanderweg GR20. Er führt über rund zweihundert Kilometer vom nördlichen Calenzana nach Conca im Süden. Wanderanfängern muss von diesem Weg dringend abgeraten werden, denn auf seiner Gesamtlänge sind insgesamt 12500 Höhenmeter zu bewältigen und die sind eine echte Herausforderung. Jedem geübten Bergwanderer bieten sie jedoch eine unvergleichlich vielseitige, alpine Landschaft, das Kennenlernen von Wanderern aus allen Ländern der Welt und die Gelegenheit, das eigene Leistungsvermögen kennenzulernen. Es ist keinesfalls verpönt, auf dem Mittelteil der Strecke beispielsweise von Venaco nach Vizzavona den Zug zu benutzen, um das Tagesziel noch rechtzeitig zu erreichen. Selbst diese kurvenreiche Bahnfahrt im 40er Tempo durch die Bergwelt unterscheidet sich völlig vom gewohnten Fahren mit der Eisenbahn.
Wandern ist auf den verschiedensten Strecken auf Korsika möglich. Der Unterschied besteht in Küsten- und Bergwanderungen. Küstenwanderungen sind an der Westküste besonders reizvoll, denn hier gehen sehr oft Verlandungen und Felslandschaften fast nahtlos ineinander über. Die vorgelagerten Küstengebiete sind verkehrstechnisch kaum erschlossen und vielfach als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Statt dessen bieten sie unberührte Natur und abgelegene Badebuchten. Vorsicht! Nacktbaden ist auf Korsika nur in den ausgewiesenen Ferienanlagen erlaubt. Die Polizei ist für ihr ausgeprägtes, kostenpflichtiges Kontrollverhalten bekannt.
Der Übergang von der Küste in gebirgiges Gelände wird nur wenige Kilometer südlich von Porto in der Calanche besonders deutlich. Soeben noch auf Flachlandwanderung gewesen, werden diese fünf Kilometer Fahr- und Wanderweg durch atemberaubend schöne Felsmassive zum unvergesslichen Erlebnis. Wer Zeit hat, knüpft an diese Wanderung eine abendliche Bootstour, wenn die Felsen von der untergehenden Sonne rötlich angestrahlt werden. Hier keimt die Sucht zum Wiederkommen nach Korsika.
Alpine Bergwanderungen sind in fast allen Regionen Korsikas möglich. Lediglich im Norden zwischen Calvi und Bastia ist das flache und unwirtliche Desert des Agriates wenig erlebnisreich. Bereits zwanzig Kilometer weiter südlich erheben sich die Bergmassive. Ab Ponte Leccia beginnt eine durchgängige Bergwelt bis an den Südzipfel Korsikas nach Bonifacio. Die höchste Erhebung ist dabei der Monte Cinto mit 2706 Metern. Er kann von Haute Asco oder von Lozzi aus erwandert werden. Ihm folgt der Monte Rotondo mit seiner Biwakhütte. Ein in sich geschlossenes Wandergebiet ist das Bavellamassiv mit seinen weltberühmten Bavellaspitzen und dem Gebirgspass Col de Bavella. Hier treffen sich zu jeder Zeit Sportwanderer und Tagestouristen. Die leichtesten Bergwanderungen bietet der Monte Renoso, aber auch hier sind festes Schuhwerk, Wetterkleidung und Verpflegung die wichtigste Ausrüstung.
Klettern auf Korsika
Leider wird manchmal berichtet, dass das Sportklettern auf Korsika zur langweiligen Kletterei über Granitfelsen wird. Aus den Berichten ist aber auch erkennbar, dass ihre Verfasser nicht selbst auf Korsika gewesen sind. Allein das Klettergebiet am Bavellamassiv umfasst mehr als einhundert Routen mit den Schwierigkeitsgraden von 3c bis 7c. Wer sich auf diese Klettertouren begibt, spürt nichts mehr von langweiligen Granitgebieten, denn diese Massive sind eine bergsteigerische Herausforderung.
Besonders reizvoll ist das Klettern jedoch in Tafonimassiven, wie sie überall auf Korsika zu finden sind. Dies sind Massive, in denen Kernverwitterungen von innen her zu Vertiefungen und Überhängen geführt haben. Oftmals führen gesamte Klettertouren über diese Tafonifelsen und verlangen nach ausgeprägter Klettererfahrung.
Zusätzlich zu diesen offenen Klettergebieten wurden auf Korsika zahlreiche Klettergärten eingerichtet. Allein in der Nähe von Porto in Zentral-Korsika finden Sportkletterer drei Klettergärten im Tal der Restonica. Weitere befinden sich bei Bocognano und zwischen Porto und Ajaccio.
Skifahren auf Korsika
Die Berge auf Korsika machen den Wintersport möglich und die Insel ist nicht nur vom Frühling bis in den Herbst ein beliebtes Reiseziel. Vom November bis in den März hinein laden die Skigebiete Korsikas ein. Sie befinden sich auf den Höhen zwischen 1400 bis 1900 Metern und sind besonders von Dezember bis Ende Februar meist schneesicher. Ghisoni ist das sicherlich am häufigsten besuchte Gebiet. Aber auch der Ort Vergio am Col de Vergio und d Éze laden zu Langlauftouren und Abfahrten ein. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es dort in einigen Hotels.
Wie kommt man nach Korsika?
Wer auf Korsika wandern oder klettern will, hat einiges Gepäck mitzunehmen. Nicht zuletzt deshalb ist die Anreise mit dem Auto und der Fähre eindeutig favorisiert. Die besten Fährhäfen gibt es in Savona, Genua und besonders in Livorno. Die Überfahrt dauert zwischen vier und neun Stunden und ist bei rechtzeitiger Buchung eines Sondertarifs günstig.
Flughäfen gibt es nahe Bastia, Ajaccio und Calvi.
Jedem, der sportlich aktiv sein will, bietet Korsika ganzjährig vielseitige Möglichkeiten.