Kontinent der Chancen: Besuch in den Republiken Kongo und Côte d'Ivoire

Von Stefanliebich
Wer bei Afrika an Wüste, hungrige Kinderaugen, Krieg und Entwicklungshilfe denkt, hat Recht - und doch wieder nicht. Es gibt unermesslichen Reichtum und bittere Armut, moderne Städte und Slums. Und es gibt viele, meist junge Menschen, die Afrika auch zu einem Kontinent der Chancen machen. Bei einer Delegationsreise mit der Parlamentariergruppe für die französischsprachigen Staaten West- und Zentralafrikas in die Republik Kongo und die Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) konnte ich mich davon in der letzten Woche überzeugen. Unter Leitung von Hartwig Fischer (CDU) reisten Pascal Kober (FDP), Andreas Lämmel (CDU), Uwe Kekeritz (Bündnis 90/Die Grünen) und ich, begleitet von Dr. Jana Leichsenring, die in der Verwaltung des Bundestages u.a. diese Parlamentariergruppe unterstützt, und den beiden hervorragenden Dolmetscherinnen Barbara Hahn und Sonia Harm in beide Länder.

Adelaide Moundele-Ngollo, Ministerin für kleine und mittelständische Unternehmen der Republik Kongo

In der Republik Kongo gibt es trotz großer Öl-Einnahmen infrastrukturelle Mängel und große Armut. Die 38 Minister des kleinen Landes sind häufig in Europa, vor allem in Frankreich. Der seit 1979 mit einer 5-jährigen Unterbrechung regierende Präsident Denis Sassou-Nguesso hat das Land zwar auf einen Weg des Wachstums geführt, die Unzufriedenheit mit ihm ist aber leicht zu erkennen. Bei unseren Gesprächen mit Abgeordneten, Ministern, Opposition, Zivilgesellschaft sowie mit Studenten, die in den 1980er Jahren in der DDR studierten haben, entstand für mich dieses Bild. Sehr bedrückend war der Besuch im Gefängnis von Brazzaville, in dem schlimme Zustände herrschen: schlechte Essens- und Gesundheitsversorgung, katastrophale Unterbringung und starke Überbelegung.
Die Republik Kongo hat riesiges Potential. Gebildete, optimistische Menschen, die aus ihrem Leben und ihrem Land etwas machen wollen, sowie die Reichtümer des Landes könnten, wenn weise politische Entscheidungen getroffen werden, eine gute Zukunft ermöglichen.

Unterwegs

"Was hast Du für Neuigkeiten mitgebracht?" lautet die traditionelle Eingangsfrage bei Gesprächen in Côte d'Ivoire. Gut ist, wenn der Gast gute Neuigkeiten mitbringt. Wir konnten bei unseren Gesprächen mit dem Staatspräsidenten Alassane Ouattara, dem Premierminister Guillaume Kigbafori Soro und vielen weiteren Vertretern von Politik und Organisationen feststellen, dass in dem Land nach den blutigen Auseinandersetzungen im Umfeld der Präsidentschaftswahlen der Wunsch nach Stabilität und Frieden überwiegt. Die Rückschau und die Aufarbeitung der "Ereignisse" ist zwar offiziell gewollt, wird aber im Alltag verdrängt. Als wichtiger werden die Reparatur von Schlaglöchern, die Universitäten und die internationale Anerkennung betrachtet. Die weiterhin dominante Rolle Frankreichs wird ambivalent gesehen: Einerseits bringt die frühere Kolonialmacht öffentliche und private Investitionen, andererseits besteht der Wunsch, andere Staaten mögen diese Dominanz relativieren .

Kakaoplantage in der Côte d'Ivoire

Bei einem Besuch in einer für die Côte d'Ivoire typischen familiären Kakaoplantage, konnten wir die dortige sinnvolle Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erleben. Um den Regenwald zu schützen, müssen bessere Erträge auf den vorhandenen Plantagen erzielt werden. Daran, so wie an der Zurückdrängung der Kinderarbeit, wird vor Ort gemeinsam gearbeitet. Das könnte zukünftig Schokoladengenuss ohne Reue ermöglichen. Zum Aufbruch fragt man in der Côte d'Ivoire nach dem Weg. Wir erhielten die Antwort "Euer Weg führt über San Pedro und Abidjan nach Deutschland. Wir können aber nur die Hälfte des Weges beschreiben, damit ihr bald wieder zurückkehrt." Das mache ich sehr gern.