erschienen bei seite3.ch
Der Internetfilm „Kony 2012“ gehört mit nahezu 80 Mio. Internet-Klicks zu den meistgesehenen Clips des Jahres. Der US-Film fordert die Verfolgung von Joseph Kony, einem ugandischen Kriegsverbrecher, auch mit militärischen Mitteln. Dass Uganda die gleich grossen Ölvorkommen wie Saudi-Arabien hat, ist natürlich bloss Zufall. An Geschmacklosigkeit kaum mehr zu überbieten, ist „Kony 2012“ nichts weiter als schmierigste Kriegspropaganda.
Dass Joseph Kony ein brutaler Kriegsverbrecher ist, der über 60’000 Kinder entführt und zu Kindersoldaten machte, steht ausser Frage. Seit 2006 ist der Rebellenführer Kony aber aus Uganda verschwunden. „Kony 2012“ fordert alle dazu auf, den unsichtbaren Kriegsverbrecher zu fassen. Soweit so gut. Nur, darum geht es gar nicht.
Als der Film in Uganda gezeigt wurde, sorgte er für Empörung und Entsetzen. Vor allem bei den Betroffenen. Denn Joseph Kony ist seit mehreren Jahren verschwunden, ein Phantom. Eine militärische Intervention gegen das mittlerweile stabile Land wäre eine weitere schreckliche Tragödie und würde gar nichts bringen. Doch die amerikanische Kriegspropagandamaschine ist angefahren. Warum? Darum: vor rund drei Jahren wurden in Uganda gigantische Ölvorkommen (Förderung ca 3 – 4 Mio. Fass pro Tag) entdeckt. Das macht Uganda zum Kriegsziel. Doch ein weiterer Aggressions-Krieg kann sich kein aktueller oder zukünftiger US-Präsident politisch leisten – aber eine humanitäre Sache schon. Wie immer geht es dabei nur um das eine: Öl.
„Kony 2012“ ist ein schmieriger Propagandafilm, der aus einer schrecklichen Tragödie Profit schlagen will. Das ganze ist also gleich doppelt traurig. Dahinter steht die Hilfsorganisation „Invisible Children“, hinter der sich jede Art von Interessensgruppe verstecken kann.
Sehen Sie gleich da unten zum einen die Reaktionen aus Uganda auf den Film „Kony 2012“ und dann den Film selbst.