Konzertreview: Friska Viljor (Bogen F, Zürich, 12.5.2015)

Erstellt am 15. Mai 2015 von Wavebuzz

Friska Viljor sind wie der beste Freund, der Mist gebaut hat, dem man aber dennoch nie in den Rücken fallen würde. Denn eben: es ist der beste Freund, man schätzt ihn, man hilft ihm, man ist loyal…

Joakim Sveningsson und Daniel Johansson, die beiden Köpfe von Friska Viljor, sind im Moment ohne Band unterwegs und machten vergangenen Dienstag Halt im Bogen F in Zürich. Die hochsommerlichen Temperaturen schwemmten erwartungsgemäss jede Menge Volk an die Gestade des hippen Zürcher Ausgansgsviertels rund um den Viadukt. So war auch der Bogen an diesem Abend randvoll. Während der besinnlichen Songs von Lena Fennell, die als Support Act auftrat, blieb noch ein Grossteil der Leute draussen, um die allerletzten Sonnenstrahlen aufzuschnappen.

Sobald aber die Stunde der beiden Schweden nahten wurde es eng im kühlen Gewölbe, denn Eines ist klar: Auch wenn Friska Viljor mal ohne Band unterwegs sind, ihr treu ergebenes Kult-Following lässt sie nie im Stich. Mittlerweile sechs Studioalben hat die Band produziert und sich dazu durch unablässiges Touren einen Ruf als spassige Live-Band erarbeitet. Dass gerade die beiden Songwriter das Handwerkliche der Musik nicht perfekt beherrschen, hat sicherlich gar zum Sympathiebonus beigetragen, den man der Band zurecht zuschreibt.

Nur: Irgendwann wird das zum Problem – und das Konzert im Bogen F hat deutlich gemacht, woran die Schweden kranken. In ihrem Repertoire befinden sich einige hervorragende Songs, Fan-Favoriten, Stimmungsgaranten: “Wohlwill”, “Arpeggio”, “On And On”, “Shotgun Sister”. Alle diese Songs stammen ab den ersten drei Alben der Band (2006-2009), sie bilden den Kern jeder Friska-Liveshow, sei es mit oder ohne Tourband. Es sind simple, aber effektvolle Ohrwürmer mit Mitsing- (oder vielmehr Mitjohl-)Refrains und mitreissenden Rhythmen.

Irgendwann aber wird wohl auch der ergebenste Fan nach etwas Abwechslung verlangen. Deshalb eröffneten Friska Viljor ihre Show mit einigen Songs ab dem neuen Album “My Name Is Friska Viljor”. Es handelte sich mehrheitlich um etwas einfältig wirkende Balladen, die den Eindruck von anbiederndem Mainstreampop erweckten. Nun: Es kann sein, dass die Umsetzung im Studio anders ausgefallen ist, live aber zeigte keiner dieser Songs auch nur annähernd das Potenzial, sich zu einem Favoriten zu entwickeln. Auch dass bereits die Songs der letzten beiden Alben (2011-2013) live nur eine untergeordnete Stellung einnehmen, macht das Problem deutlich: Es scheint, dass Friska Viljor ihrem Repertoire nichts Entscheidendes mehr hinzufügen können.

Langeweile droht. Irgendwann hat man die Songs gehört. On and on and on / we’ve been doing this too long. Genau. Sympathisch aber bleiben die beiden Schweden natürlich, publikumsnah, stets zu Scherzen aufgelegt, Typen, mit denen man gerne mal ein Bier nehmen würde. Sie sind der Freund, dem man seine Unzulänglichkeiten zu verzeihen bereit ist, weil er es eben doch versteht, einen stets in gute Stimmung zu versetzen. So liess das Konzert im Bogen F trotz einer gewissen Redundanz und Mangelhaftigkeit der Performance ein breites Lächeln und die guten alten Ohrwürmer zurück.

Der Refrain eines der beliebtesten Friska-Songs lautet: Let’s do something out of the ordinary / let’s do it good and do it now. Es wäre schön, würden Friska Viljor sich diese Devise selbst wieder einmal zu Herzen nehmen.


Lest hier unser Interview mit Friska Viljor.


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