Seit Beginn des Kriegs bemühten sich führende Vertreter jüdischer Institutionen um eine schriftliche Dokumentation der Kriegsleistungen jüdischer Soldaten. Diese hatten zudem die Möglichkeit, antisemitische Vorkommnisse innerhalb des Militärapparats offiziell zu melden. Das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland verfügt über eine Sammlung solcher Eingaben und Briefe. Sie geben eindrücklich Auskunft über die Kontinuität des Antisemitismus in den Jahren 1914–1918 im deutschen Heer.
Mit zunehmender Dauer des Kriegs, steigenden Opferzahlen und durch die desolate Versorgungslage in der Heimat gewannen antisemitische Ressentiments weiter an Bedeutung. Höhepunkt dieser sich verschärfenden Entwicklung war die im Oktober 1916 durchgeführte statistische Erfassung aller im Heer befindlichen Juden, die als „Judenzählung“ bekannt wurde. Sie war Ergebnis eines politischen Kräftezerrens, an dessen Ende der Erlass des Preußischen Kriegsministeriums stand. Die Betroffenen selbst, die ‚gezählten Juden‘, empfanden diesen Erlass als tiefe Kränkung und deutlichen Bruch innerhalb ihrer Emanzipation.
Der Brief eines jüdischen Solaten verdeutlicht, wie sich der zunehmende Antisemitismus auf das Leben der Männer an der Front auswirkt.
Die Wechselausstellung “Krieg! Juden zwischen den Fronten 1914-1918″ist noch bis zum 22. Februar 2015 im Jüdischen Museum München zu sehen.
Bild: Feldgottesdienst an der Ostfront © Jüdisches Museum Frankfurt, Sammlung S. Ajnwojner. Foto: Ursula Seitz-Gray