Altbausanierung, Foto: pixabay.com
Im Zuge der Diskussionen um die Sanktionen gegen Russland wird kaum darüber gesprochen wie die Abhängigkeit von russischem Erdgas dauerhaft reduziert werden kann. Immerhin stammen 39% unseres Erdgases aus Russland. Einer der größten Anteile davon wird zur Beheizung der Gebäude benötigt. Höhere Preise für Gas treffen damit vor allem Hausbesitzer und Mieter.
Eine Pressemitteilung des Verbandes UnternehmensGrün weist nun auf eine Studie des Fraunhofer-Institutes IWES für die Bundestagsfraktion Bündnis90/ Die Grünen. Diese Studie hat gezeigt, dass Deutschland in weniger als 16 Jahren unabhängig werden kann von Gasimporten.
Es sind dazu große Anstrengungen in der Gebäudesanierung notwendig, denn mehr als zwei Drittel des Gasverbrauchs wird für die Wärmeerzeugung benötigt (Quelle: green.wiwo.de mit Verweis auf die AG Energiebilanzen). Der Haken daran ist, dass die jährliche Sanierungsquote bei Gebäuden auf 3% gesteigert werden muss von heutigen 0,8%.
Energiewende braucht auch energetische Gebäudesanierungen
Ohne energetische Gebäudesanierung kann es daher keine Energiewende geben, hier ist also mehr notwendig als reine Absichtserklärungen.
Gottfried Härle, Brauer und Vorstand von UnternehmensGrün, weist auf die Bedeutung des Gebäudebestandes hin:
„Drastische Investitionen in die Gebäudesanierung würden die Heizkosten (im Wesentlichen für Gas und Erdöl) deutlich senken. Die Situation ist aber vertrackt. Eigentümer investieren ohne Anreize und Zwang nicht genug, weil die Mieter schließlich für die Wohnheizkosten zahlen. Wir haben die Quadratur des Kreises ermittelt. Es ist ganz einfach: Auf den richtigen Switch kommt es an.“
Bisher wurden kaum Lösungen auf den Tisch gebracht um das Investor-Nutzer Dilemma zu lösen. Der Verband UnternehmensGrün möchte nun wieder, das bereits im Herbst 2013 veröffentlichte, umlagefinanzierte Fondsmodell für eine verlässliche Finanzierung der energetischen Gebäudesanierung auf den Tisch bringen.
Hybrides Fondsmodell zur Finanzierung von Sanierungen
Klaus Stähle, Inhaber einer Anwaltskanzlei und Vorstand von UnternehmensGrün:
„Die Idee des Fondsmodells ist: Auf Heizkosten, sprich Gas und Erdöl wird eine Umlage erhoben, die der Vermieter zu zahlen hat und nicht auf den Mieter abwälzen kann. Abwälzen kann er die Umlage erst, wenn er spürbar und effektiv in die Gebäudesanierung investiert hat. Der Fonds, der aus der Abgabe gespeist wird, steht dem investierenden Vermieter zur Verfügung.“
Stähle weiter:
„Für die Mieter erhöht sich zwar kurzfristig die Miete, langfristig haben aber alle einen Vorteil: Der Mieter durch nicht mehr so stark ansteigende Nebenkosten; der Vermieter, weil der Wert seiner Immobilie durch die Investition gestiegen ist – und die Umwelt, weil weniger CO2 in die Atmosphäre gepustet wird. Ach ja: Preise sinken und wir sind deutlich weniger von Russland abhängig.
Mehr Informationen zum Fondsmodell gibt es in der Studie “Prämienmodell für eine verlässliche Finanzierung der energetischen Gebäudesanierung” zum Download als pdf-Datei.
Diskussion über Förderung von Sanierungen notwendig
Ich begrüße jeden konstruktiven Vorschlag der zum Ziel hat die Hürden in der energetischen Gebäudesanierung abzubauen. Jeder Vorschlag sollte genauer betrachtet und diskutiert werden, ich hoffe hier melden sich wieder einige Experten zu Wort.
Wird das Vermieter-Mieter-Problem wirklich aufgelöst bei diesem Modell? Ich befürchte es nicht, denn der Vermieter erhält damit wieder ein Grund für eine höhere Miete, der Mieter muss also doch die Kosten tragen. Damit sind auch Mitnahmeeffekte möglich. Dass der Vermieter dann in den energetischen Zustand des Gebäudes investiert, ist damit immer noch nicht gesagt.
Der bürokratische Aufwand könnte zudem recht hoch sein. Wie legt man fest wie hoch die Abgabe für das jeweilige Gebäude ist, richtet man sich nach dem bedarfsabhängigen oder verbrauchsabhängigen Energieausweis? Wie weit wird sich die Abgabe reduzieren nach der Investition, wird diese Reduzierung von dem theoretischen Zielwert, wie bei der KfW-Förderung, oder von der tatsächlichen Energieeinsparung, abhängig gemacht?
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.