“Kon Tiki” von Joachim Rønning & Espen Sandberg

© DCM Film Distribution GmbH / Die Mannschaft der Kon-Tiki Expedition

© DCM Film Distribution GmbH / Die Mannschaft der Kon-Tiki Expedition

Zwei Götter, die aufeinander prallen: Thor, der nach Odin höchste Gott in der nordischen Mythologie, Symbol von Mut und Stärke. Qun Tiksi Wiraqucha, kurz Tiki genannt, eine der wichtigsten Gottheiten der Inka, Schöpfer ihrer Zivilisation. Dass sich aus diesen beiden Figuren kein phantastisches Abenteuer entwickelt, sondern eine, wenngleich auch leicht fiktionalisierte wahre Geschichte, dass ist dem in einem kleinen Dorf südlich von Oslo, in Norwegen aufgewachsenen Regisseur Joachim Rønning und seinem Partner Espen Sandberg („Max Manus“) zu verdanken. Sie sind für „Kon-Tiki“ verantwortlich, dem ersten norwegischen Film der für die beiden wichtigsten amerikanischen Filmpreise, den Oscar und den Golden Globe, nominiert wurde. Der Film dreht sich um die Kon-Tiki Expedition des norwegischen Archäologen Thor Heyerdahl (gespielt von Pål Sverre Hagen), der beweisen wollte, dass Polynesien nicht von Menschen aus dem Westen, sondern aus Südamerika, aus Peru bevölkert wurde. Hierzu mussten sie nur den Pazifik, eine Strecke von 5000 Meilen mit einem Floß überqueren. Heyerdahl, ein Pragmatiker, schlägt denselben Weg ein, um seine Theorie zu beweisen. Entgegen zahlreichen Ratschlägen von befreundeten Filmemachern drehten Rønning und Sandberg auf offener See, nicht an einem künstlich erbauten Set. Das kommt dem Film zu Gute, er wirkt natürlich abenteuerlich, ein „Life of Pi“ in realistisch.

Diese Forschungsreise über den pazifischen Ozean, die Thor Heyerdahl 1947 auf einem selbst gebauten Floß aus Balsa-Hölzern antrat, war dessen einzig reelle Chance, seine revolutionäre Theorie zu beweisen, die andere Forscher ihm nicht abkaufen wollten. Mit seiner Behauptung, Polynesien sei vor 1500 Jahren von einem Floß von Südamerika aus besiedelt worden, stellt er sich gegen die gesamte Fachwelt, die vom Schreibtisch aus Forschung betreibt. Es sind fast 5000 Meilen die der Nichtschwimmer Heyerdahl auf seinem primitiven Floß und mit einer fünfköpfigen Mannschaft über das weite Meer segelt. Nur über ein Funkgerät hält die Crew sporadischen Kontakt zur Außenwelt. Die Kon-Tiki ist damit den Naturgewalten ausgeliefert: von unbarmherzigen Orkanen bis zu brutalen Haiangriffen.

Das Floß

Das Floß “Kon-Tiki”

Es beginnt aber weitaus harmloser, wenngleich auch nicht ganz ungefährlich. „Kon-Tiki“ wird mit einem kleinen Jungen eröffnet, dessen Augen so blau strahlen, dass man ihm die Worte Abenteuerlust und Forscherdrang bereits früh auf der Seele ablesen kann. In Larvik im Jahre 1920 springt der kleine Thor von Eisscholle zu Eisscholle über einen See. Es geschieht das Unvermeidliche. Der Blondschopf bricht ein, muss von einem Freund aus dem Eiswasser gerettet werden. Das Kind kann nicht schwimmen, das wird sich ein Leben lang nicht ändern, aber ebenso wird es auch auf immer und ewig diesen Abenteurer in sich haben, der sich trotz allem Unglauben immer wieder in die unmöglichsten Situationen stürzt. Da wird auch gerne der Wunsch des Vaters ignoriert, der seinem Sohn einzutrichtern versucht, doch bitte nie wieder einen solchen Unsinn zu begehen. Weder auf seinen Vater hörend, noch auf andere Vertreter seiner Forscherzunft, befördert der Film uns nach dieser Kindheitsszene viele Jahre voran. Hier ist dann Thor Heyerdahl als ausgewachsener Mann zu sehen, zu erkennen an den immer noch eisblauen Augen. Jetzt steht er zwischen den Ureinwohnern Fatu Hivas, einer Insel im Pazifischen Ozean.

Und was für eine Insel. Seine Ehefrau Liv (Agnes Kittelsen) schießt ein Foto von dieser Szenerie, die selbst in schwarz/weiß noch wie das Paradies erscheint. Heyerdahl machte Fatu Hiva überhaupt erst bekannt, durch das gleichnamige Buch dass während eben dieser 18 Monate entstand, die seine Frau und er auf der Insel verbrachten. Kameramann Geir Hartly Andreassen filmt die Bilder, als seien sie direkt aus „Die blaue Lagune“ entsprungen. Das Ehepaar badet in einem paradiesischen See am Wasserfall, sie rudern mit einem Paddelboot an der Küste entlang. Dabei wird das Landschaftsbild der Insel in sonnig warme Farben getaucht, die sofort die eigene Sehnsucht nach einem solchen Ort aufleben lassen. Nicht minder schön, ein wenig verwunderlich, werden auch die Stadtbilder genutzt. Das verschmutzte Brooklyn in New York im Dezember 1946. Selbst hier erschafft der Film ein Panorama, das über die Dächer dieses Stadtteils schweifend eine sehenswerte Kulisse abgibt.

Pål Sverre Hagen als Thor Heyerdahl

Pål Sverre Hagen als Thor Heyerdahl

Noch weitaus intensiver als diese Landschaftsbilder sind dann aber immer wieder Heyerdahls strahlend blaue Augen, die durchdringend und entschlossen dem Abenteuer entgegen blicken. Und so schippert er mit seiner Crew dann über den Pazifik, was immense Assoziationen mit Ang Lees „Life of Pi“ herauf beschwört. Weniger ein beeindruckendes 3D-Spektakel, dennoch mit den Gefahren der See so spielend, dass aus einem Langzeitaufenthalt auf einsamer See ein spannendes Unterfangen gemacht wird. Auch Thor stößt auf Wale, auf Haie, auf fliegende Fische, sieht sich mit Unwettern konfrontiert, mit Gewitterstürmen die das Kon-Tiki-Floß mit gefährlichen Wellengängen zum kentern bringen können. Aber auch die Schönheit des Meeres offenbart sich den Expeditionsmitgliedern, auch hier verblüfft die Ähnlichkeit zu „Life of Pi“, wenn fluoreszierende Meeresbewohner unter dem Floß hindurch schwimmen, der Besatzung einen einmaligen Anblick bescheren. Die Kamera wechselt immer wieder von diesen nahen Begegnungen mit dem Leben jenseits des kleinen Floßes zu weiten Blicken über das Meer, von oben wie aus Schrägansicht erstreckt sich der Pazifik in unendliche Weiten, lässt die beinahe Unmöglichkeit dieses Unterfangens, die Einsamkeit der sechs Männer noch einmal deutlich werden.

Zwar muss sich die Mannschaft um Polynesien zu erreichen mit der Kon-Tiki am Ende ihrer Reise von einer Welle über das gefährliche Raroia-Atoll tragen lassen, der sehenswerteste Moment des Films liegt dennoch kurz davor, wenn Darsteller Tobias Santelmann in der Rolle des Knut Haugland mit bloßen Händen einen Hai fängt, ihn mit aller Kraft auf das Boot zerrt und erschlägt. Das durch die Holzpfähle sickernde Blut lockt jedoch die Hai-Meute an, ein Mann fällt von Bord, kann nur dadurch gerettet werden, dass die Gedärme des toten Hais als Fischfutter und Ablenkung herhalten müssen. Selbst hier ist so viel Realismus in „Kon-Tiki“ verankert, das aus Geschichtenerzählung und biographischen Inhalten noch eine ganze Menge Glaubwürdigkeit heraus geholt wird.

 


Kon-Tiki_Hauptplakat

“Kon-Tiki“


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