„In Deutschland sind Konditor und Patissier oft zwei verschiedene Dinge - ein Überblick."
Wenn ich mich in meinem Umfeld mit Freunden oder Bekannten über meinen Beruf unterhalte, dann führt das oft dazu, dass ich ihnen erklären muss, wo denn eigentlich die Unterschiede zwischen den beiden Berufen Konditor und Patissier liegen.
Heute versuche ich es auch euch zu erklären, wo die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen den beiden Berufsbildern liegen und dabei werdet ihr teilweise überrascht sein, was man als Konditor bzw. Patissier doch so alles macht, dabei ist vieles einfach nur in Vergessenheit geraten, was nicht zuletzt auch an den Konditoren selbst liegt. Los geht's mit einem kleinen Überblick über mein süßes Handwerk. Euer Michael.
Konditor - Ausbildung, klassische OrientierungAls Konditor in Deutschland hat man es nicht immer leicht, so wird der Bereich zwischen Konditorei und Bäckerei doch weiter miteinander vermischt, was dazu führt, dass man schon das ein oder andere Mal nach einem guten Brotrezept gefragt wird. Die älteren Generation wissen das Handwerk des Konditors besser und genauer einzuschätzen. Oder hättet ihr etwa gedacht, dass man als Konditor auch lernt, wie man Speiseeis herstellt? Nein. Kein Wunder. Diesen Zweig des Handwerks haben wir Konditoren mit wenig Beachtung an die vielen Italiener übergeben, die dieses Handwerk in Deutschland perfekt beherrschen, doch mittlerweile wird auch das Eis des deutschen Konditors wieder populärer und neu entdeckt.
Hier in Deutschland verbindet man meistens üppige Torten oder Törtchen mit vielen schönen oder kitschigen Verzierungen mit unserem Handwerk. In einigen Teilen Deutschlands gäbe es manche Konditoreien ohne Blechkuchen gar nicht, was den großen Handwerksbereich nur bedingt ausschöpft.
Aber Halt, es gibt auch noch positive Überraschungen, so wagen immer mehr Konditoren das Experimentieren mit neuen Rezepturen abseits der altbekannten Grundrezepte und alteingesessenen Traditionen. - Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe die Traditionen in der Konditorei, aber es braucht auch unbedingt Fortschritt, ansonsten verlieren Konditoren den Anschluss. - Aufwendig dekorierte Torten mit Fondant, Blütenpaste oder Modellierschokolade werden auch hier in Deutschland immer populärer und revolutionieren so auch langsam das Handwerk. Doch wir arbeiten natürlich auch weiterhin mit Schokolade, Marzipan, Nougat und ja auch Trendprodukten à la Superfood und beherrschen das Verarbeiten und Ausarbeiten wie sonst keiner.
Um sich selbst Konditor nennen zu dürfen muss man eine zwei bis dreijährige Ausbildung durchlaufen, die einem mehr oder weniger gefällt, und danach kann man tolle Erfahrungen in anderen Betrieben sammeln, bevor man beginnt seinen Meister zu machen, was schlussendlich oft zum eigenen Café oder zur Leitung einer Abteilung führt. Konditoren trifft man meistens nur in klassischen Konditoreien und Cafés an und sollte sich doch einmal einer in ein Restaurant verirren, dann gehört er zum wohl geringsten Anteil, der sich dann auch Patissier nennen darf.
Patissier - französisch, feine KünsteDer Rebell in unserem Handwerk, den es eigentlich gar nicht gibt bei uns in Deutschland. Klingt komisch, ist aber so. In Deutschland kann sich eigentlich jeder als Patissier bezeichnen, da es dafür keine eigene Ausbildung gibt, wobei sich hinter der Bezeichnung ein gänzlich anderer Beruf verbirgt, der auch einige Tücken mit sich bringt.
So sind die meistens Patissiers keine Konditoren sondern Köche, die lernen zwar Vieles aus dem Konditorenhandwerk in deren Ausbildung, doch nicht alles gelingt ihnen so, wie einem gelernter Konditor.
Das bedeutet an sich, dass es Patissiers auch hauptsächlich in der Gastronomie gibt, also im Restaurant oder im Hotel, wobei es in Hotels oft erst ab fünf Sterne aufwärts einen eigenen Patissier bzw. eine eigene Patisserie gibt.
Wenn ich im À-la-carte-Geschäft arbeite, dann geht es oft darum, tolle eindrucksvolle Desserts zu kreieren, die nicht nur mit ihrem Aussehen punkten können, sondern auch - dank vieler verschiedener Komponenten - ein Geschmackserlebnis bieten sollen. Für ein Dessert entwickelt man dann verschiedene Mousse, Cremes, Konsistenzen und Texturen, um sie schließlich auf einem Teller zu vereinen.
Kümmert man sich im Hotel um das Buffet, dann werden des Öfteren waghalsige Schaustücke aus Schokolade, Zucker oder Eis geformt, um das Buffet, was meistens aus diversen Gläsern mit Mousse und einigen Kuchen besteht, imposanter wirken zu lassen.
Der mit Abstand größter Nachteil an diesem Beruf sind wohl die unregelmäßigen Arbeitszeiten, wie sie in der Gastronomie nunmal üblich sind. In der Theorie ist das ein oder andere natürlich nicht erlaubt, was die Arbeitszeiten angeht, aber die Praxis sieht oft anders aus. Doch lange Arbeitszeiten bringen einem näher mit dem gesamten Küchenteam zusammen.
Fazit - Was/wer ist jetzt besser?Ganz klar keiner. Jeder muss für sich selbst entscheiden, in welchem Bereich er arbeiten möchte und wo er sich verwirklichen kann. So habe ich während meiner Ausbildung festgestellt, dass es mir einfach liegt Torten und Törtchen auszutarieren und mir neue kreative Füllungen einfallen zu lassen. Und natürlich auch feinste Macarons und erlesene Tartes. Das ist mit einer der Gründe für diesen Blog, da man in der Arbeit nicht immer alles ausleben bzw. ausprobieren kann, was man sich vorstellt.
Ich selbst sehe mich als Konditor, doch bin ich vom kreativen Denken und Handeln, wie ein Patissier, was nicht zuletzt an meiner vielfältigen Ausbildung liegt. Mich selbst sehe ich mehr als Patissier in Frankreich, die denken nämlich fast genauso wie ich.