Kopfkissenliebe – Eine Ode an den Schlaf

Er fehlt mir sehr. Der Schlaf. In letzter Zeit kommen wir nicht mehr so richtig auf einen gemeinsamen Nenner. Dabei mag ich ihn doch eigentlich so sehr. Aber scheinbar beruht das gerade nicht auf Gegenseitigkeit. Er lässt mich einfach immer wieder im Stich. Ich verstehe das gar nicht. Ich habe niemals ein böses Wort über ihn verloren und wüsste auch nicht, womit ich ihn sonst vertrieben haben könnte.

Eigentlich kann ich mich nicht beschweren. Mein Sohn schläft zu 80 % durch. Hin und wieder gibt es immer mal eine Nacht, in der das nicht so gut klappt. Und meine kleine Tochter? In der Regel schläft sie abends so ab 20.30 in ihrer Wiege im Wohnzimmer ein. Und dort schläft sie dann oft bis 02.00 oder sogar noch länger, bis sie wieder Hunger bekommt.

Und ich? Halte meistens spätestens ab 23.00 einen gepflegten Sofaschlaf. Einerseits ist das okay, denn dort schlafe ich tatsächlich richtig tief und fest. Ich bekomme nie, wirklich nie, mit wenn mein Mann sich ins Bett verkrümelt. Das Dumme: ich werde irgendwann wach und meistens ist das von extremen Nackenschmerzen begleitet.

Außerdem werde ich nicht erst dann wach, wenn die junge Dame Hunger bekommt, sondern oft schon eine Stunde früher. Und dann? Starre ich in den Fernseher, wo nachts nur Müll läuft. Dann schaue ich mich um und denke, ein bisschen Aufräumen könnte ja nicht schaden. So wird dann mitten in der Nacht das Wohnzimmer in Ordnung gebracht, die Spülmaschine eingeräumt, Fläschchen gespült und was man sonst noch ohne großen Lärm veranstalten kann. (Nur bügeln würde ich nachts nicht. Niemals.)

Und dann? Sie schläft immer noch. Abwarten und Tee trinken? Manchmal wage ich den Versuch, sie von der Wiege nach oben ins Bett zu befördern, ohne sie dabei zu wecken. Klappt. Nie.

Dann gibt es eben eine Flasche.

Wenn sie damit fertig ist und ich sie ins Bett lege, schläft sie meistens gleich weiter. Und ich? Ich. Bin. Wach.

Ich höre auch jedes kleine Geräusch, das sie von sich gibt und denke “Jetzt fängt sie gleich an zu weinen!” Doch das passiert meistens nicht. Sie wuselt sich in den Schlaf, während es wieder anfängt sich zu drehen: das Gedankenkarussell. Damit hatte ich ja schon immer zu kämpfen.

Und wenn es gerade nicht wirklich etwas gibt, worüber ich mir Gedanken machen müsste, dann kommt der Wortjäger zu mir. Und er lässt mich nicht in Ruhe, bis er alle meine Worte hat. Denn nachts kommen mir immer die besten Ideen. Nachts schreibe ich in Gedanken gleich mehrere Blogartikel, kribbelt es mir in den Fingern, die Worte aufzuschreiben, weil sie einfach raus wollen. Doch dann stehe ich nicht wieder auf, um sie niederzuschreiben. “Du musst schlafen!” hämmert es in meinem Kopf. Das macht es nicht besser. Wirklich nicht!

Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem ich über meinen Ideen einschlafe. Oft sind dann ein bis zwei Stunden vergangenen. Und nach viel zu kurzer Zeit hat wieder jemand Hunger. Sie trinkt. Sie schläft. Ich starre auf die Uhr. Gleich klingelt Papas Wecker. Erst wenn er ins Bad verschwindet, döse ich wieder ein. Nur um kurz darauf von meinem Sohn geweckt zu werden. Oder von meiner Tochter. Oder von beiden gleichzeitig. Die Nacht ist vorbei. Endgültig? Endgültig!

Aber mein Kopfkissen – es fühlt sich gerade so besonders weich an. Ich möchte einfach hier liegen bleiben. Nur noch eine halbe Stunde! Bitte! Es ist doch gerade so gemütlich gewesen…

Aber der neue Tag ist da. Erbarmungslos.

Er hält mich viele, scheinbar unendliche Stunden in seinen Fängen. Aber ich bin stark. Ich schlage mich gut. Ich lasse mich nicht von ihm unterkriegen. Noch nicht.

Ich weiß zwar: Irgendwann kommt der Tag, an dem ich einen richtigen Tiefpunkt erreichen werde. Aber ich weiß auch: Irgendwann kommt der Tag, an dem die Nacht wieder mein Freund ist und ich wieder so zur Ruhe kommen kann, das mir der Tag nichts mehr anhaben kann.

Doch bis dahin werde ich ihn noch oft vermissen, den geliebten Schlaf…



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