Komponistenkrankheiten (1): Gute Schlüsse verpassen

Hier hat Francesconi rechtzeitig angehalten...

Hier hat Francesconi rechtzeitig angehalten…

Die Artikelreihe “Gute Schlüsse schreiben” (hier Teil eins, zwei, drei und vier) macht grad mal Pause. Stattdessen widme ich mich heute dem Thema: Wie kann man gute Schlüsse am besten vermasseln?

Anlass ist die Komposition “Herzstück” von Luca Francesconi, die ich letzten Donnerstag beim Ultraschall-Festival gehört habe. Ein tolles Stück, keine Frage. Hochvirtuos komponiert und ebenso dargeboten von den Stuttgarter Vocalsolisten. Und mit vielen tollen Schlüssen! Viel zu vielen. Denn nach jedem dieser Momente, wo man sich dachte: “Wow, toller Schluss!” – da ging es einfach weiter.

Francesconi vollbringt in diesem Stück die Meisterleistung, ungefähr sechs bis sieben Mal einen guten Schluss zu verpassen. Und der Zuhörer und Blogger fragt sich: warum? warum nur? wie kann man nur so blöd sein?!?

Es ist ja nicht so, dass Francesconi ein schlechter Komponist wäre. Der kann schreiben, zweifelsfrei. Der ist musikalisch. Mir fallen darum auf die Schnelle nur diese beiden Möglichkeiten ein:

a) Er hatte einen Auftrag für 25 Minuten, und anstatt zu sagen: “hier ist die Partitur, sind leider nur 15 Minuten geworden, dafür sind die auch richtig gut”, quält er sich noch 10 Minuten weiter.

b) Er hatte irgendeine übergeordnete Idee für die Form und hat stur daran festgehalten, obwohl sich das Stück in eine andere Richtung entwickelt hat.

Beides ist gleichermaßen schade. Und so vermeidbar! Gute Schlüsse schreiben ist schwer. Aber einen guten Schluss zu schreiben und ihn dann zu vermasseln, indem man noch einen Wurmfortsatz dranhängt – das ist wirklich bescheuert.


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