lange nichts mehr von joschi gehört? das wird sich jetzt ändern. dass ich so lange nichts mehr über joschi, den allseits bekannten und beliebten, mittelgroßen, schwarzen tibet terrier, heißt mitnichten, dass es nichts über ihn zu erzählen gibt. joschi tappst wie eh und je von einem abenteuer zum nächsten.
zum beispiel vorgestern.
nach einem arbeitsintensiven tag verließ ich das büro bei strahlend blauem himmel, sonne und einfach prachtvollem winterwetter. ich hatte zeit, es war noch früh und so beschloss ich, mit joschi eine ausgiebige und große runde durch den wald zu drehen. es gibt hier gleich in der nähe einen wunderschönen rundweg, der, wenn man flott voranmarschiert, ziemlich genau 2 stunden dauert. er führt ein gutes stück durch einen wildpark. als ich die bei joschi heiß begehrte abzweigung zum rundweg einschlug, freute er sich ein loch in den bauch. hunde kennen ihre spazierwege ganz genau! kaum waren wir auf dem waldweg, kam uns eine größere gruppe von hundehaltern mit ihren hunden entgegen. wenn man seit jahren im gleichen revier spazieren geht, kennt man sie mit der zeit alle. weiß, welchen hunden man am besten aus dem weg geht und welche freundlich sind. weiß, welchen hundebesitzern man am besten aus dem weg geht und mit welchen man ein schwätzchen halten kann. man hat für alle einen geheimen spitznamen. diese gruppe nenne ich: club der alten schachteln mit ihren kläffkötern. jaja, ich weiß, nicht sehr nett, bin ja de facto auch schon keine so junge schachtel mehr, aber so ist das nun mal. eine war neu, d.h. ein hund war neu. ein großer, muskulöser, brauner boxerhund, voll im saft stehend.
da mein joschi eine krawallbüchse ersten grades ist und vor größeren, stärkeren rüden jeglichen respekt missen lässt, frage ich von weitem gerne: „ist das ein rüde?“ bei positiver antwort einigt man sich dann schnell darauf, die hunde besser an die leine zu nehmen. so auch in diesem fall. joschi, der an der leine in solchen fällen gerne den werwolf macht, war verdächtig still. der boxerhund, genannt samson, fixierte ihn intensiv. ich glaube, so schaut man etwas an, dass man lieber tot sehen möchte.
„meiner macht nichts, ist gaaaanz brav“ ließ die blonde schachtel verlauten, „wir lassen sie am besten laufen, dann gibt es auch beim nächsten mal keinen streit.“
na gut. wir ließen die hunde frei und samson kam sofort und ungespitzt mit gesträubtem nackenfell wie ein torpedo angeschossen, schnappte sich joschi und fing an mit ihm den waldboden zu putzen. na super. ich hasse sowas. die schachtel stand paralysiert daneben und glotzte doof. ich bin dann dazwischen gegangen und habe den boxer angebrüllt, der joschi daraufhin ausspuckte. puhh, glück gehabt, so etwas kann auch anders ausgehen. ich warf der schachtel einen ganz langen, intensiven, bösen blick zu und ging mit joschi, der sich heftig schüttelte aber ansonsten munter wirkte, weiter. samson warf ihm noch einen zombieblick zu und spuckte ein büschel schwarzer haare aus. arschgeige.
im weiteren verlauf trafen wir noch einen angeleinten beagle-hund („meiner ist ein bisschen dominant, nehmen sie ihren lieber an die leine!“ danke für die info), ein rudel wuscheliger hündinnen, von denen mindestens 1, ein geflecktes süßes ding, heiß war („neeiiiin, die ist nicht heiß. die riecht nur gut“. aha.). sie roch offenbar so gut, dass joschi 5 minuten, nachdem wir weitergegangen waren, abhaute und wie der blitz in ihre richtung zurücklief. seine flucht wurde gestoppt, als er merkte, dass der gefleckte hund weit hinter uns nicht die hündin war, sondern der dominante beagle
ab da verlief unser spaziergang völlig stressfrei – bis. bis wir ans luchsgehege kamen. hier gab es schon den einen oder anderen zwischenfall, der dazu führte, dass joschi luchse nicht mag. vor einiger zeit las ich in der zeitung, es gäbe jetzt noch einen zweiten luchs, da man sich auf diese art nachwuchs erhoffe. 2 luchse also. in der regel sieht man die luchse so gut wie nie, da sie sehr scheu sind und in dem großen gehege zahlreiche verstecke haben, die sie vor neugierigen augen schützen. offenbar hatten sie vorgestern ihren scheu-losen tag, denn beide luchse standen direkt hinter dem zaun. was für ein glück, diese prachtvollen tiere so aus der nähe zu sehen, dachte ich, als hinter mir ein bedrohliches knurren erklang. joschi. der finsteren blickes in das gehege starrte. 2 luchse starrten nicht minder finster zurück. joschi fing an zu bellen und steigerte sich in eine perfekte rage hinein. die luchse liefen immer im paar aufgeregt am zaun entlang, hin und her, immer wieder und starrten joschi sehr hungrig an. ich fand das sehr spannend zu sehen, wie sie ihren beutetrieb auslebten.
joschi war mit seiner beute-rolle jedoch ganz und gar nicht einverstanden und lief tollwütig bellend ebenfalls am zaun hin und her und machte den dicken. „ätsch bätsch blöde miezekatze mit albernen puscheln an den ohren. fang mich doch du eierloch.“
irgendwann fiel mir auf, dass nur noch ein luchs mitlief. joschi lief noch 2, 3 mal mit und verlor dann das interesse. um noch ein letztes mal seine dominanz zu demonstrieren, stolzierte er zur äußeren ecke des zauns und hob dort das bein. was er nicht sah: flach am boden gepresst lauerte dort der zweite luchs. ich konnte sein schadenfrohes gesicht förmlich grinsen sehen. blitzschnell sprang er hoch und schlug mit 2 tatzen mit karacho an genau die stelle, wo joschi sein bein hob.
ich weiß nicht, ob sich hunde zu tode erschrecken können, aber ich meine sagen zu können, dass joschi nahe dran war. seine wuscheligen ohren standen senkrecht vom kopf weg, als er in einem perfekten salto nach hinten schoss und völlig fertig stehen blieb. der luchs stand hinter dem zaun und leckte sich die pfote. leckte sich die pfote und schaute joschi genüsslich an. und joschi? stand einfach da und starrte den luchs an. ich bin mir nicht sicher, was er ihm sagte, aber ich meine gehört zu haben:
arschgeige 2.
es war jetzt das zweite mal, dass ihm das passierte, sowas kratzt schon am selbstbewusstein. er war für den rest des tages trotz vieler trösteinheiten und leckerlis ganz unverkennbar schlecht gelaunt und ging früh schlafen.