Könnte ich meine Sehnsucht nach Dir sammeln

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Könnte ich meine Sehnsucht nach Dir sammeln

Zoran Drvenkar

Corinna Bernburg

cbj, 2015

978-3570159095

22,99 €

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Könnte ich die Sehnsucht sammeln, wäre ich ein reicher Mensch. Drvenkar hat es mit diesem Buch versucht und sich dabei auch noch Verstärkung gesucht. Corinna Bernburg ist die Frau mit der Kamera, die den Moment einfängt und Dinge sieht, die andere nicht sehen. 

Es ist nicht nur so, dass diese beiden ein tolles Gespann sind und nette Menschen, sie haben auch ein Kleinod geschaffen, das ich sehr gerne in mein Bücherregal stelle. 

Gedichte sind nicht für jeden etwas. In der Uni laufe ich vor Lyrikseminaren weg, mag es nicht, sie zu analysieren und auch nicht den Versuch, sie selbst schreiben zu müssen. Lesen, lesen von Gedichten finde ich aber schön. Der Autor hat vor Jahren ein anderes Buch mit Gedichten herausgebracht. Es hieß “was geht wenn du bleibst”. Zwischen dem Alten und dem Neuen liegen Welten. 

Nicht nur, dass die Idee “ein Foto – ein Gedicht” anders ist, auch die Gedichte wirken runder, liebevoller und zum Teil herrlich unperfekt. Es sind immer zwei Seiten: ein großes, schwarz-weißes Foto und auf der anderen Seite ein Gedicht. 

Die Fotos zeigen den Teil eines Kleides, verlassene Schuhe, Wäscheleinen oder Straßenränder. Manche Bilder sehe ich an und denke: Was will man dazu schreiben? Wenn meine Augen dann den Text finden, wundere ich mich darüber, dass das Gedicht hundertprozentig die Stimmung des Fotos einfasst. Es passt plötzlich alles. 

Die Gedichte erzählen von Liebe, aber auch von Streit. Komischen Dinge und Alltäglichkeiten. Mal kurz, mal lang, aber immer mit viel Sinn und Liebe zum Detail. Manchmal stelle ich mir die Frage: lieber das Bild knipsen oder das Gedicht schreiben? Wer hatte es wohl schwieriger? 

Es ist, wie jedes andere Buch, Geschmacksache. Es ist Herz und Seele der beiden “Autoren”. Es ist ein längeres Projekt, denn dies war hoffentlich nur der Anfang von weiteren Büchern. Ich würde gerne noch einmal durch das Schlüsselloch gucken und ein schönes Foto sehen. Würde gerne noch einmal so viele Gedichte lesen. 

Wer eingefleischter Fan ist, wird dieses Buch lieben. Für alle anderen ist es ein leises Herantasten, an die Wortgewalt von Zoran Drvenkar und an die Kunst ein sprechendes Foto zu schießen, was Corinna Bernburg sehr gut kann. 

Mein Liebling: 

(Copyright Drvenkar/Bernburg. Entnommen der Internetseite von Zoran Drvenkar und von dort aus der Leseprobe zum Buch, http://drvenkar.de/buecher/index.html) 

und wenn ich dir die hand gebe
dann gehört dir schon längst mein herz
und weil dir mein herz schon längst gehört
brauchen wir keine ringe schwüre oder zeugen
weil wir es niemandem beweisen müssen

und wenn ich dir die hand gebe
dann stelle ich keine fragen mehr
denn ich kenne die antworten schon
und die welt dreht sich weiter

und niemand hält die luft an
es ist auch kein vertrag nötig
kein staat hat damit etwas zu tun
wie du mich liebst
wie ich dich liebe