Können Sie sich Angela Merkel mit einem Tattoo vorstellen?

Können Sie sich Angela Merkel mit einem Tattoo vorstellen?
(Das lebende Tattoo-Kunstobjekt Tim Steiner)
Fuer ältere Menschen in der westlichen Zivilisation ist eine Tätowierung immer noch mit vielen Voruteilen behaftet, sie galt lange genug als Erkennungszeichen für Seeleute oder Gefängnisinsassen. In unseren Breiten ist das Tattoo noch dazu historisch belastet: den KZ-Insassen in Auschwitz wurden Nummern in die Haut der linken Unterarme geritzt. Kinder, deren Unterarme zu wenig Platz boten, wurden an anderen Stellen, etwa den Oberschenkeln, tätowiert. Die ARTE-Doku "Zeichen auf der Haut" von  Tom Klecker und Alexander C. Stenzel versucht Bewertung und Einordnung der mittlerweile zur Mode gewordenen Koerperkunst vor allem durch die Betonung der Tradition in allen Kulturkreisen. Selbst der Gletscher-Mann Oetzi war tätowiert mit Zeichen, die ihm vor mehr als 5000 Jahren eingeritzt worden sind.
Die Filmemacher besuchten einen Maori-Tattoo-Meister, der die Flügelknochen eines Albatros als Werkzeug benutzt. Ohne Betäubung erhält eine Frau von ihm ein sogenanntes Kinn-Moko zur Erinnerung an ihren verstorbenen Mann. Und ein junger Mann lässt sich unter Schmerzen , die mit dem tatsächlichen Anlass nicht vergleichbar sind, einen weissen Reiher auf die Brust ritzen, das Zeichen für Menschen, die nur kurz in unser Leben kommen: der Mann betrauert den Tod seines kleinen Sohnes.
"Können Sie sich Angela Merkel mit einem Tattoo vorstellen?" fragt ein Meister-Tätowierer provokant, wohl um zu betonen, dass seine Kunden ganz besondere Menschen sind . Bis zu 2 Quadratmeter Projektionsfläche bietet unsere Haut. Die Bilder, die hier angebracht werden, dienen oft als pures Ornament, meistens haben sie auch eine Botschaft. Manche Menschen mischen die Asche von Verstorbenen in die Tinte. Der Schweizer Tim Steiner wiederum ist ein lebendes Kunstwerk: sein Rücken-Tatoo, entworfen vom belgischen Konzeptkuenstler Wim Delvoye, war einem Kuntsammler 150.000 Euro wert. Dafür muss Steiner ein Leben lang jaehrlich vier Wochen für diverse Kunst-Aktionen zur Verfügung stehen.
Laut der von Kuriositäten nicht freien, aber hochserioesen ARTE-Doku sind heutzutage bereits 30 Prozent der Jugendlichen tätowiert. Wohl unbewusst tragen sie ein Leben lang ein Stück Kulturgeschichte mit sich herum.
(Die Sendung wird am 26.Juli um 8:55 Uhr wiederholt)

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