Konglomerate im Theater in der List Hannover: Das war ein großartiges Eröffnungsfest, so habe ich es empfunden, so etwas habe ich bei einer Vernissage noch nicht erlebt - und ganz unerwartet viele Leute (mit Kind und Hund) waren gekommen! Das freut mich sehr, denn hier wurde mit großem Einsatz - vor allem von Sascha Windolph - ein Ausstellungsort gestaltet, der Erfolg verdient!
Konglomerate: 53 Künstlerinnen und Künstler zeigen in den kargen Räumen ihre Werke der verschiedensten Techniken, ein Gemenge, eine Zusammenballung aus verschiedenen Materialien - Konglomerate eben.
Das Eröffnungsfest, das wegen des großen Andrangs spontan in den Theatersaal verlegt wurde, bestand aus vier Teilen: Zunächst spielte Michaela von Pilsach Sätze aus der 3. Suite für Cello von Benjamin Britten. Dann hielt Harrie Müller-Rothgenger vom Theater eine launige und zugleich fundierte Rede. Es folgte eine längere Performance mit Cellomusik, Projektion und Zeichnung - die allerdings musste im Forum stattfinden, weil es so vorbereitet war (also leider nicht von allen gut einsehbar). Abschließend konnte man sich einen Film von Laleh Barzegar über Bäume im Iran ansehen - das war dann, wenn man so will, schon das erste Ausstellungsstück.
Müller-Rothgenger reflektierte in seiner Rede erst einmal schmunzelnd den Begriff "Konglomerate". Weil er natürlich nicht alle Werke einzeln besprechen konnte, griff er einige wenige heraus - und ordnete ihnen jeweils ein Gedicht oder Prosastück zu. Zu einem namenlosen Bild mit einer Kopf stehenden nackten Frau von Anna Eisermann sprach er "Die gestundete Zeit" von Ingeborg Bachmann; auch "Autumn Rock" von Tülin Colakgil wurde mit Ingeborg Bachmann geehrt. Zu der Skulptur "Die Leichtigkeit des Seins" von Norbert Diemert wählte er erwartungsgemäß ein Zitat aus "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Milan Kundera - um nur wenige Beispiele zu nennen.
Sehr beeindruckend dann die Performance von Monika Herrmann, Cello, Andreas Lange, Projektion, und Birgitta Martin, Zeichnung. Ein wunderbarer, sich steigernder Zusammenklang von Musik, Bewegung und Kohlezeichnung. Die Bilder können naturgemäß nur einen schwachen Eindruck vermitteln.
Der poetische grün-graue Film von Laleh Barzegar, der schließlich wiederum im Theatersaal gezeigt wurde, schuf einen Eindruck vom pfleglichen, geradezu zärtlichen Umgang mit Bäumen im Iran und ihrer Bedrohung in einer boomenden Stadt.
Danach konnte man wieder die vielen Werke betrachten - doch war es immer noch ziemlich voll in dem lang gestreckten Raum. Ich denke, ich werde noch einmal die Ausstellung besuchen und die vielen ganz unterschiedlichen Werke in Ruhe auf mich wirken lassen.
Den Besuch der Ausstellung kann ich empfehlen, besonders wenn man die erstaunliche Vielfalt hannoverscher Künstler wahrnehmen möchte. Die Werke werden noch bis zum 19. Februar 2012 vor den Vorstellungen und nach Vereinbarung gezeigt. Alle Werke und Titel können der angefügten PDF-Datei entnommen werden.
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Text und Bilder: Helge Mücke, Hannover.