“This is all yours”. Das ist der Name des zweiten Albums der englischen Band alt-J. Gestern Abend haben die britischen Jungs ein Konzert der Extraklasse gegeben. Extraklasse zum ersten: sehr viele Leute, Extraklasse zum zweiten: die Musik.
Heavenly Creatures: Wolf Alice, Vorband nr. 2.
DREI ACTS, EINE BÜHNE
Die zwei Vorbands haben die Eishalle Deutweg schon sehr aufgehitzt: Die Newcomer Band Gengahr (die wie die MGMT von 2015 klingen) war eine Ohrenweide. Auch die zweite Vorband, Wolf Alice, die im Stil der 90er auftrat, regte zu ersten Tanzschritten an. Oder eher: Tanzschrittchen. Denn das Publikum hielt den ganzen Abend eine zurückhaltende Position ein. Niemals wurde irgendetwas exzessiv betrieben: Es wurde brav geklatscht und brav mitgewippt. Jedoch quillte die Euphorie nicht gerade an der Oberfläche des Geschehens.
DIE “WUNDERBARE WELLE” WIRD GRÖSSER, DIE MUSIK BLEIBT
Auch wenn das Publikum nicht in ekstatisches Getanze verfiel: Das Konzert war dennoch höchst lobenswert. Eingefleischte alt-J Fans hatten vielleicht sogar Angst a la: “Vor zwei Jahren haben sie im Zürcher Plaza gespielt und nun? In einer Eishalle? Ui nei so scheisse.”
Bei solchen Bedenken wird allerdings jeglicher Sinn und Zweck verfehlt und der ist – Überraschung! – die Musik. Und die ist, egal ob Eishalle oder Flugplatz, nach wie vor das Matterhorn der Gefühle. Angefangen hat das Konzert mit “Hunger Of The Pine”. Danach folgten (erstaunlich) viele Songs der ersten Platte, “An Awesome Wave”. Hits wie “Matilda”, “Something Good”, “Taro”, “Tesselate”, “Dissolve Me” etc. wurden nach und nach abgearbeitet. Die Songs hatten jedoch – und da merkte man wie gut alt-J als Liveband funktionieren – immer einen anderen Twist. Die Gitarre klang einmal lauter (bei “Something Good”) oder verträumte Synthies überschwammen ein altbekanntes Lied (bei “Matilda”).
Doch auch Songs des neuen Albums kamen (meiner Meinung nach zum Glück!) nicht zu kurz. “The Gospel Of John Hurt” funktionierte live hervorragend und erzeugte beinahe eine Fantasy-Saga-Atmosphäre. Zudem spielten sie “Every Other Freckle”, “Left Hand Free”, “Nara”, “Leaving Nara” und das Bill Withers Cover “Lovely Day”.
Alt-J ´s Lieder haben nicht nur das Publikum aufgewühlt – auch die Kamera wurde ganz benommen :)
C – O – double M – O – N !
Was war das beste am Konzert? Ja, dafür gibt es eine ganz leichte Antwort (und es war nicht die Zugabe “Breezeblocks”!): alt-J haben die Lieder “Bloodflood” und “Bloodflood II” (die auf Album 1 und auf Album 2 getrennt sind) HINTEREINANDER GESPIELT: Eine künstliche Zusammenfügung von Getrenntem, das eigentlich zusammengehört. Solche Spielereien machen alt-J zu dem, was sie sind: Längst nicht mehr die kleine Hipsterband von nebenan, sondern schlichtwegs:
Weltklasse.
Ersehnt sei bereits “Bloodflood III”.
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