Konzertbericht: Konflikt und Virtuosität – Owen Pallett in Zürich

Das “Ziegel Au Lac” in der Roten Fabrik liegt direkt am See, wer hätte das gedacht.  Diese Örtlichkeit lud gestern Abend zu zwei fulminanten Konzerten: Den Hauptauftritt lieferte der kanadische Violinist und Komponist Owen Pallett. Der Nebenauftritt wurde von Foxes In Fiction (auch aus Kanada) bestritten. So viel sei schon einmal verraten: Sowohl Anspruch als auch Unterhaltungswert waren im Überfluss an diesem Abend der “Ziischtigmusig” vorhanden. Lest im folgenden den Konzertbericht.

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IN WAHRHEIT SCHÖN – DIE VORBAND “FOXES IN FICTION”
Da rennt ja der Fuchs los! Die Vorband war eine freudige Überraschung. Denn Foxes In Fiction machen wahrhaftig schöne Musik. Die stilistische Mischung aus Shoegaze und Ambient Electro verlieh der gesamten Location eine Wolke des Wohlseins. Das gespielte Set der dreiköpfigen Band unter Sänger Warren Hildebrand war kurz und knackig. Nach 25 Minuten war die wabernde Musikkulisse vorbei. Note for self: Wir werden Foxes In Fiction mit Sicherheit im Ohr behalten. Man höre sich nur einmal dieses formidable Stück an:

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OWEN PALLETTS AUFTRITT: “I´m sweating, but this is good right? Considering it´s winter.”
Die Tracks, welche Pallet spielte, füllten den gesamten Zeitstrahl seines Repertoire aus. Manche Lieder stammten sogar von seinem alten (alter) Ego “Final Fantasy”, unter dessem Namen er zwei Alben veröffentlicht hat. Pallett stand also auf der bärtig auf der Bühne und wurde schon bald von zwei Bandmitgliedern unterstützt: einerseits durche einen Bassisten (mit Leo-Cap) und durch einen Langhaar-Drummer.

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Zwei Tracks des Albums “Heartland” reihte die Pallettsche Band gleich aneinander: “Keep The Dog Quiet” begann mit einem gezupft eingespielten, musikalischen Loop-Boden. Es folgte unmittelbar das dramatische “Mount Alpentine”. Zwischen den Stücken war Pallet stets für einen von Ironie durchtränkten Spruch zu haben. So fragte er das Publikum, ob es eine Frage habe. (Die Frage die dann gestellt wurde war irgendetwas zu seinem Bühnenequipment. Die Antwort auf die Frage war ebenso schwierig zu verstehen. Pallett redete aber etwas von einem Memorystick in seinem Gehirn, der ihm bei der Geburt geschenkt worden sei.)

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“Song For Five & Six”, welches eines der persönlichen Lieblingsstücke ist, wurde –  für meinen Geschmack zu früh – als drittes gespielt. Die Läufe wurden im Tempo Allegro stets aufs Neue in den Loop hineinversetzt. Als zu Beginn die zusätzliche Off-Beat-Zupfspur zum Einsatz kam, war klar was schon klar war: Dieser Mensch ist von grossen musikalisch-mechanischen Fähigkeiten.  “I´m Not Afraid” brillierte durch den kühlen, dennoch berührenden Refrain, welcher durch die fantasieverwobenen Lyrics noch unterstrichen wurde:

“I’ll never have any children,
I’d bear them and eat them, my children.
I’m gonna change my body
In the light and the shadow of suspicion.”

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 “You guys do clap a lot. But I am not finished yet. To give you something worth for your money, hehe.” (Palletts Lachen erfolgte kontinuierlich auf jede Selbstaussage). Die vielklatschende Menge war also offensichtlich begeistert. Diese Begeisterung äusserte sich nicht wie beim Teenie am One Direction Konzert, sie spielte sich vielmehr im Innern ab. Einer der vielen traditionsbewussten Besonderheiten, die Pallett in seiner Musik einsetzt, ist die Verwendung von No-Click Tracks. Das bedeutet, dass keine zusätzlichen Metronome oder Taktanzeiger zum Einsatz kommen und sich die Band vollkommen auf Gehör und Signale verlassen muss. Auf diese Weise ist man als Zuhörer umso näher am eigentlichen Prozess der Musik. Und diese wurde an jenem Abend ausserordentlich zelebriert: Insgesamt bot Pallett rund 17 Stücke und ca. 2 Stunden Spielzeit dar. Diese Masse an Gehalt war selbst für die fokussierte Hörerin / den fokussierten Hörer eine Wucht: In gesättigter Hitze wurden die Zugaben (ein Solo-Stück / eins mit Band) vernommen.
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ABSCHLIESSENDE GEDANKEN ZUR MUSIK
Die Musik von Owen Pallett ist in gewisser Weise schwierig zu fassen, obwohl sie von ausgeprägter Klarheit ist. Ebendies stellt das Paradox seiner Musik dar. Etwas präziser: Der transzendentale Ansatz in Musik und Text, welcher Pallett stets zu verfolgen scheint, ist in hohem Grade abstrakt. Gleichzeitig wird die Komplexität mittels durchscheinender Falsett-Stimme, hellen Violinenklängen und Live-Einspielungen minimiert.

I am not afraid, es auch kurz zu sagen:
Eine Palette Freude, bitte! Schön wars.

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