Auch wenn schon wieder ein paar Tage vergangen sind, es ist Sonntag und als Konzertkritik geht die Wochenfrist noch durch. Deshalb hier ein kurzer Erlebnisbericht vom Bright Eyes Konzert des vergangenen Dienstags.
Groß war die Freude, als man vernahm, dass Conor Oberst mit seiner Bandkonstellation namens „Bright Eyes“ wieder ein Album herausbringen würde. Der in depressiver Selbstverleugnung geschulte Fan, hat sich diesbezüglich sicherlich ein stilles Lächeln erlaubt.
Anfang Februar war es dann soweit. Mit „The People’s Key“ ging das neue Oeuvre in den Verkauf. Ich selbst zähle nicht zu den aus den „Teenage Angst“- Zeiten stammenden Anhängerinnen von Oberst und war bereits vom, unter dem Titel „Conor Oberst and the Mystic Valley Band“ getätigten Ausflug ins Americana-Genre sehr angetan, fand also am entspannten Grundtenor der neuen CD großen Gefallen.
Der Konzerttermin war Pflicht, bereits der 2008 in der Arena abgehaltene Mystic Valley Gig war großartig, davon, dass Oberst auch 2011 eine gute Show bieten würde, war auszugehen.
Bei wechselhaftem Wetter versammelte sich also eine ziemlich eigenartige Mischung aus Oberst/Bright Eyes-Fans, die vom Birkenstockschlapfenträger über den mittelalterlichen Hipster bis zum vermutlich vom letzten Konzert noch übrig gebliebenen, schwer einzuordnenden, älteren Zeitgenossen reichte.
Mit noch nie dagewesener Pünktlichkeit begannen „Two Gallants“ ein rockiges Vorprogramm, das mit einem phänomenalen Wolkenbruch ausklang. Das Wetter beruhigte sich wieder und die zweite Vorband namens „Jenny&Johnny„, deren Line-up sich nur durch eine, im nachfolgenden Konzert des Headliners bestätigte , „besondere Beziehung“ zu Bright Eyes erklären ließ, spielte sich durch ein hübsches, aber uninspiriertes Set, das einer meiner Konzertbegleiter treffend mit folgenden Worten beschrieb: „Denselben Indy-Song spielen die jetzt 12 mal“.
Endlich war es dann soweit, Oberst betrat mit seiner Truppe die Bühne und legte, das kann man gut und gerne so formulieren, einen großartigen Auftritt hin. Mit dem ersten Song „Firewall“ aus dem aktuellen Album ging es los, es folgte eine schöne Mischung aus neuem und älterem Bright Eyes-Material, Conor Oberst war sichtlich gut gelaunt, die Stimmung im Publikum hervorragend, alle fanden sich in irgendeinem Song wieder, zum Mitsingen wurde genügend Auswahl geboten.
Nach einer gemeinsamen Einlage mit „Jenny & Johnny“ neigt sich das Konzert seinem Ende zu, nach der Bandvorstellung schließt man mit „Shell Games“ ebenfalls vom neuen Album, die Songzeile „here it comes that heavy love“ beschreibt wohl auch gut die erfreuliche Tatsache, dass Conor Oberst seine adoleszente Weltuntergangsstimmung hinter sich gelassen hat.
Ob er sich mit „Bright Eyes“ wieder melden wird, oder ein völlig neues Projekt in Angriff nimmt, ist nebensächlich, fest steht, dass man hier einen großartigen Musiker und Entertainer vor sich hat, auf dessen nächstes Album man gespannt sein darf. Vermutlich hat er die Rezeptur dafür bereits im Kopf.
1o. Juli 2011