Zuerst einmal sorry an meine treuen Leser, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen. Wahrscheinlich die längste Zeit überhaupt in den über 11 Jahren, die ich diesen Blog schreibe. Dabei ist es ja gar nicht so, dass nichts passiert wäre in der Triathlon- und Ausdauer-Szene. Ganz im Gegenteil…
Aber es ist nun einmal so, dass ich auch selbst ein wenig ermüdet bin: Immer die gleichen, langweiligen Produkttests, die gleichen langweiligen Rennberichte und vor allem immer die gleichen, langweiligen Interviews in denen leider die Interviewer ein um’s andere Mal schlecht vorbereitet ihre eigenen Fragen selbst beantworten, „Multiple Choice-Antwortmöglichkeiten“ vorgeben und ganz häufig mehrere Fragen zugleich stellen, damit auch die Chance minimiert ist, dass diese tatsächlich beantwortet werden. Eine Lernkurve ist aus meiner Sicht kaum zu erkennen…
Die Qualifikation für die IRONMAN-Weltmeisterschaft
Aber nun zu einem (im Grunde gar nicht so) aktuellen Thema, der Qualifikation für die IRONMAN-Weltmeisterschaft in Kailua-Kona, Hawaii. Angetriggert wurde ich durch die frohe Botschaft, dass sich einige Athleten aus meinem direkten Umfeld einen Quali-Slot in Frankfurt sichern konnten. Alles toll, die Freude war groß. Und gleichzeitig die Überraschung im einen oder anderen Fall. Wie ich ja nie müde wurde zu erwähnen, ist es seit einigen Jahren sehr sinnvoll, unbedingt zum Awards Banquet zu gehen und die Slotvergabe bis zum bitteren Ende durchzustehen – man weiß einfach nie, was passiert.
Geschenkte Kona-Slots
Und so kam es, dass auch mal wieder ein 4:39 h-Marathon reichte für eine Hawaii-Quali. Auf der einen Seite freut es mich total für dem Einzelnen, vor allem, wenn eine Teilnahme an den „World Championships“ seit Jahren der große Traum ist und man schon einen „verdammt außergewöhnlich guten Tag“ brauchen würde. Auf der anderen Seite passiert das, was aus IRONMAN-Sicht auf keinen Fall passieren sollte: Dass die Qualifikation zur Weltmeisterschaft nämlich zu einem reinen Glücksspiel verkommt bzw. zu einem Statistik-Spiel. Obwohl, die zweite Variante läuft den Machern von IRONMAN tatsächlich gut rein. Das Signal lautet nämlich: Wenn Du ein treuer IM-Starter bist, erhöhst Du mit jedem Finish die Wahrscheinlichkeit, bei der Slot-Vergabe einfach Glück zu haben (Gesetz der großen Zahl). So geschehen im Extrem bei meiner 2015er-Quali beim IRONMAN Austria in Klagenfurt. Da reichte bei uns M45ern der 49. Platz in der AK, um sich einen Kona-Slot zu sichern. Ob das allerdings im Sinne der Erfinder ist?
Erstens ist dann leicht vorstellbar, wie nervig die Slotvergabe ist (und der arme Paul Kaye musste ganz ruhig bleiben). Platz 4? Platz 4? Platz 4? . . . Platz 5? Platz 5? Platz 5? You get the picture! Am Ende gab er entnervt auf und ließ alle, die nach Kona wollten einfach vor zur Bühne kommen. Damit nimmt man sich selbst das Wertvollste, dass die IRONMAN-Organisation hat – den Mangel, die Rarität. Wir Menschen sind nun einmal seit Kindestagen an darauf konditioniert, dass der Wert einer Sache steigt, wenn sie rar ist (das ist auch der Grund, warum Mütter ihren Töchtern eingebläut haben, sich rar zu machen – und das funktioniert nachweislich sehr gut). Der Nimbus von Kona hängt einzig an diesem Thema. In dem Moment, wo sich jeder einfach anmelden könnte und Lieschen Müller und Fritze Flink und zehntausend andere an der Startlinie stehen würden, wäre die gesamte Veranstaltung nur noch die Hälfte wert.
Die Situation bei den Profis
Das ist auch EIN Grund, warum bei den Profis das sogenannte Kona Pro Ranking (KPR) eingeführt wurde. Denn bei der Masse an Wettkämpfen ist das Pro-Feld inzwischen so ausgedünnt, dass man eine weitere künstliche Hürde einbauen musste. Ansonsten würde Onkel Jörgi sich zwischenzeitlich vielleicht sogar in einem gut gewählten Rennen mit demnächst 50 Jahren als Professional qualifizieren können. Als ein Beweis von vielen möglichen, sei der IM UK von gestern genannt. Ganze sieben (7) männliche und vier (4) weibliche Profis finishen das Rennen überhaupt. Finde den Fehler!
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