War es das? Das Maifeld Derby 2019 pendelte irgendwo zwischen Euphorie und Abschiedsschmerz. Denn es ist keineswegs sicher, ob das Festival noch mal stattfinden wird.
Die ersten kleinen düsteren Vorboten sind direkt sichtbar: Die Fackelbühne und das kleine Zelt sind enger zusammengerückt, entsprechend beißen sich Auftritte und Soundchecks im Laufe des Wochenendes mehr als sonst. Und im Pressebereich gibt es nicht einmal mehr W-LAN.
Die gute Nachricht: Das Line-Up leidet nicht. Die Veranstalter haben für die drei Tage erneut Newcomer wie Hochkaräter an Land gezogen.
Der Freitag startet mit Regen am Nachmittag, aber einem gut aufgelegten Andrea Poggio. Ider und Gurr sorgen später auf der Fackelbühne für ordentlich Frauenpower, was ja bekanntlich nicht bei jedem Festival selbstverständlich ist. Später darf Linus Volkmann im Parcours d'Amour ausführlich darüber philosophieren, warum er keine Festivals mag. Auf derselben Bühne sind am Abend Wayne Graham noch ein Highlight.
Der beste Auftritt auf den großen Bühnen gehört am ersten Tag den Parcels. Die Australier geben Gas und haben das Publikum mit den Stücken ihres selbstbetitelten Debüts schnell auf ihrer Seite. Sleaford Mods und Hot Chip sind die weiteren Headliner und beschließen den Freitag.
Der größte Coup gelingt den Machern des Maifeld Derby 2019 am Samstagnachmittag: Der Surprise Slot im Parcours d'Amour wird von AnnenMayKantereit besetzt. Die Kölner Band spielt eine Stunde auf der kleinen Bühne, der Zugang ist wegen Überfüllung sogar recht schnell gesperrt. Alle, die einen Platz ergattert haben, feiern diesen unverhofften Auftritt, der mit "Barfuß am Klavier" endet.
Traditionell sind viele österreichische Künstler auf dem Maimarktgelände dabei, das ist auch 2019 nicht anders. So sind es dieses Mal vor allem Mavi Phoenix und das Duo Cari Cari, die auf sich aufmerksam machen. Kate Tempest ist dagegen bereits zum dritten Mal dabei (bitte nicht mehr wiederwählen!). Mit The Twilight Sad und Von Wegen Lisbeth sind die großen Bühnen am Abend stark besetzt.
Eine Nummer kleiner ist es bei Tomberlin, die im vergangenen Jahr mit ihrem Debüt "At Weddings" überzeugt hatte. In Mannheim beendet sie ihre Europa-Tour, die Strapazen sind ihr anzumerken. Der Soundcheck dauert deutlich zu lange, die junge Sängerin bricht ihren ersten Song aus Unzufriedenheit ab. Und doch bemerkt man die starken Ansätze der Amerikanerin.
Auf die starken Balthazar folgt der wohl bemerkenswerteste Auftritt des Wochenendes: The Streets geben sich die Ehre und Mike Skinner rüttelt das Palastzelt aber mal so richtig auf, bevor das Festival die Besucher in die Samstagnacht entlässt.
Am Sonntag wird Kevin Morby zum unverhofften Highlight mit einer starken Show im großen Zelt. Lisa Morgenstern verzaubert derweil den Parcours. Legenden-Alarm dann auf der Fackelbühne: Teenage Fanclub beehren sie mit einer etwas schleppenden, aber sehr sympathischen Show. Das Gegenteil von schleppend sind anschließend Madrugada, die das Maifeld Derby 2019 für ihren einzigen Festival-Auftritt in Deutschland in diesem Sommer auserwählt haben. Der größte Teil der Songs kommt vom Jubiläums-Album "Industrial Silence" mit "Strange Colour Blue" als unbestrittenes Highlight. Aber auch der Schluss mit "The Kids Are On High Street" gelingt - einer der besten Auftritte, die das Maifeld je gesehen hat.
Tocotronic dürfen direkt im Anschluss das Programm auf der Außenbühne beschließen, sind gut drauf und legen eine starke Show hin. Der abschließende Headliner im Zelt ist Faber, der vor einigen Jahren noch im kleinen Parcours aufgetreten war. Jetzt singt das nicht mehr ganz volle Zelt (ausverkauft war ohnehin nur der Samstag) inbrünstig mit, sofern es das kann - denn der Schweizer hat auch viele spannende neue Stücke mitgebracht. Zum Schluss bekräftigt er seine Hoffnung, dass das Festival weiterhin bestehen wird, denn: "Ich würde es auch privat besuchen." Großer Applaus von den Zuschauern.
Und so liegt beim Gang vom Gelände doch ein gewisser Abschiedsschmerz in der Luft. 2020 wird es kein Maifeld Derby geben, das hatten die Organisatoren bereits im Vorfeld bekanntgegeben. Ob und wann es zur Jubiläumsausgabe Nummer zehn kommen wird, ist derzeit ebenfalls noch unsicher. Dieses Wochenende hat jedenfalls einmal mehr die große Qualität des Festivals gezeigt.
Hier gibt es die Bilder vom ersten Festival-Tag.
Hier gibt es die Bilder vom zweiten Festival-Tag.
Hier gibt es die Bilder vom dritten Festival-Tag.