Konflikte lösen

Von Lesyi

Wer ein Team leitet, hat früher oder später mit zwischenmenschlichen Spannungen zu tun – sei es als «Teil des Problems» oder als vermittelnde Drittperson; so oder so jedoch hoffentlich als «Teil der Lösung». Hier ein paar Gedanken, wie man in leitender Position zur Lösung beitragen kann:

1. Ich bewege die Situation im Gebet vor Gott – wie sieht sie wohl aus Gottes Perspektive aus? Ich erbitte mir und bemühe mich um eine Haltung, die allen Beteiligten von Herz das Beste wünscht. Jeder der nachfolgenden Punkte findet im Gespräch mit Gott statt.

2. Ich plane den nächsten Schritt – dabei überlege ich mir, wie die Situation danach idealerweise sein sollte, denn: Das Ende des nächsten Schritts ist die Ausgangslage für den übernächsten! Wichtiger als der nächste “Sieg” ist der langfristige Erfolg. – Ich überlege mir zum Beispiel, mit welcher Erkenntnis und Stimmung eine Aussprache enden soll. Es kann helfen, diese wenigen (!) Punkte auf einen Zettel geschrieben mit ins Gespräch zu nehmen.

3. Ich lasse alle Beteiligten wissen, dass ich eine Win-win-Lösung finden möchte. In der Position als Team-Leiter weise ich darauf hin, dass ich nicht nur das Wohl der direkt beteiligten Individuen im Blick habe, sondern auch dasjenige des Gesamt-Teams.
In besonders komplexen Situationen besprechen wir und einigen uns auf ein realistisches Teilziel für das kommende Gespräch. Als Gesprächsleiter wache ich darüber, dass wir dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren.

4. Ich erläutere den Rahmen, innerhalb dessen wir nach einer Lösung suchen. Dieser Punkt erfordert einiges an Vorarbeit, denn ich soll alle “no-goes” benennen, sodass die verbleibenden Optionen allesamt im Rahme des Möglichen liegen. Kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass X seine Arbeitszeit weiter reduziert? …dass Y die fragliche Verantwortung abtritt? …dass Z unser Team an jener Konferenz vertritt? Falls nicht, platziere ich diese Optionen als «ausserhalb des Rahmens der Möglichkeiten». Natürlich hilft es, wenn dies einleuchtend begründet werden kann.

5. Ich lasse die Konfliktpartei erläutern, wie für sie «Win» aussehen würde. Gut möglich, dass die ersten Erläuterungen keinen grossen Verhandlungsspielraum offen lassen, denn der Mitarbeiter will um jeden Preis an die fragliche Konferenz gehen. Im Gespräch suchen wir nach den zugrunde liegenden Wünschen und Bedürfnissen (an der Konferenz könnte man einen alten Freund treffen; die anderen Konferenzteilnehmer würden die Nichtteilnahme als Versagen interpretieren, was angesichts der Spannungen im privaten Umfeld als nicht verkraftbar empfunden wird). – Hier ist gutes und wohlwollendes Zuhören matschentscheidend. Man darf sich selbst bei grosser Menschenkenntnis und reicher Führungserfahrung nicht der Illusion hingeben, dass man die wahren Beweggründe des anderen kennen würde. Die Suche nach den wahren Gründen führt unter Umständen auf heikles Terrain, wo sich mein Gesprächspartner verletzlich macht. Hoffentlich konnte ich im 3. Schritt glaubhaft kommunizieren, dass ich wirklich an einer für alle Beteiligten guten Lösung interessiert bin.

6. Wir suchen kreativ nach einer Win-Win-Lösung innerhalb des gesteckten Rahmens. Bei diesem Schritt wird es besonders wichtig sein, Gott als guten Ratgeber einzubeziehen. Dies kann zum Beispiel durch kurze Momente der Stille geschehen. Gegebenenfalls erinnere ich an das gemeinsam vereinbarte Ziel und gebe mich mit billigen Kompromissen nicht zufrieden.

7. Wir kommen zum Schluss – bestenfalls mit einer befriedigenden Lösung. Andernfalls halten wir die vorläufigen Resultate fest und einigen uns auf nächste Schritte.

8. Ich werte das Gespräch für mich aus: Was habe ich versprochen? Was kann ich aus dem Gespräch lernen? Gibt es etwas zu klären oder zu bereinigen?

9. Ich kümmere mich um mein seelisches Wohl, besonders wenn das Gespräch emotional anstrengend war. Es hilft (sowieso!) zu wissen, wie ich das am besten tun kann.

Was erlebst du als hilfreich? Danke für Ergänzungen!

Bildquelle: communityplaythings.co.uk