Eigentlich bin ich ja auf die Insel gekommen, um mir neue Dinge anzuschauen. Auch von Reisejournalisten will ja im Grunde keiner wissen, wie das früher so war, jedenfalls nicht ausschließlich. Und nun stehe ich hier ständig vor Deja-Vus. Vor Bildern, die ich für ausgestorben hielt. Vergangen, vorbei, Geschiche.
Vor Autos, die wir früher mal fuhren – die aber garantiert nie so poliert und gepflegt ausssahen, auf Autowienern hatten wir nun wirklich keinen Bock (bis heue nicht):
Auf Schilder, die uns Französisch beibrachten – was haben wir uns im Franz-Unterricht beömmelt, wenn einer aus dem Urlaub zurück kam und ein Foto von diesem legendären Spruch mitbrachte. Und wenn der Französisch-Lehrer mal wieder superpingelig auf einer Grammatikfrage herumritt, subjonctif du passé oder so, skandierte die ganze Klasse im Chor: un train …
Dann geriet ich in Calvi ins Grand Hotel, Original Sechzigerjahre-Stil. Kein Ahnung, wann ich sowas zuletzt gesehen habe: In jeder Etage stehen vor den Aufzügen beleuchtete Vitrinen. Mit Reisebedarf und Souvenirs, die der weltgewandte Reisende sich selbstverständlich im Hotel zulegt statt sie von zu Hause mitzuschleppen. Todschicke Sonnenbrillen, Parfüms und Seifen, super cooles Zeug über Hollywood samt Filmklappen – und weil die Vitrine ja voll werden muss, hat man halt ein Weinfässchen dazu dekoriert (sonst ist das Haus tipptopp, wie mein Onkel es gern ausdrückte, mit großen, kühlen Zimmern, französischen Fenstern und einer schwungvollen Dachterrasse mit Hafen-, Stadt- und Meerblick):
Endgültig die Tränen wären mir aber fast bei diesem Anblick gekommen:
Ich glaube, dieses Zugmodell habe ich zuletzt 1988 in Sizilien gesehehn Oder war es im “Pate II”? Ich hatte in diesem Augenblick sogar den Geruch in der Nase. Das von der Sonne aufgeheizte Metall, festgebackener Schweiß und diese Art Luft, der fast vollständig der Sauerstoff entzogen wurde.
Es gibt auch noch einen netten, kleinen Bahnhof in Calvi, hübsch verlottert, und er hat immerhin zwei Bahnsteige: