Konzertfotografie. Worum geht es eigentlich bei Konzertfotografie? Ästhetische Fotos mit perfektem Licht und fotogenen Musikern? Vielleicht. Doch Eines ist wohl noch wichtiger: Die Stimmung!
Die Stimmung eines Konzerts einzufangen ist in meinen Augen das A und O guter Konzertfotografie. Bei Lady Gaga mag eine gewisse Perfektion Teil des Stimmungsbildes sein. Doch in einem kleinen dunklen und verschwitzten Club wie dem Tube in Düsseldorf bedeutet wahrhaftige Konzertfotografie manchmal verwackelte, dunkle Bilder mit verschwitzten Musikern und betrunkenen Fans. So kann es aussehen und so muss es vielleicht sogar aussehen.
Mein Debüt bei Smile and Burn
Das Konzert von Smile and Burn am Samstag Abend war meine erste Konzertfotografie mit ernsthaftem Anspruch an mich selbst. Bei bisherigen Gigs übernahm mein Freund und Partner Louis die Fotografie und meine Aufgabe lag einzig und allein im Beobachten, Meinung bilden und Instastory filmen. Das war einfach, denn ich konnte den Fotokünsten meiner bessere Fotografenhälfte vertrauen und brauchte mir keinerlei Gedanken darum machen, ob es meinen Konzert-Reviews an guten Fotos fehlen würde.
Diesmal war es anders. Ich war auf mich allein gestellt. Eine Mischung aus Nervosität und Selbstbewusstsein machte sich schon im Laufe des Nachmittags breit. Ich bin kein Fotografie-Anfänger. Bei Reportagen oder künstlerischen Fotografien fühle ich mich wohl und mache mir im Vorfeld keinerlei Sorgen. Doch Konzertfotografie ist Neuland für mich, wenn man die amateurhaften und halbherzigen Konzertfotos in meiner Studienzeit außer Acht lässt.
Zwischen Bühne, Pogo und Gleichgesinnten
Der Abend begann also mit gemischten Gefühlen, doch ich machte mich zielsicher auf den Weg in die Düsseldorfer Altstadt. Im Tube angekommen machten mein störender Rucksack und mein verkaterter Begleiter schnell Bekanntschaft und wurden von mir in den hintersten Reihen im Stich gelassen. Ich erkämpfte mir während des Line-Checks von Smile and Burn durch pogowütige Vollblutfans einen Weg nach vorn. Dort traf ich zu meiner Erleichterung eine Gleichgesinnte. Ich lernte die diesmal ohne Kamera aber dafür mit vollem Verständnis ausgerüstete Konzertfotografin und Bloggerin Sonja von Konzertsucht kennen. Sonja überließ mir nicht nur für die ersten beiden Songs ihren Platz in der ersten Reihe, sondern nickte mir außerdem zustimmend zu, als ich mich über das mangelnde Licht in der Location beschwerte.
Das Konzert begann. Ein leichtes Zittern behinderte meinen sonst sicheren Kameragriff, aber das sollte sich schnell als das kleinste meiner Probleme herausstellen. Die Stimmung entfachte blitzartig und sowohl die Musiker von Smile and Burn, als auch die Fans hinter mir sprangen, tanzten und pogten was das Zeug hält und ich musste mich schnell entscheiden, was mir wichtiger ist: Ein gutes Foto oder eine heile Kamera.
Ich ließ mich nicht beirren und schoss, was das Zeug hielt. Ich versuchte es zumindest. Die SD-Karte wollte mir regelmäßig einen Strich durch die Rechnung machen; wenig Licht und schnell aufeinander folgende Fotos ließen ständig die Warnung »Busy« auf meinem Bildschirm aufblinken. Auch der Autofokus war nicht mein Freund und völlig überfordert mit den Stehaufmännchen von Smile and Burn. Fotografierte ich nach vorn, rempelte jemand von hinten, fotografierte ich nach hinten, löste die Kamera nicht aus. Zu allem Überfluss beschlug dann meine Brille und ich fotografierte eine Weile nahezu blind.
Nach zwei Songs (ja das alles passierte innerhalb der ersten zwei Songs) machte ich zur Erleichterung meiner direkten Nachbarn die Biege und hoffte auf einigermaßen zufriedenstellende Ergebnisse.
Frust und fliegende Gegenstände
Nach ein bisschen frischer Luft folgten ein Gin-Tonic, ein Bier und der Versuch, mir vom restlichen Konzert für ein Review eine Meinung zu bilden. Die kleine ausverkaufte und dadurch überfüllte Location machten es mir allerdings nahezu unmöglich, erneut einen Platz im Sichtfeld der Band zu ergattern. Ich bemühte mich also auch nicht weiter darum. Die Stimmung war großartig, die Band sympathisch, doch ich war ausgelaugt.
Somit machte ich mich also wieder auf den Nachhauseweg. Ich konnte es kaum erwarten die Fotos in Ruhe zu sichten. So groß die Vorfreude am Anfang war, so zerstörerisch war die Realität am Ende – Eine absolute Katastrophe. Die Bilder waren entweder zu dunkel, zu verwackelt oder zu unscharf. Ich habe die Möglichkeiten des guten Objektivs nicht richtig ausgeschöpft, aus welchem Grund auch immer. Die Nervosität und falsche Beweggründe ließen mich eine nicht optimale Kameraeinstellung auswählen, was mich so ärgerte, dass am Abend irgendwann Sachen durch die Gegend flogen. Der Frust war groß. Ich konnte das doch besser? Was war los? Mit den Fotos von Louis konnten meine nicht mal ansatzweise mithalten!
An diesem Abend war ich mir sicher, die Konzertfotos niemals zu veröffentlichen. Vielleicht machte mich der Gin Tonic am Abend auch etwas theatralisch (Schnaps ist dein Feind!), doch ich war enttäuscht von meiner Arbeit, enttäuscht vom Ergebnis und außerdem sicher, dass ich mich nur blamieren würde.
Meine Konzertfotografie – Mein Stil
Am nächsten morgen sichtete ich die Fotos erneut. Nüchtern, wach und mit dem zweiten paar Augen von Louis war der Frust zum Glück etwas erloschen. Schluss mit dem Vergleichen, Schluss mit dem sich selbst nieder machen. So wenig »perfekt« meine Fotos auch waren und sind, zwei Dinge erfüllen sie: Sie fangen die Stimmung des Konzerts ein und bleiben meinem Stil treu. Natürlich hätten sie besser sein können. Ich weiß auch, dass ich es besser kann. Doch durch diese Erfahrung war die Herausforderung in der Postproduktion nur spannender und ich kann außerdem sagen: Übung macht den Meister und ich hoffe ich habe bald wieder die Gelegenheit meine Konzertfotografie zu verbessern.
Aus dem geplanten Konzert-Review mit perfekten Fotos wurde also eine Selbstfindungsgeschichte mit etwas »anderen« Fotos. Vielleicht genau richtig so, denn Konzert-Reviews interessieren eh keine Socke, oder? Selbst auf Konzerte gehen, das ist wohl das Beste, dann braucht die Welt auch keine Reviews mehr!
Besucht Smile and Burn also noch auf ihren restlichen Konzerten der »Get Better Get Worse«-Tour und erlebt diese einmalige Stimmung selbst. Ich kann es nur empfehlen und hoffe natürlich, ihr habt keine nervige Fotografin vor euch stehen, die euch die Sicht versperrt.
Cheers!
Tour-Daten
05.02.18 – Saarbrücken (Garage)
06.02.18 – Wiesbaden (Schlachthof)
15.02.18 – Karlsruhe (Substage)
16.02.18 – Koblenz (Circus Maximus)
17.02.18 – Bochum (Rotunde)
20.02.18 – Erlangen (E-Werk)
21.02.18 – Dresden (Puschkin)
22.02.18 – Schweinfurt (Stattbahnhof)
24.02.18 – Berlin (Zukunft Am Ostkreuz (BENEFIZ))
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