Konsumauszeit: Meine Woche im Rückblick

Nach einem wundervollen, sonnigen und ungewohnt warmen Sonntag an der frischen Luft, ist es nun Zeit die Woche nochmal Revue passieren zu lassen.

Wie erging es mir in dieser Woche?

Vielleicht liegt es an der vielen frischen Luft, aber ich muss sagen, mir erging es diese Woche sehr, sehr gut. Okay, es gab den schlimmen Start mit dem defekten iPhone 6 und dann zur Mitte der Woche einen kaputten Wintermantel und eine gebrochene Schublade, aber das waren die schlimmsten Sachen an die ich mich erinnern kann. Dafür habe ich einen wunderbaren Indoor Spielplatz kennengelernt, war am Freitag mit Mann und Kind auf der Kochbuch Vernissage im Café Glanz, gestern zu Besuch bei einer lieben Freundin, die vor wenigen Wochen ihr zweites Kind auf die Welt gebracht hat und heute haben wir endlich die Hermannsdorfer Landwerkstätten besucht und einen wundervollen Rundgang um das naheliegende Glonn gemacht.

Alles in allem hatte ich eine wundervolle Woche. Sicher gab es einige Situationen, wo ich ohne die Challenge unnötig Geld ausgegeben hätte, aber einen Verzicht habe ich rein gar nicht gemerkt. Im Gegenteil: Ich denke über viele Sachen jetzt viel intensiver nach und lache über mich, dass ich noch vor wenigen Monaten geweint hätte, wenn mir der Mitarbeiter der Phoneklinik gesagt hätte, dass mein iPhone irreparabel ist. Jetzt ist es mir fast schon egal und ich lebe mit meinem, um viele Apps abgespeckten iPhone 5.

Ich bin zufriedener geworden und merke, dass ich in Summe entspannter bin, wenn ich wirklich nur das kaufe, was wir auch benötigen und nicht noch hier und da was mit in den Wagen packe. Ich schaue auch gerade in keine Schaufenster, dafür umso mehr in die Gesichter der Leute die um mich herum sind und das sind in München doch so einige. Während ich früher mit tausenden Themen beschäftigt war und selbst mit Nepo einen Tunnelblick habe, bin ich jetzt gelassener und nehme mein Umfeld viel intensiver war.

Was nehme ich aus dieser Woche mit?

Gerade die Glücksmomente im Indoor Spielplatz, dem abendlichen Spaziergang oder vom Besuch der Hermannsdorfer Landwerkstätten haben mir deutlich gemacht, dass es keiner großen Dinge bedarf, um glücklich zu sein.

Das Konsum nicht glücklich macht, weiß ich nun schon eine Weile. Das ich aber so viel entspannter bin, wenn ich einfach nur geniesse ohne den Zwang jetzt in einen Laden zu gehen, um irgendwas zu kaufen, hätte ich nicht gedacht.

Die vergangene Woche hat mir gezeigt, dass auch Konsum nur eine Routine ist. Wir gehen am Samstag in die Stadt oder zu IKEA shoppen, weil wir es schon seit Ewigkeiten so machen. Wir gehen jedes Mal irgendwas kaufen, weil wir gerade in der Stadt sind oder kaufen in Läden mehr, als wir brauchen, weil wir es eben immer schon so gemacht haben und es uns mit Verlaub auch leisten können. Dank der Billiganbieter und 1-Euro-Shops tut der Kauf auch nicht mehr weh, weil es ja nur ein paar Euro sind, die wir ausgeben. Auch ich war die Woche bei Tchibo, bei dm, bei Butlers oder bei Tengelmann und natürlich ist die Verlockung groß, aber wenn man sich etwas Zeit nimmt, an die Challenge denkt und sich ehrlich fragt: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Dann glaube ich, dass viele sagen würden: Ähm, nein. Manche kaufen es trotzdem und manche kaufen es nicht. Ich bin bis auf den dm bei allen Läden wieder rausgegangen, ohne was zu kaufen, weil ich entweder nur schauen wollte oder nicht das gefunden habe, was ich gesucht habe. Bei dm nahm ich auch nur die Produkte mit, die wir wirklich brauchten, weil sie alle waren.

Oja, wir stecken in so vielen Gewohnheitsschleifen drinnen, dass man sich echt als Freak vorkommt, wenn man da aussteigen möchte. Das fängt beim Essen und dem Konsum an, geht über das Verharren in nicht erfüllenden Beziehungen, über das übernehmen gängiger Erziehungsmethoden bis hin zum endlosen Fernseh- und Internetkonsum.

Und so wie ich schief angeschaut wurde, als ich Anfang des Jahres die Vegan For Fit Challenge gemacht habe, so komisch denken wahrscheinlich die Leute jetzt über mich, wenn ich sage, dass ich eine Konsumauszeit nehme. Wobei ich sagen muss, dass es den Leuten leichter fällt, wenn ich ihnen erzähle, dass ich mich vegan ernähre, als wenn ich ihnen erzähle, dass ich nun einen Monat kein nutzlosen Konsum unterstützen möchte. Bei vielen Menschen ist das sicher ein “First World Problem”. Hier kann ich aber nur aufgrund meines Voluntär-Aufenthalts in Kathmandu sagen: Nein, das was die Masse macht, ist ein “First World Problem”. Das Streben nach billigstem Essen, billigster Kleider, billigstem Spielzeug. Das Wegschmeißen von guten Lebensmitteln und die gesamte “Wegschmeiß-Mentalität”.

Die Menschen die denken dass diese Lebensweise “State of the Art” ist, vergessen, dass sie unseren Kindern die Zukunft rauben. Doch es geht nicht nur um die Zukunft, sondern auch um die Gegenwart. Wir sind nicht umweltbewusster oder nachhaltiger. Nein, wir exportieren die Umweltverschmutzung, die miesen Arbeitsbedingungen und den Raub natürlicher Ressourcen nur in die zweite und dritte Welt. Mit jedem Kauf bei H&M, Primark oder der Billigstwurst von Wiesenhof sagen wir: Okay, i don’t fucking care! Ist mir egal, was irgendwo auf der Welt passiert. Hauptsache mir geht es gut.

Ich glaube, dass es vielen überhaupt nicht gut geht und dass sie nicht verstanden haben, dass sie nicht als Individuum zählen, auch wenn das Regierungen, internationale Konzerne und vor allem die Werbeindustrie uns immer wieder glauben lässt. Nein, sie sind verdammt dazu zu konsumieren, zu arbeiten, zu konsumieren und wieder zu arbeiten. Sicher haben sie am Wochenende Zeit sich um ihr Hobby, ihren Mercedes oder um ihr Reihenhaus zu kümmern, aber ab Montag müssen sie wieder in ihre Rolle finden. Und manchmal sieht man sie, wenn sie wie wir, in die Berge gehen. Wenn sie aus ihrem SUV aussteigen, den Bugaboo zum Landgasthof schieben und mit der Louis Vuitton Tasche, der Pelzwester, der verspiegelten RayBan Sonnenbrille die frische Landluft geniessen und rauchend und ständig am Smartphone hängend den ganzen Freundeskreis darüber informieren, wie schön es doch auf dem Land ist.

Und wenn du dann zu denen gehörst, die dieses Treiben einfach nur beobachten, weil die iPhone 5 im Auto liegt, du selbst nicht rauchst und dein größtes Highlight das Urkornrisotto ist, dann weißt du, dass du zwar immer noch in der gleichen Schleife hängst, aber dich schon Richtung Ausgang bewegst.

Ja, bis ich bei mir oder bei uns von einem durchweg nachhaltigem Leben sprechen kann, werden noch viele Konsumauszeit Challenges vergehen, aber wir sind auf einem guten Weg und vor allem sind wir glücklich dabei.

In diesem Sinne: AMEN :-)


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