WEIMAR. (fgw) Die Humanistische Akademie Berlin hatte am 2. und 3. Dezember zu einer von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Konferenz eingeladen. Ihr Titel lautete: „Laizismus und Gleichbehandlung? Politischer Humanismus im Streit der Richtungen in der Staat-Kirche-Trennung“. Das Auftaktreferat hielt Ingrid Matthäus-Maier. Ingrid Matthäus-Maier, Verwaltungsrichterin und langjähriges Mitglied des Bundestages, ist heute Mitglied des Beirates der Giordano-Bruno-Stiftung und Vorsitzende des Kuratoriums der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie sprach über: „Laizismus in Deutschland? Eine juristische und politische Betrachtung.”
Ingrid Matthäus-Maier zählte 1974 zu den Autoren des FDP-Programmpapiers „Freie Kirche im freien Staat”. Dieses ist in seiner konsequenten laizistischen Aussage bis heute unübertroffen. Allerdings ist es in dieser Partei mehr oder weniger auch in Vergessenheit geraten. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition Anfang der 1980er Jahre wechselte die Politikerin zur SPD. Hier zählt sie heute zu den führenden Köpfen eines 2010 gegründeten Laizistischen Arbeitskreises.
Die Referentin gab mit ihrem lebendigen und zugleich politisch und juristisch fundierten Vortrag einen Überblick über die in Deutschland nach wie vor „hinkende Trennung” der verfassungsrechtlich gebotenen Trennung von Staat und Kirche. Den unwürdigen Umgang ihres Parteivorstandes mit den SPD-Laizisten geißelte sie mit deutlichen Worten.
In ihrem Vortrag lobte sie demgegenüber den Antrag der LINKEN-Bundestagsfraktion vom 12. April 2011 „Grundrechte der Beschäftigten von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen stärken” als das Beste zu diesem Thema seit Jahren. Sie teilte auch mit, daß sie in einem Schreiben die SPD-Fraktion aufgefordert habe, diesen Antrag zu unterstützen.
Da mein Kollege Dr. Carsten Frerk vom Humanistischen Pressedienst bereits ausführlich über diese gut besuchte bundesweite Konferenz berichtet hat, verzichtet freigeist-weimar.de auf tiefergehende Ausführungen und möchte lediglich zu einem weiteren Vortrag einige Anmerkungen machen.
Am zweiten Tag referierte Michael Bauer, einer der Bundessprecher der SPD-Laizisten, über „Laizismus – Streitergebnisse in Deutschland 2010/11 aus parteipoltischer Sicht”. Er gab einen sachlichen Überblick über die Stellung der Bundestagsfraktionen zu den beiden Amtskirchen und zu ihrer Stellung zum Thema „Trennung von Staat und Kirche”, wobei der Schwerpunkt hier doch bei der SPD lag.
Im Anschluß gab, ungeplant, der Autor dieser Zeilen als Landessprecher der Thüringer LINKEN Laizisten einen Überblick zum Thema Laizismus in seiner Partei, als Stichworte seien genannt: Öffentliche Programm-Debatte in der Zeitung „Neues Deutschland”, Beschluß des Erfurter Programms 2011, Satzungsrechtliches zu innerparteilichen Zusammenschlüssen sowie Gründung, Werden und Wachsen der Thüringer LAG „Laizismus” mit Hinweis auf die zuvor gegründete bayerische laizistische Landesarbeitsgemeinschaft. Verschwiegen wurden auch die Probleme nicht, wie die Begriffsverwirrung bei manchen Parteifunktionären und Ablehnungsgründe für laizistische Bestrebungen.
Dieser Kurzvortrag wurde mit Aufmerksamkeit und viel Beifall aufgenommen. War doch in der Öffentlichkeit mehr oder weniger unbekannt, daß es auch in der LINKEN laizistische Bestrebungen und Gruppen gibt. Solches wurde und wird zumeist mit der SPD assoziiert. Aus dem Publikum wurde geäußert, daß die Öffentlichkeit diesbezüglich mit der LINKEN nur die kirchen- bzw. papstfreundlichen Äußerungen von Bodo Ramelow oder Petra Pau in Verbindung bringt.
Alles weitere möge man im bereits oben erwähnten hpd-Artikel nachlesen. Und – auf den leider erst im nächsten Jahr vorliegenden Konferenzband darf man gespannt sein.
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]