Der maßgeblich von den USA und Großbritannien initiierte und vorangetriebene Siegeszug der Finanzwirtschaft hat viele Gesellschaften in kritische Lagen getrieben
Es ist eine kaum überwindbare Herausforderung für derzeit lebende Zeitgenossen, die Verschiedenartigkeit der uns umgebenden und auf uns einwirkenden, von unseren Gesellschaften hervorgebrachten und diese wandelnden Entwicklungen zu erkennen. In den tiefgreifenden und temporeichen Dynamiken, die uns und unsere Leben heute prägen, gehen kurzfristig-flüchtige, mittelfristig-episodische als auch langfristig-anhaltende Veränderungsprozesse unauflösbare Verbindungen ein. Nur, wenn es gelingt, diese Ebenen geistig auseinanderzuhalten, können wir diesen nüchternen Befund tätigen: Die sogenannten modernen Gesellschaften sind vom “Kapitalismus”, der nichts anderes ist als ein mächtiger gesellschaftlicher Mechanismus, in eine prekäre Lage getrieben worden. Möglich wurde dies allein deshalb, weil politische Steuerung oder Gestaltung, politische Zähmung oder Begrenzung, politische Kontrolle oder Korrektur zusammenbrachen.
Erstaunlich, dass Kapitalismus-Kritik in Europa nun dort aufzukeimen beginnt, wo sie am wenigstens vermutet wird. Einen Anfang tat Charles Moore, konservativer Publizist im Vereinigten Königreich, vor kurzem im Daily Telegraph. Daraufhin zog Frank Schirrmacher, fürs Unkonventionelle abgestellter Mitherausgeber der FAZ, nach.
Beider Ausgangspunkt liegt naheliegenderweise darin, dass sich die politischen Strömungen des bürgerlichen Lagers im derzeitigen Geschehen nicht nur als passiv erweisen, sondern dass sie Bedeutung und Tragweite dieses Geschehens standhaft ignorieren (dass dieses für alle anderen politischen Tendenzen gleichermaßen gilt, vermag nicht wirklich Trost zu spenden).
Worin liegt die Bedeutung dieser Versuche, dem derzeitigen Geschehen geistig beizukommen? Hören wir O-Töne, zunächst von Moore…