Wenn es um Kooperationen mit Unternehmen geht, sind wir Blogger uns alle einig: Ein persönlich gestalteter Post zu einem Produkt oder einer Webseite kostet viel Zeit. Und die sollte vom “Auftraggeber” angemessen vergütet werden. Letzte Woche erschien auf impulse ein sehr informativer Text zum Thema Blogger Relations und bezahlte Blogposts von Bloggerin Béa. Sie erklärt hier, warum sich für Unternehmen diese Form des “Word-of-Mouth-Marketings” unbedingt lohnt. Außerdem gibt Béa Einblicke, was ein professioneller Blogpost eigentlich kostet.
Blogger bringen ihr Können, ihre Reichweite, ihre meist treue Leserschaft ein und schaffen eine so persönliche Ansprache, wie keine Anzeige das vermag. Unternehmen bezahlen den Bloggern Geld, damit sie einen Artikel über ein für sie wichtiges Thema schreiben. Der Blogger kennzeichnet wiederum den Text für die Leser seines Blogs als Anzeige – das ist das sogenannte „Native Advertising“. (Béa Beste – impulse.de)
Doch bis es zum virtuellen Handschlag zwischen Blogger und Auftraggeber kommt, fehlen noch einige Schritte. Das Unternehmen oder die beauftragte Agentur muss erstmal Blogger auswählen, für die das entsprechende Produkt interessant sein könnte. Und diese dann auch mit einem Angebot anschreiben.
Ich lese immer wieder Tweets, wie blöd sich einige PRler dabei anstellen. Wie sie diverse Blogs wahllos mit Anfragen zuspammen, die Produkte gar nicht passen und nicht richtig selektiert wird. Wie unangemessen manchmal das Vergütungsangebot ist oder wie frech “dofollow-Links” gefordert werden. Und ja – das alles stimmt oft. Ich selbst habe auch schon solche Anfragen bekommen. Diese blöden PR-Leute, oder?
Doch mir ist das zu einseitig gedacht. Manche von euch wissen vielleicht, dass auch ich von der dunklen Seite der Macht bin. Eine von DENEN! (Hier dramatische Musik einblenden). Und auch ich halte für Auftraggeber nach geeigneten Blogs und Kooperationspartnern Ausschau. Ich kenne also beide Seiten – die PR-Seite und die Blogger-Seite. Und von der PR-Seite möchte ich euch Bloggern heute einige Tipps und Denkanstöße mit auf den Weg geben.
Damit Blogger passende Kooperationsanfragen bekommen, müssen auch sie etwas tun. Es reicht nicht, darauf zu warten, dass eine perfekt formluierte Anfrage ins Mailfach reinflattert. Und wenn die nicht passiert, darüber zu lästern und zu hoffen, dass es besser wird.
Kooperationen – Klare Ansagen machen
Es gibt nicht viele PRler, die intensiv recherchieren und mehrere Blogposts lesen BEVOR sie euch anschreiben. Denn leider ist hier Zeit auch Geld. Verfügt eine Agentur oder ein Unternehmen noch nicht über ein selbst aufgebautes Blogger Netzwerk, ist es kaum zu leisten, alle Blogs genau unter die Lupe zu nehmen, um zu sehen, über welche Themen schon geschrieben wurden. Undgenauestens zu analysieren, welcher Blogger wirklich am besten passt.
Kennt ihr alle Blogs aus eurer Sparte? Ich jedenfalls nicht, denn es kommen täglich neue dazu. Wie sollen das dann PRler, die nicht selbst bloggen, schaffen?
Ihr seid an passenden Kooperationen interessiert? Dann erstellt doch eine Seite auf eurem Blog, auf der ihr formuliert, welche Kooperationsformate (Produkttest, Gewinnspiel, Produktvorstellung etc.) ihr mögt und umschreibt eure Themengebiete. Nicht jedem PRler ist klar, dass ihr vielleicht einmal im Monat ein Rezept bloggt oder euch mit dem Thema bedürfnisorientierte Erziehung, DIY oder Bücher auseinandersetzt. Beschreibt dabei auch was ihr NICHT mögt. Ihr seid Veganer? Dann macht klar, dass ihr nur an vegan produzierten Produkten Interesse habt. Vielleicht macht euch genau DIESE Angabe zum Favoriten für eine Kooperation.
Stillkind, Schulkind oder beides? Solltet ihr in eurem “About” bzw. “Über mich” nicht das Alter eurer Kinder angegeben haben, macht es Sinn, dies in der Kooperationen-Beschreibung zu tun. So verhindert ihr Anfragen zu Produkten, die nicht altersgerecht sind oder nicht zu eurer Familie passen.
Und wie sieht es mit den Kontaktmöglichkeiten aus? Eine Mailadresse – in welcher Form auch immer – ist ein absolutes Must-Have. Kontaktformulare finde ich persönlich nicht so gelungen. Anfragen über Formulare kann ich in meinem eigenen Mailverlauf nicht mehr nachvollziehen – und das ist bei einer späten Antwort ungünstig. Hä? Wer war das nochmal gleich???
Mediadaten – Was ist Standard?
Je mehr ihr von eurer Reichweite preisgebt, desto klarer wird einem PRler, wie hoch eurer gewünschtes Honorar einzuschätzen ist. Das ist vor allem dann nützlich, wenn das Budget des Unternehmens gedeckelt ist oder bei kleinen Startups, die erstmal nur einen Kooperationspartner suchen. Außerdem macht es Blogs auch ein Stück vergleichbar: Habe ich als PRler 10 Blogs auf der Liste, die zum Produkt passen könnten, sind die Reichweiten – neben der Persönlichkeit des Bloggers – am Ende entscheidend.
Ihr könnt Daten wie Besucherzahlen und Seitenaufrufe eurem Blog-Statistiktool oder Google Analytics entnehmen und auf eurer Kooperations-Seite angeben. Viele Blogger machen dies jedoch nicht öffentlich, sondern in Form von einem Mediakit, das extra angefordert werden muss. Ein Schritt, der für PRler umständlich ist. Es macht euch aber vielleicht nicht ganz so “nackt” gegenüber Blogkollegen.
Je detaillierter eure Angaben sind, desto leichter fällt es potentiellen Kooperationspartnern eure Honorarwünsche einzuschätzen.
Vergesst nicht auch eure Social Media Daten anzugeben. Vor allem wenn ihr eure Besuchszahlen nicht öffentlich preisgeben mögt, ist die Reichweite eurer Kanäle vielleicht ausschlaggebend für eine Kooperationsanfrage. Habt ihr mehr als 1000 Fans auf facebook oder twitter, lässt dies auch ein Stück auf Professionalität und eure Leserreichweite schließen. Seid ihr stark bei Instagram vertreten, macht euch das vielleicht sogar besonders attraktiv für Lifestyle, Mode oder Interior Produkte.
Mediakit & Honorar – Wieviel bin ich wert?
Bekommt ihr ein Kooperationsangebot, bleibt die Frage nach euren Honorarvorstellungen nicht aus. Damit ihr diese einfach besser verteidigen könnt, ist ein Mediakit in Form von einem PDF von Vorteil. Hier könnt ihr ganz detailliert eure Reichweiten, die Zahl eurer Blogabonnenten, Social Media Kanäle sowie eure bisherigen Kooperationspartner angeben. Außerdem könnt eure Kooperationsbedingungen und Preisvorstellungen beschreiben.
Eure Honorarvorstellung macht euch für PRler wieder vergleichbar. Habe ich zwei gleichwertige Blogger zur Auswahl, werde ich als PRler den nehmen, dessen Honorarwünsche am besten zu Reichweite und Professionalität passen.
Eine Preisrichtlinie für Honorare gibt es nicht. Macht dies anhand eurer Reichweite und eures Könnens abhängig. Gerade für Blogeinsteiger ist das jedoch schwierig einzuschätzen. Nur ein Beispiel: Ein normales PR-Stunden Honorar beträgt 80 bis 150 Euro – ein Tagessatz für freie Journalisten liegt zwischen 250 und 500 Euro. Je mehr ihr mit euren Texten / Fotos professionalisiert seid und je höher eure Reichweite liegt, desto höher darf euer Honorar ausfallen. Dazu ist es bei Produkttests nicht unüblich, den Wert des Produktes mit in das Honorar einzukalkulieren. Es kann daher auch sein, dass ihr bei hochpreisigen Produkten mit eurem Honorar entgegenkommt oder sogar ganz darauf verzichtet.
Jeder Blogger macht seine Preise selbst. Und die können zwischen 50 und 600 Euro pro Post liegen. Das macht es auch für PRler schwierig, eure Honorarvorstellungen genau einzuschätzen. Wenn eure Wünsche nicht im PR-Budget liegen, seid also nicht sauer.
Wieviel ihr wert seid, liegt also an euch selbst. Ihr könnt eurer Honorar also auch indivuell bei jeder Kooperationsanfrage verhandeln. Einen Mindestaufwand solltet ihr dabei immer berücksichtigen und überlegen, ob ihr den zumindest vergütet haben mögt. Und – lieber hoch stapeln. Entgegenkommen könnt ihr immer noch.
Kooperationsanfrage – Zusagen oder nicht?
Gehen wir Mal davon aus, dass ihr eine nette und individuelle Kooperationsanfrage bekommt.
Variante 1: Das Angebot gefällt euch. Schickt dem PRler doch konkrete Umsetzungsideen und einen möglichen Veröffentlichungszeitraum. Das pushed euch im Falle eines Auswahlprozesses und verargumentiert eure Honorarwünsche. Ihr zeigt: Ihr denkt mit und seid professionell. Außerdem eröffnet es PRlern Ideen, wie ein Thema in ein ganz neues Licht gerückt werden könnte. Zeigt eure Kreativität!
Nachtrag durch einen Blogger-Tipp: Es gibt allerdings Unternehmen, die auf Infoshopping aus sind und nur tolle Ideen geliefert bekommen möchten. Überlegt euch daher genau, wann und bei wem ihr mit euren Ideen in die Tiefe geht.
Bleibt im Gespräch. Gerade Agenturen und Unternehmen, die Blogger Relations zu schätzen wissen, kommen immer wieder auf gute Kooperationspartner zurück.
Variante 2: Es passt nicht. Eine Antwort bzw. Absage von euch wäre dann trotzdem schön. Gebt vielleicht noch Feedback, warum das Angebot für euch nicht in Frage kommt. Vielleicht ist euer Kommunikationspartner ja eine Agentur, die noch weitere (und für euch interessantere) Kunden hat. Oder das Unternehmen klopft das nächste Mal mit einem für euch trefferenderem Angebot an. Bleibt für weitere Anfragen im Gespräch!
Ich finde es übrigens nicht verwerflich Unternehmen aus eigenem Antrieb anzuschreiben und nach Kooperationsmöglichkeiten zu fragen. Ihr solltet nur eine klare Umsetzungsidee haben, mit der ihr euch präsentieren könnt. Viele (kleine) Unternehmen sind vielleicht gehemmt oder haben nicht die finanziellen oder personellen Kapazitäten, um Blogger gezielt auszuwählen und anzuschreiben. Mehr als ein “Nein” riskiert ihr nicht. Aber es macht zumindest auf euch aufmerksam. Und wer weiß, vielleicht bringt ihr damit Steine ins Rollen!
Kooperation & Mediakit Beispiele
Denkt bei eurer Präsentation daran, möglichst übersichtlich zu bleiben. Das heißt, nutz kurz und knackige Infos sowie Überschriften. Achtet zum Beispiel bei Aufzählungen eurer bisherigen Kooperationen darauf, diese in alphabetischer Reihenfolge aufzuführen. Das ist nicht nur wertungsfrei, sondern auch übersichtlich.
Und wie sieht eine gute Kooperationsseite nun aus? Ich habe für euch drei mögliche gute Umsetzungs-Ideen aus der Elternblogger-Ecke herausgesucht:
Bei Jessica von FeierSun findet der potentielle Kooperationspartner alle Infos auf einer Seite. Die Social Media Kanäle sind deutlich in Szene gesetzt, es gibt Informationen zu Lesern und Themen sowie zu Kooperationsmöglichkeiten und bisherigen Kooperationen. Und zwischen den Zeilen kann man auch – ohne das Blog genau zu kennen – eine Ahnung von der Persönlichkeit der Bloggerin bekommen. Ein Mediakit mit Preisen gibt es auf Anfrage.
Julia von Mama Schulze hat unter dem Punkt “Kooperationen” alle Informationen zusammengefasst, die für PRler nützlich sein könnten. Einen Überblick über vergangene Kooperationstexte erhält man per Klick. Außerdem gibt sie in ihren Mediadaten genaue Einblicke, welche Besucheraktivitäten ihr Blog hat. Ein toller Bonus: Wir erfahren, wie oft ein einzelner Artikel im Durchschnitt geklickt wird. Was wir nicht erfahren sind Preise.
Alu von Grosse Köpfe ist bemerkenswert transparent mit ihren Angaben zu Reichweiten, Preisen sowie langfristigen Kooperationspartner und Projekten. Man erhält Angaben zu den Unique Visitors im Monat und erkennt, dass ihr Blog immer weiter wächst. Generell finde ich diese Darstellung aus PR-Sicht am eindeutigsten, auch wenn die Bloggerin hier nicht explizit angibt, welche Themen für sie interessant wären.
Alle drei Beispiele sind total unterschiedlich in der Umsezung. Und trotzdem geben sie mir aus PR-Sicht einen Eindruck, ob meine Kooperationsanfrage erwünscht ist und mit welchen Honorarvorstellungen ich rechnen muss.
Und nun – ran an die Umsetzung! Viel Erfolg bei euren Kooperationen.
Nachtrag: Wer noch tiefer in das Thema einsteigen mag und sich für SEO interessiert, der sollte mal bei Rubbelbatz vorbeischauen. Hier geht es darum, wie eure Blogverlinkung wertvoll für Kooperationsanfragen ist.
Haben euch meine Tipps weitergeholfen? Kann man diese noch ergänzen? Oder habt ihr andere Erfahrungen gemacht? Möchtet ihr mehr Blog-Tipps dieser Art auf meinem Blog lesen?
Seid ihr mit eurer Kooperationsseite noch unsicher? Wer mag, kann mir gerne seinen Link per Mail schicken. Ich schaue gerne über eure Angaben drüber und gebe euch Feedback.