Kornelia Annen-Plankemann: Entwicklungsstufen - Künstlerische Begleitdokumente auf dem Weg zur Heilung

Von Helge

Kornelia Annen-Plankemann: Entwicklungsstufen - Künstlerische Begleitdokumente auf dem Weg zur Heilung

 

Ein feines Buch, das ich mit Freude angenommen habe. Gedichte und Bilder, glücklich vereint. Form und Inhalt im Einklang – wenn das ein Maßstab für künstlerische Qualität ist, dann ist dieses Buch in doppeltem Sinne gelungen: im Ganzen und (immer wieder auch) bei dem einzelnen Gedicht oder Bild. Lyrik hat es bekanntlich schwer, gedruckt auf Papier in die Öffentlichkeit zu kommen. Die großen Verlage geben kaum Gedichtbände heraus. (Eher sind kleine Verlage so mutig, wie man es alljährlich im Herbst auf der „Buchlust“ in Hannover erleben kann.) So kann frau oder man diese Initiative nicht hoch genug schätzen.

 Zwischenbilanz“ heißt ein Gedicht, das mir beim ersten Blättern vor Augen (und Ohren) gekommen ist. Ein gutes Beispiel für den Zusammenklang von Form und Inhalt – was sich an dieser Stelle schlecht vermitteln lässt, die Zitate geben nur einen unvollkommenen Eindruck:

Schritt

für

Schritt

wage

vorsichtig

ich

mich

aus

äußerst

beengender

Sicherheitszone ...“

Indem die Autorin jeder kleinen Sinneinheit eine eigene Zeile zuordnet, schafft sie es, die zögernden Schritte sinnlich erfahrbar zu machen (lautes Mitsprechen beim Lesen empfiehlt sich).

Das war der Anfang dieses Gedichts, eines der längeren, später heißt es:

Allmählich

weiten sich

sichtbar

Horizonte

unerwarteter

Möglichkeiten ...“

Dazu passt das links daneben abgedruckte Bild (Wachsmalblöcke auf Papier) mit dem Titel „Toröffnung“. Den Abschluss des Gedichts möchte ich noch wiedergeben, damit hier wenigstens ein einigermaßen vollständiger (heiler) Eindruck entsteht:

Mehr und mehr

zulassen

liebevoll

öffnenden

Freiraum

wohltuender Balsam

auf schmerzhaft

heilende Seelenwunden.“

Was kann ich noch sagen, um dieses schöne Buch zu empfehlen? Auswahl und Anordnung scheinen mir gelungen. Die Entwicklung wird deutlich. Die Gedichte werden immer karger, einfacher, geradezu minimalistisch. Beispiel „Integration“:

ICH BIN

jetzt

GANZ

hier“

Den Schlusspunkt setzt das Gedicht „Quintessenz“, das sich hier nicht wiedergeben lässt – es besteht nur aus zwei Zeilen, in der ersten das Wort DANKE, in der zweiten dasselbe Wort gespiegelt, auf dem Kopf. Rechts daneben eines der schönsten Bilder, „Energie-Balance(t)raum“: eine blaue Fläche in der linken Hälfte, eine rote Fläche rechts, darin zwei Mondsicheln, die einander mit den Spitzen an der senkrechten Mittellinie berühren, wie ein Geben und Empfangen.

Wie man dem Nachwort entnehmen kann, hat Kornelia Annen-Plankemann nach schwerer Erkrankung (Gehirntumor) diese Bild- und Wortwerke geschaffen. Entwicklungsschritte auf dem Weg zur GANZWERDUNG (Heilung im ursprünglichen Sinn des Wortes). Danke für das Buch!

Kornelia Annen-Plankemann: Entwicklungsstufen. Wort- und Farbklänge. Schöneworth-Verlag 1911. Ca. 96 Seiten, EURO 19,80.

Text: Dr. Helge Mücke, Hannover. Weitere Informationen hier.