Lange Zeit habe ich überlegt, was ich meiner Mutter zum Geburtstag schenken kann. Erstmal musste mir überhaupt einfallen, dass ich mich um ein Geschenk kümmern sollte. Was schenkt man jemandem, der alles zu haben scheint, was man selbst bezahlen kann und dann doch nichts daon braucht? Einen Schal, ein Parfum, was zum Anziehen, zu oft habe ich diese Ideen schon in die Tat umgesetzt. Ich habe mir erhofft, mein Vater könnte mir einen Rat geben oder man könnte sich an sein Geschenk andocken, zum Beispiel er kauft die Kette, ich das Armband, er den linkn Handschuh, ich den rechten. Aber nein, er hatte auch keine Idee.
Irgendwann fiel ihm dann ein, sie wollte doch mal zu diesem Konzert von diesen Tenören da. Nächstes Problem, er müsste ja mit. Sie könnte ja schlecht alleine zum Konzert. Aber er möchte nicht. Aber es ist ja so, dass sie auch nicht alleine hingehen kann. Lange Rede, kurzer Sinn, bei wem war das nochmal so, dass er, aufgrund der Tatsache, dass er eine Begleitperson benötigt, jemanden umsonst mitnehmen kann? Richtig, bei mir. Was soll man da sagen? Ich mein, schließlich hatte ich ja auch keine bessere Idee als „Schal, die 27. „. Mittlerweile müsste man befürchten, dass die Schals, die ich ihr schenke, nicht grundsätzlich verschieden sind, nein, sogar sehr gleich. Hätte ich das seinerzeit gewusst, hätte ich ja Fotos machen können von den jeweiligen Geschenken, hab ich aber nicht. Also geh ich mit meiner Mutter zum Konzert von Il Vovo oder wie die heißen. Gut, dass ich klassischen Gesängen oder sowas ähnlichem nicht abgeneigt bin. Ich hoffe, ich finde noch die Zeit und die Muße, mich zu informieren. Gott sei Dank, meine Mutter steht nicht auf Boybands, da müsste ich noch wissen, wer wer ist. Und wer der niedlichste ist. Aber ich komme vom Weg ab.
Der Plan ist eigentlich perfekt gewesen: mein Vater zahlt den Löwenanteil der Karte, ich geh mit, meine Mutter freut sich. Sie geht dahin, wo sie immer hingehen wollte, mein Vater hat damit nichts zu tun und ich kann unter Beweis stellen, dass ich eine gute Tochter bin. Alle sind glücklich.
Habe ich eigentlich schonmal erzählt, dass ich eigentlich sehr naiv bin? Ich hab wirklich gedacht, dass man da nur zur Philips-Halle, sorry, Mitsubishi-blablabla-Halle fahren muss und da krieg ich meine Karte und kann sie dann ganz stolz überreichen. In der Theorie ist das sicher möglich, aber nein. Man kann die Karten nur über eine Hotline erwerben, wenn man eine Begleitperson braucht und dann muss man eine Email schreiben. Und nur, weil das eine Person ist, die sich nur um Karten für Behinderte kümmert, heißt das nicht, dass man das nicht nochmal erwähnen sollte, dass es sich um einen Rollstuhlplatz handelt, denn zuerst reservierte sie Plätze mitten in der Reihe. Wie gesagt, ich hab gedacht, man könnte die Karten sofort mitnehmen, wenn man die am Veranstaltungsort abholt oder drucken lässt, wie auch immer. An der Gültigkeit des Behindertenausweises ändert das ja nichts. Wenn man ihn vorzeigt, müsste man die Karten problemlos mitnehmen können. Habe ich gedacht. Aber Pustekuchen. Servicewüste Deutschland.
Nachdem ich letztens Karten für eine Messe online per Sofortüberweisung gekauft habe, und mir das sofort zuhause ausdrucken konnte, habe ich wirklich gedacht, dass sich der Konzertkartenverkauf auch weiterentwickelt hat im Vergleich zu damals. Aber hier ist es genau gleich geblieben. Freundlich waren sie auch nicht grade. Ich meinte, ich hätte es besonders eilig, ob man die nicht doch abholen könnte, schonmal per Email die Rechnung schicken könnte. Die erste Version war nämlich, dass ich per Post ne Rechnung bekomme und dann kann ich überweisen und dann werden mir die Karten über den Postweg geschickt. Also, ich fasse nochmal zusammen: erstmal muss man anufen und sich erkundigen, weil es keine Informationen zu dem Thema gibt. Dann muss man eine Email schreiben, dann kriegt man eine Rechnung zugeschickt, dann darf man bezahlen und dann bekommt man die Karten. Zu sagen, dass man die Karten innerhalb von vier Tagen braucht, hat nicht geholfen. Da meinten die ganz frech, man hätte sich vorher darum kümmern müssen. Und das ist etwas, was ich nicht verstehen kann und verstehen will. Nur, weil es Rollstuhlplätze sind, das müsste doch irgendwie im Internet vermerkbar sein, auch von Verkaufsstelle zu Verkaufsstelle. Das ist nicht mehr wie früher, wo man gegebenenfalls Kreuzchen machen musste, dass nicht zu viel Rollstuhlplätze verkauft werden, eventuell sogar mehr als vorhanden wären. Damals, vor dem Zeitalter des Internets, habe ich mir das erklärt damit, dass der Veranstalter einen Überblick haben muss, wieviele Plätze von Rollstuhlfahrern besetzt werden. Aber jetzt mangelt es mir an Verständnis.
Entgegengesetzt aller Behauptungen kam die Rechnung dann doch per Email und ich konnte sie sofort bezahlen. Leider kamen da noch keine Karten mehr hinterher. Ist man so zickig, weil man wegen dem Behindertenausweis eine Karte umsonst kriegt? Dann sollte man das erst gar nicht anbieten. Vielleicht hätte ich auch nochmal mit meinem Vater sprechen und auf die Konzertkarten verzichten sollen. Bei so einer Art von Service weiß ich, dass ich erstmal keine Lust auf Konzerte haben werde.
(Foto: Henrik G. Vogel / pixelio.de)
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