Könizer Stadtmusikanten

Aller Anfang ist schwer. Das gilt besonders, wenn man beschliesst, ein Instrument zu erlernen. Oder die Eltern das so wollen. Ich hatte einen Fahrgast, eine resolute junge Dame mit rotem Haar, Brille und Trompete unter dem Arm. Wir fanden sofort die gleiche Tonhöhe. Sie war aufgeweckt, ja redselig, aber schien einen Dämpfer zu haben, das spürte ich. Ob es mit der Trompete zusammenhängt, fragte ich, oder mit Köniz, wo ich sie abholte, oder mit beidem. Sie hatte ein Konzert gegeben, mit ihrem Musikverein, an einem Samstag Nachmittag, der eigentlich viel zu sonnig war, um in einer staubigen Turnhalle zum Marsch aufzublasen. Der Verein spiele völlig an den heutigen Bedürfnissen vorbei, sogar in den eigenen Reihen habe sich Widerstand geregt. Und dann war da noch die Sache mit der Vereinskasse. Ein dissonanter Haufen Musikanten, die Bier ausschenken, dieses Arrangement kann ja nur schief klingen. Und anspruchsvoll seien sie gewesen, die Gäste, haben auf ihrem Mineralwasser bestanden bis auf den fucking letzten Schluck. Fortissimo. Loch im Sparschwein. Der Verein, der sei doch irgendwie gut. Tue ihr gut. Der Rhythmus, immer montags, mit der Trompete. Handlich ist das Instrument. Ich habe mal einen Fahrgast mit Kontrabass aufgeladen, heavy stuff, und sperrig noch dazu. Einen Kontrabassisten lässt man nicht einfach stehen, sowas erlebt man nicht alle Tage, das sind echte Raritäten. Und so haben wir das Ungetüm kurzerhand auf das Dach gepackt, und sind gefahren wie auf Eier. Bahnhof Bern. Die Trompeterin steigt aus, lächelt. Ich lächle zurück, drehe die Musik auf. Jamie Cullum. Leichtigkeit des Vereins. Ich muss plötzlich an den Müller denken.

image: t.bo79

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