Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Eines stand bereits beim Betreten der Halle F fest, das Publikum, das sich Willie Nelson ansehen wollte, war bei weitem countryesker als jenes, welches sich vergangenes Jahr zum Gig von Kris Kristofferson eingefunden hatte. Da waren einige bestickte Westernhemden auszumachen, nicht wenige sogenannte Fringe Jackets (die Rauhlederklassiker mit den Fransen auf der Rückenpartie und an den Ärmeln) und selbst die Stetson-Dichte war auffällig. Zwei Merchandise-Verkäufer, von denen der eine in breitem (aufgesetztem?) Texas-Akzent „Get your Willie Nelson shirt…“ proklamierte, schufen eine Rodeo-ähnliche Atmosphäre. Die Halle würde wohl voll werden.

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Genau so war es auch. Bis auf wenige Plätze weiter hinten war der Saal gut gefüllt. Die Bühnendekoration war mit einer Flagge im Hintergrund etwas weniger spartanisch als bei Kristofferson, zudem war auch Bandgear aufgebaut. Ein Klavier, Schlagzeug – beschränkt auf ein mit Besen bedientes Tom – Percussions und im Vordergrund die liebevoll plazierte legendäre Gitarre Willie Nelsons. „Trigger“ nennt er sie und spielt bereits so lange drauf, dass sie am Klangkörper ein gar nicht so kleines Loch aufweist.

Fast pünktlich begann schließlich das Konzert, Nelson betrat die Bühne und startete mit dem Klassiker „Whiskey River“. Gut gelaunt und in erstaunlich guter Form absolvierte der mittlerweile 77-Jährige schließlich ein nicht ganz zweistündiges Konzert, in dem er nicht nur eine Vielzahl seiner eigenen Songs zum Besten gab, sondern auch auf diverseste Widmungen an Vorbilder oder Wegbegleiter nicht vergaß.

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Stilistisch spannte er mit seiner Band, aus der ein hervorragender Mundharmonikaspieler herausstach, einen Bogen vom Blues, über Rock und Country bis zum Jazz und wieder retour. So bekam man ein Medley aus „Funny How Time Slips Away/Crazy/Nightlife“  ebenso zu hören wie die Klassiker „On The Road Again“ „Angel Flying Too Close To The Ground“ oder „Blue Eyes Crying In The Rain“. Tributes gab es an Waylon Jennings („Good Hearted Woman“) und Hank Williams („Jambalaya“, „Hey Good Lookin’“) dazu noch jede Menge anderer Songs aus eigener oder fremder Feder. Zum Beispiel „You Were Always On My Mind“, „I’m The Man With The Blues“, „Me And Paul“, oder „To All The Girls I’ve Loved Before“.

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Willie Nelson befand sich, wie erwähnt, in bester Stimmung, seine Gitarre schien mit ihm verwachsen zu sein und so spielte er sich trotz, oder vielleicht wegen, seines fortgeschrittenen Alters nicht nur durch großartige Soli, egal ob Jazz, Blues oder Country – komplimentiert vom Mann an der Mundharmonika – sondern beeindruckte auch nachhaltig mit seiner immer noch erstaunlich kräftigen Stimme, die er von ruhigen, tieferen Tönen bis zu den für ihn typischen nasal-schnarrenden, höheren Lagen ausreizte. Ganz nebenbei schreckte er auch nicht davor zurück, den Mitsingdrang des Publikums zu befriedigen.

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010

Jeder schöne Abend muss ein Ende haben – oder wie Willie sagen würde „the party’s over“ – und so erleuchtete der charismatische Countryboy mit „I Saw The Light“ noch einmal Saal und Publikum. Ein paar Autogramme gab’s noch, ein beherzter Fan, der sein allerschönstes Western-Pailletten-Outfit trug, sprang beherzt auf die Bühne und durfte die Hände seines Idols schütteln, der Rest klatschte und sang sich durch das letzte Lied, schließlich verabschiedete sich Nelson und verschwand hinter die Bühne.

Praise the Lord, I’ve seen the light“. Möge ihn der tägliche Marihuanakonsum noch für ein paar weitere Konzerte hierzulande konservieren.

Susanne, 21. Juni 2010



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