Königin der Wüste

Königin-der-Wüste-(c)-2015-Polyfilm(7)

Königin der Wüste

5Drama

Nach etlichen vielgefeierten Erfolgen im Bereich der Dokumentarfilme verlässt Werner Herzog seine Komfortzone dieses Jahr wieder und präsentiert mit Königin der Wüste einen biographischen Film im pompösen Hollywood Stil.

Alles dreht sich Rund um eine Frau, die die Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts vor allem im Raum des mittleren Ostens maßgeblich geprägt hat: Gertrude Bell (Nicole Kidman), deren Forschungsreisen über ihre archäologische und ethnologische Arbeit maßgeblich zur Völkerverständigung und zur modernen Grenzziehung der Region beigetragen hat, ebenso zur Formierung des modernen Iraks.

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Hierbei folgt Herzog Bell von ihren Anfängen in England, von dem sie sich jedoch aus Reiselust und Langeweile schnell trennt um nach Bagdad aufzubrechen. Dort vertieft sie sich in die Studien der persischen Sprache und Kultur und trifft auf den Diplomaten Henry Cadogan (James Franco) mit dem sie eine Liebschaft eingeht, die jedoch tragisch endet. Bagdad kann sie hieraus kaum noch halten und sie beginnt die entlegensten Gegenden der arabischen Halbinsel zu bereisen und mit deren nomadischen Völkern in meist freundlichen Kontakt zu treten. Auf ihren Wanderschaften trifft sie hierbei auch auf den jungen T. E. Lawrence (Robert Pattinson), besser bekannt als Lawrence von Arabien, und verliebt sich erneut tragisch in den Engländer Charles Doughty-Wylie (Damian Lewis).

Soweit so gut – auf dem Papier scheint Nicole Kidman auch die perfekte Person zu sein um die starke Frau Bell zu repräsentieren, die sich während die Suffragetten in Großbritannien um Rechte kämpften einfach in die große Welt aufmachte um auf eigene Faust ihre Spuren zu hinterlassen. Leider ist dies jedoch nicht immer zu spüren. Zu sehr fixiert auf die Romanzen ist Herzog in seiner Nacherzählung und zu leicht buckeln die Männer, die ihr stellenweise den Weg blockieren vor Bell, ohne dass sie ihre kämpferische und selbstsichere Seite je viel herauskehren müsste. So bleibt alles etwas seicht und gleichförmig, daran hat auch Kidman nicht viel ändern können.

Etwas seltsam spielen auch ihre Liebhaber. Franco gibt sich zwar große Mühe als der niedere Diplomat mit Charme zu glänzen, wirkt jedoch oft zu hölzern und theatralisch in seiner Ausführung. Die Leidenschaft fehlt hier, ebenso wie bei späteren Techtelmechteln mit Lewis als Doughty-Wylie, was den Fokus auf diese Bereiche von Bells Biographie etwas unerklärlich macht. Robert Pattinson ist jedoch überraschenderweise recht interessant als ein sehr junger Lawrence, vielleicht weil er Nicole Kidman keine sanften Liebesbezeugungen zuflüstern muss. Ein wenig von den eigentlichen Reisen der Gertrude Bell bekommt man zum Glück dennoch zu sehen, und dies in eindrucksvollen Bildern, die gleichsam die Schönheit der Wüste wie auch deren tödliche Kraft illustrieren können. Unterlegt wird dies von einem meist subtilen Sountrack, der sich in den richtigen Momenten in das Crescendo wagt.

Dennoch bleibt auch die Dramaturgie irrsinnig seicht. Hindernisse finden sich nur in kurzen Widerworten diverser Männer, die Bell ihre Reisen nicht gönnen oder erlauben wollen, sie jedoch immer unbehelligt überall hin ziehen lassen. Auch bei den Wüstenvölkern wird eventuelle Gefahr nur kurz angedeutet, diese löst sich jedoch in Windeseile wieder in Wohlgefallen auf. So schafft es Herzog nicht eine eigenständige Frau spannend zu illustrieren, deren Leben in Wirklichkeit auf einige Höhen und Tiefen und scheinbar unüberwindbaren Widerstand stieß, nur um diesen aus eigener Kraft zu überwinden. Wenigstens bringt der Film die Frau hinter den bunten Bilder dem Zuschauer ins Bewusstsein, jedoch ist es einfach kein Gütezeichen wenn man die spannenden Teile anderorts nachschlagen muss.

Regie und Drehbuch: Werner Herzog, Darsteller: Nicole Kidman, James Franco, Robert Pattinson, Damian Lewis, Filmlänge: 128 Minuten, Kinostart: 11.09.2015, koenigin-der-wueste.de


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Autor

Axel Sabitzer

Aufgabenbereich selbst definiert als: Blockbuster-Kritisierer. Findet “When you want to know how things really work, study them when they’re coming apart.” (Gibson) schon richtig, ärgert sich aber trotzdem oft über schlechte Filme.


 
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