Big TV? Nope, die gestrige Show, von Mainland Music organisiert, war grosses Kino! Das Radio oder den TV konnte man also getrost auf leise stellen, denn das Konzert der Londoner Band White Lies war ohrenbetäubend schön. Harry McVeigh begeisterte die Massen über alle Massen mit seinem dunkel-klaren Stimmorgan. Und auch mit der Location des Komplex 457 hat man sich wieder angefreundet.
“true, it’s a beautiful view – but you know they’re gonna set it on fire when they feel like something new” – BIG TV
Mittels dieser Lichtershow steuerten sie auch die Emotionen des Publikums balancierend über einen Abgrund hinweg. Freude und Trauer, Liebe und Hass sind neurologisch eng verwachsen – die Musik der White Lies bewegt sich auf den Grenzen dieser Gegenteile und balanciert sie aus.
Gespieltes Set: (via setlist.fm) To Lose My Life There Goes Our Love Again A Place to Hide Mother Tongue Streetlights Farewell to the Fairground Be Your Man E.S.T. The Power & the Glory Getting Even Unfinished Business I Would Die 4 U (Prince cover) First Time Caller Death Encore: Big TV Bigger Than Us
“I love the feeling when we lift off
Watching the world so small below
I love the dreaming when I think of
The safety in the clouds out my window” - Death
“YOU GOT BLOOD ON YOUR HANDS AND I KNOW IT’S MIIIIIIIIIIIINE, I JUST NEED MORE TIME.” “Unfinished Business” forderte dann zur Laientheaterstunde auf. Viele Hände wurden überspitzt theatralisch in die Lüfte gehoben und zum Liedtext in Szene gesetzt. Das Prince-Cover “I Would Die 4 U” (hier das Original) kam etwas unerwartet und unfunky daher und bewegte sich gefährlich nah an der Grenze der Akzeptanz. Lieber hätte man wohl noch ein weiteres Lied der White Lies gehört (“Come Down” anyone?). Nach dem Prince-Cover spielten sie “First Time Caller”, die etwas schwächere Single des neuen Albums, bei der man eher weniger ein “long time listener” wird, aber ab und an gerne zuhört. Als dann aber zum grande pre-Zugabe Finale die Single “Death” durch die zweistöckigen Halle zog, liebte das Publikum das Gefühl abzuheben und wurde von der Angst erfasst.
White Lies: Silhouetten aus Musik und Melancholie
Die Songs des ersten Albums haben auch über die Jahre ihre Stärke und Eingängigkeit nicht an die vergangenen Jahre verloren. Die Band schloss und bedankte sich, Jubel folgte. Die Stimmung war eigenartig betäubt und versöhnt. Die White Lies kehrten nach einem “jaja wir kommen schon wieder aber wir müssen mal von der Bühne, damit ihr euch noch mehr auf die Zugabe freut”-Abgang auf die Bühne zurück und gaben noch einmal alles: Zunächst gaben sie “Big TV” zum besten, ein isolierendes Bild der Menschheit zeichnend. Danach folgte der musikalisch hell leuchtendste Stern des zweiten Albums, Bigger Than Us. Und: Uns ist etwas aufgefallen! Die Zugaben begannen mit big (Big TV) und wurden dann adjektivisch gesteigert (Bigger than us). Was wollen uns die White Lies sagen? Sie sagen: “Wartet auf unser viertes Album, das wird Biggest.” Superlativ. Best Ever. Top of the Tops. Crème de la Crème. Wir freuen uns schon! KEEP BUZZIN’ und sterbt alle zur gleichen Zeit.
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